2 Die Lösung – Farbmanagement,
Farbräume und Farbprofile
Um ein vorhersehbares
Ergebnis erzielen zu können, werden die völlig unterschiedlichen
Farbeigenschaften der ständig wachsenden Zahl an Geräten mittels
Farbmanagementsystem verwaltet. Voraussetzung ist eine
Datenbasis, welche alle vom Menschen wahrnehmbaren Farben in
eindeutiger Weise beschreibt. Im Jahr 1931 wurde zu diesem Zweck
das Farbsehen mehrerer normalsichtiger Personen vermessen und im
sogenannten CIE XYZ Farbraum festgeschrieben. Später wurden
weitere Messungen durchgeführt, welche u.a. die Farbräume CIE
LAB und CIE LUV zum Ergebnis hatten. Alle diese Farbräume haben
ihre Vor- und Nachteile. Im Zusammenhang mit Farbmanagement sind
vor allem CIE XYZ und CIE LAB von Bedeutung, weil sie der
mathematischen Behandlung von Farbwerten entgegenkommen.
Die Farben, welche ein
Gerät verarbeiten kann, bilden ebenfalls jeweils einen Farbraum.
Dieser ist spezifisch für genau dieses eine Gerät bzw. für diese
Gerätetype und umfasst aber immer nur eine Untermenge aller
bekannten Farben. Man spricht hier von Geräte-Farbräumen.
Hingegen sind CIE XYZ und CIE LAB geräteunabhängige
Farbräume, weil sie völlig unabhängig davon, was ein
Gerät verarbeiten kann, alle bekannten Farben beschreiben.
Stellen wir uns nun
den riesigen CIE LAB (oder CIE XYZ) Farbraum als
dreidimensionalen Körper vor, in dem alle Farben schön nach
Farbton und Helligkeit sortiert sind. Nun nehmen wir z.B. den
Farbraum des eigenen Bildschirmes - ein Gerätefarbraum, der viel
kleiner ist als CIE LAB - und suchen jenen Bereich im CIE LAB
Farbraum, welcher die Farben des Bildschirm-Farbraumes enthält.
Da es sich bei beiden um dreidimensionale Gebilde handelt, kann
der Gerätefarbraum des Bildschirmes mittels Koordinaten des CIE
LAB Farbraumes beschrieben werden. Das heißt, es besteht die
Möglichkeit, jeder Farbe im Bildschirm-Farbraum eine Koordinate
des CIE LAB Farbraums zuzuweisen. Somit wurde ein System
geschaffen, wie Farben von einem Farbraum in einen anderen
Farbraum umgerechnet werden können.
Zu guter Letzt kommen
wir nun noch zum Begriff Farbprofil. Farbprofile sind,
wenn man so will, das Regelwerk dafür, wie ein Farbraum in einen
der beiden geräteunabhängigen Farbräume (CIE XYZ oder CIE LAB)
umgerechnet wird.
Da es eine praktisch
unbegrenzte Anzahl an verschiedenen Farbräumen gibt (individuell
für jedes Gerät) und deren Farben erst durch ihre dazu passenden
Farbprofile einem exakten Farbeindruck zugeordnet werden können,
ist es zwingend notwendig, dass all diese Information jeder
Bilddatei beigefügt werden. Eine Bilddatei ohne Angabe des
verwendeten Farbraumes und ohne Farbprofil enthält keine
zuverlässigen Farbinformationen! Aus diesem Grund fügen
Bildbearbeitungsprogramme beim Speichern einer Bilddatei das
Farbprofil automatisch hinzu und berücksichten auch die
eingebetteten Profile beim Öffnen einer Bilddatei. Software,
welche das nicht automatisch macht (falls es so etwas überhaupt
noch gibt), ist für Fotografen und/oder Bildbearbeiter nicht
geeignet.
2.1 Arbeitsfarbräume
Ich habe bisher nur
Farbräume beschrieben, welche dem Neuling in Sachen
Farbmanagement vermutlich noch nie begegnet sind. Es wird also
höchste Zeit, dass wir uns jenen Farbräumen widmen, welche den
meisten Fotografen immer wieder begegnen.
sRGB, AdobeRGB
und
ProPhoto-RGB sind vermutlich die bekanntesten
Farbräume. Wer sich schon ein wenig damit beschäftigt hat,
weiß wenigstens so viel: sRGB ist klein, ProPhoto-RGB ist
riesig und AdobeRGB befindet sich irgendwo dazwischen. Auch
der vom ECI (
European Color
Initiative) empfohlene eciRGB-Arbeitsfarbraum ist größer
als sRGB, aber kleiner als ProPhoto-RGB.
Was unterscheidet
diese Farbräume von den vorhin besprochenen Gerätefarbräumen
und wozu werden sie benützt? Wie die Überschrift bereits
verrät, handelt es sich hierbei um sogenannte Arbeitsfarbräume.
Man möchte bei der Bearbeitung von Bilddateien und deren
Archivierung nicht mit unzähligen verschiedenen
Gerätefarbräumen hantieren müssen. Aus diesem Grund wurden
künstliche Arbeitsfarbräume geschaffen. Sie sind durch eine
sehr geringe Anzahl an Parametern definierbar, weshalb die
Farben einer Bilddatei in einem der Arbeitsfarbräume sehr
effizient mathematisch verarbeitet werden können.
Folgende Parameter
reichen aus, um Arbeitsfarbräume zu beschreiben:
- die jeweiligen Maximalwerte der
Farben Rot, Grün und Blau - auch Primärvalenzen
genannt
- die Gammakurve, welche den
Helligkeitsverlauf beschreibt
- der Weißpunkt, der die Farbtemperatur
der Beleuchtung angibt
2.2 Vergleich einiger
Farbräume
sRGB ist
ein vergleichsweise kleiner Farbraum. Man hat mit sRGB einen
bewusst kleinen Farbraum geschaffen, damit alle darin
umfassten Farben von möglichst allen Geräten am Markt
verarbeitet werden können. sRGB hat sich zum am
meistverbreiteten Farbraum entwickelt, sodass sogar immer
davon ausgegangen wird, dass es sich um sRGB handelt, falls
eine Bilddatei kein Farbprofil enthält und eine
Farbraum-Angabe fehlt. Z.B. setzen auch manche Fotolabors oder
Fotobuch-Anbieter voraus, dass Bilddateien im sRGB-Farbraum
geliefert werden.
Im Gegensatz zu sRGB
ist ProPhoto-RGB einer der größten verfügbaren
Arbeitsfarbräume. Zwischen sRGB und ProPhoto-RGB befindet sich
neben Anderen, der AdobeRGB-Farbraum. AdobeRGB
wurde ursprünglich von Adobe definiert, um einen RGB-Farbraum
zu schaffen, der die Farben von Druckmaschinen abbilden kann.
Im Anschluss sind
einige Farbräume zum Vergleich abgebildet.
Die erste Abbildung
zeigt sRGB (innerer “Farbklotz”) im Vergleich zum wesentlich
größeren ProPhoto-RGB (äußeres Gitternetz). Der extrem große
Farbraum von ProPhoto-RGB wird praktisch von keinem Gerät zur
Gänze abgedeckt.
Die
interaktive
3D-Darstellung erlaubt einen noch anschaulicheren
Vergleich der beiden Farbräume. Man kann sich solche
3D-Darstellungen sehr einfach auf der Homepage
https://www.iccview.de/
erstellen lassen.
Dem aufmerksamen
Betrachter wird auffallen, dass ein Teil vom „sRGB-Farbklotz“
über den Rand des ProPhoto-RGB-Farbraums hinausragt. Das würde
bedeuten, dass es Farben gibt, welche zwar im sRGB- aber nicht
im ProPhoto-RGB-Farbraum darstellbar sind. In Wahrheit wird es
nicht gelingen, solche Farben zu finden. Um das erklären zu
können, muss ich ein wenig vorgreifen und Begriffe verwenden,
welche erst später erklärt werden. Ein direkter Vergleich, wie
er in obiger Darstellung (und auch auf der Internet-Seite
https://www.iccview.de/) gezeigt wird, ist nicht ganz korrekt
und ähnelt dem „Vergleich von Äpfeln und Birnen“. Die
Zahlenwerte eines Farbraumes beziehen sich immer auf einen
sogenannten „Weißpunkt“. Dieser ist jedoch abhängig vom Licht
und das wiederum wird mittels
Farbtemperatur
beschrieben - mehr dazu etwas später.
Die Farbräume sRGB und AdobeRGB beschreiben die Farben in
Bezug auf einen Weißpunkt von 6500 Kelvin (Licht, welches
ungefähr dem bei bewölktem Himmel entspricht). ProPhoto-RGB
hingegen bezieht sich auf einen Weißpunkt mit der
Farbtemperatur von 5000 Kelvin (ungefähr das Licht der Sonne).
Licht mit einer Farbtemperatur von 6500K enthält mehr
Blauanteil als Licht mit 5000K. Das ist der Grund, warum der
blaue Teil des sRGB-Farbklotzes über den Rand von ProPhoto-RGB
hinausragt. Rechnet man das ProPhoto-RGB-Profil so um, dass
sich die Zahlenwerte ebenfalls auf einen Weißpunkt der
Farbtemperatur von 6500 Kelvin beziehen, so wandert der
sRGB-Farbklotz komplett ins Innere des
ProPhoto-RGB-Farbraumes, wie in dieser
3D-Darstellung
zu sehen ist. Mich hatte dieser scheinbare Widerspruch der
Farbraumgrößen anfänglich sehr verwirrt, als ich begann, mich
mit Farbmanagement zu beschäftigen. Aus diesem Grund möchte
ich dem Leser diese Verwirrung ersparen und ziehe es vor,
bereits jetzt darauf einzugehen, obwohl noch nicht alle dafür
nötigen Begriffe ausreichend erklärt sind.
In dieser Abbildung
ist sRGB als Gitternetz abgebildet. Im Inneren ist der
Farbraum eines (mittlerweile veralteten) Tintendruckers (HP
DeskJet 970Cxi auf Hochglanz-Photopapier) zu sehen. Es ist
erkennbar, dass beinahe alle Farben des sRGB-Farbraums auf
Papier gebracht werden konnten. Heutige Tintendrucker decken
zwar meist auch nicht den gesamten sRGB-Farbraum ab, sind
jedoch in der Lage gewisse Farben zu drucken, welche sogar
noch außerhalb des AdobeRGB-Farbraumes liegen -
hier
als interaktive 3D-Darstellung zu sehen.
2.3 Ein Experiment mit
„Aha-Effekt“
Folgendes Experiment hat mir sehr
geholfen, das Wesen der Farbräume besser zu verstehen:
Wir erstellen in Photoshop (oder dem sonst bevorzugten
Bildbearbeitungsprogramm) eine leere Bilddatei und füllen
diese mit einer Farbe, deren Zahlenwerte für Rot, Grün und
Blau wir selbst frei wählen. Ich nehme die Werte R - 255, G -
100, B - 50. Im Info-Feld von Photoshop können wir die Werte
der Kanäle nochmals überprüfen. Nun wandeln wir diese
Bilddatei in einen anderen Farbraum um - z.B. AdobeRGB.
Scheinbar passiert nichts, denn die Bilddatei sieht immer noch
gleich aus wie zuvor. Wenn wir jetzt allerdings erneut die
Zahlen im Info-Feld prüfen, so stellen wir fest, dass sich die
Werte für Rot, Grün und Blau geändert haben. Diese tragen
jetzt die Werte R - 224, G - 100 und B - 56. Wir stellen also
fest: Die gleiche Farbe in unterschiedlichen Farbräumen trägt
unterschiedliche Zahlenwerte.
Ergebnis: „In Profil umwandeln“
Wir können dieses
Experiment nun auch umdrehen. Wir erstellen eine Bilddatei im
Farbraum sRGB und füllen diese z.B. mit der Farbe R - 150, G -
190, B - 190. Jetzt wählen wir anstatt Bearbeiten ->
In Profil umwandeln die Auswahl Profil zuweisen.
Wir weisen einmal den Farbraum AdobeRGB und danach den
Farbraum ProPhoto-RGB zu. Wir stellen nun fest, dass sich
diesmal nicht die Zahlenwerte, wohl aber die Farbe am
Bildschirm verändert hat. Folgende Abbildung zeigt das.
Ergebnis: „Profil zuweisen“
RGB-Werte alleine sagen also noch nicht
sehr viel über eine Farbe aus. Erst die Angabe von
RGB-Zahlenwerten und dem verwendeten Farbraum führt zu
einer exakten Beschreibung einer Farbe. Dies illustriert auch
folgende Abbildung.
In beiden Farbtafeln
tragen die Farbflächen dieselben
Zahlenwerte für Rot-, Grün- und Blau-Kanal. Beim linken Bild
wurden die RGB-Werte korrekt in die zum sRGB-Farbraum
passenden Werte umgewandelt. Rechts wurde das
ProPhoto-Farbprofil zugewiesen. Man kann den Unterschied recht
deutlich erkennen. Dasselbe Farbfeld, welches im sRGB-Farbraum
mäßig gesättigt aussieht, erscheint im ProPhoto-RGB-Farbraum
heller und stärker gesättigt - obwohl die Zahlenwerte
identisch sind. Sollten beide Bilder identisch aussehen, dann
unterstützt das Programm, womit Sie gerade dieses Dokument
lesen, kein Farbmanagement. Für diesen Fall habe ich die
Darstellung des rechten Bildes simuliert, indem die Bilddatei
wieder nach sRGB umgewandelt(!) wurde:
Der Unterschied zum obigen linken Bild sollte deutlich
sichtbar sein.
Zusammenfassend
nochmal, weil es wirklich wichtig ist, das zu verstehen: „In
Profil umwandeln“ bedeutet, dass die in der Bilddatei
enthaltenen Farben in den neuen Farbraum so umgerechnet
werden, damit sie möglichst unverändert erhalten bleiben. Dies
ist die am häufigsten benötigte (ich würde sogar meinen, die
einzig sinnvolle) Funktion, wenn es um den Wechsel von einem
Arbeitsfarbraum in einen anderen Arbeitsfarbraum geht.
Bei „Profil
zuweisen“ bleiben hingegen die Zahlenwerte der Farben
in der Bilddatei erhalten und es wird lediglich das Farbprofil
ausgetauscht, was zur Folge hat, dass sich die Farben
verändern! Abgesehen von der Erstellung dieses Tutorials gibt
es für mich nur eine Situation, in der das Zuweisen eines
Profiles sinnvoll ist. Und zwar dann, wenn das zugewiesenen
Profil zum Zweck erstellt wurde, Farben zu korrigieren. Wenn
mein Scanner die oben gezeigte IT8-Farbtafel zu einer
digitalen Bilddatei umwandelt, weichen die Farben ein wenig
von den exakten Werten ab. Das von mir erstellte (Geräte!-)
Farbprofil korrigiert die von meinem Scanner erzeugten
Bilddateien, indem ich es zuweise(!). Anschließend
wandle ich die Bilddatei aber wieder in mein Arbeitsprofil um.
Bei diesem Schritt bleiben die Farben unverändert erhalten und
ich kann die Bilddatei in einem der üblichen Farbräume wie
sRGB usw. bearbeiten und abspeichern.
Das Zuweisen eines Farbprofiles ist also nur sinnvoll, wenn
man Farben bewusst korrigieren bzw. verändern möchte.
3 Farbmanagement in der Praxis
3.1 Die Wahl des „richtigen“
Farbraumes
Nun, da anhand
einiger Beispiele gezeigt wurde, wie deutlich sich Farbräume
voneinander unterscheiden, scheint die Wahl des richtigen
Farbraumes ziemlich eindeutig zu sein: ProPhoto-RGB deckt alle
Geräte und ziemlich alle in der Natur vorkommenden Farben ab.
Also ist man bei der Verwendung von ProPhoto-RGB wohl auf der
“sicheren Seite”!?
Speichert man alle
seine Fotos im TIFF-Format mit 16 Bit je Farbkanal ab, so
würde ich dem zustimmen. Allerdings benötigt eine solche
Bilddatei ein Vielfaches an Festplattenspeicher einer
JPEG-Bilddatei, welche je Farbkanal nur 8Bit verwendet und
zudem noch den Bildinhalt komprimiert.
8 Bit je Kanal
bedeuten 256 Abstufungen - das ist nicht wirklich viel. Es ist
aber erfahrungsgemäß ausreichend, um ein Foto in sehr guter
Qualität speichern zu können. Bedenken wir jedoch, dass der
enorm große ProPhoto-RGB-Farbraum auch eine Vielzahl an Farben
beschreibt, welche praktisch kein Gerät verarbeiten kann und
noch dazu in den meisten Bildern überhaupt nicht vorkommen!
Der ProPhoto-RGB-Farbraum hat das mehr als dreifache(!)
Volumen des sRGB-Farbraumes. Eine große Menge an Zahlenwerten
des ProPhoto-RGB-Farbraumes wird also nie benötigt! Somit
verbleiben aber für die tatsächlich benötigten Farben eines
Fotos nur mehr sehr viel weniger Abstufungen übrig.
Man kann sich das in
etwa wie eine Treppe mit 256 einzelnen Stufen vorstellen. Ich
kann mit 256 Stufen eine Höhe von 50 Metern erklimmen, oder
ich mache jede Stufe doppelt so hoch und komme damit auf 100
Meter Höhenunterschied. Umgesetzt auf unsere Farben bedeutet
dies aber, dass ich bei der Wahl von ProPhoto-RGB als Farbraum
auch dann große Stufen verwenden muss, wenn das Bild nur
geringe Farbunterschiede enthält. Bei sehr sanften Helligkeits
bzw. Farbübergängen könnte sich das dann in Form von unschönen
Bändern bemerkbar machen - vor allem, wenn das Bild bei der
Bearbeitung stark verändert wird.
Es ist also nicht
so, dass der größte Farbraum automatisch auch der Beste ist!
Erinnern wir uns daran, dass sowohl Computer-Bildschirme als
auch Fotoprinter kaum mehr als den Farbraum von sRGB abdecken.
Es hat deshalb nur in seltenen Fällen Sinn, einen besonders
großen Farbraum zu wählen. Wenn schon mit extragroßen
Farbräumen gearbeitet werden muss, sollte man aber zum
Zwischenspeichern immer ein Dateiformat wählen, welches mehr
als nur 8 Bit je Farbkanal zulässt - zum Beispiel TIFF. Bei
Speicherung von Bilddateien mit nur 8 Bit je Farbkanal, sollte
der Arbeitsfarbraum so gewählt werden, dass er möglichst genau
zum Farbraum des Endproduktes passt - dadurch erreicht man
einerseits eine möglichst feine Abstufung und behält trotzdem
noch alle darstellbaren Farben.
Wer seine Bilder
vorwiegend im Internet präsentiert, per Video eine Diashow mit
Beamer vorführt oder bei einem der vielen Fotolabors
Papierbilder drucken lassen will, sollte als Arbeitsfarbraum
sRGB wählen. Damit gibt es die geringsten Probleme - quasi ein
“Sorglospaket”. Wie schon erwähnt, setzen viele Fotolabors
voraus, dass die Bilder im sRGB-Farbraum geliefert werden.
Zudem existieren immer noch Programme, welche gar kein
Farbmanagement unterstützen und ebenfalls sRGB voraussetzen.
Bei solchen Programmen werden Fotos in AdobeRGB oder gar
ProPhoto-RGB in flauen Farben dargestellt anstatt mit mehr
Sättigung, wie vielleicht erhofft.
Wann ist die
Verwendung von AdobeRGB oder ProPhoto-RGB also sinnvoll?
Immer dann, wenn
Fotos tatsächlich Farben beinhalten, welche im sRGB-Farbraum
nicht mehr dargestellt werden können. Aber auch nur dann, wenn
das Endgerät (Monitor, Tintendrucker, Fotolabor) den größeren
Farbraum tatsächlich nützen kann. Bei Bildschirmen sind das
nur sogenannte Wide-Gamut Monitore.
Diese sind in der Lage z.B. den AdobeRGB-Farbraum ungefähr
abzudecken. Wie bereits erwähnt, sind moderne Tintendrucker
auch in der Lage, gewisse Farbtöne zu drucken, welche im
sRGB-Farbraum nicht mehr darstellbar sind. Man sollte immer
sehr darauf achten, dass im Zuge der Bildbearbeitung keine
Farben entstehen, welche vom Ausgabegerät nicht mehr
dargestellt werden können. Überprüft werden kann dies mittels
Proof-Ansicht und Einschalten der Farbraumüberschreitung
(„Gamut-Warnung“). Wie man das prüft, wird später im Detail
beschrieben.
Zusammenfassend ist
sRGB für die meisten Fälle eine gute Wahl. Wer sich für einen
anderen Farbraum entscheidet, sollte genau wissen, warum er
das tut, um für all jene Situationen vorbereitet zu sein, in
denen sRGB nicht unterstützt wird!
Was
passiert, wenn Bilddateien in anderen Farbräumen als sRGB
weitergegeben, dort dann aber ohne Farbmanagement
verarbeitet bzw. präsentiert werden, zeigt folgender
Vergleich.
Wählt man
ein Programm ohne Farbmanagement (zum Testen eignet sich
z.B. Windows Paint), würde man obenstehende Ergebnisse am
Bildschirm erhalten. Nur das “sRGB-Bild” ganz links würde
den wahren Farben am ehesten entsprechen, weil Programme
ohne Farbmanagement immer davon ausgehen, dass sRGB als
Farbraum gewählt wurde. Die beiden anderen Farbräume
werden von solchen Programmen in falschen Farben bzw. in
falscher Helligkeit dargestellt. Je größer der
Farbraumunterschied zu sRGB, desto größer die sichtbaren
Abweichungen.
Die Wahl des
Arbeitsfarbraumes hat auch Einfluss auf die Bildbearbeitung.
Zum Beispiel bewirkt ein und dieselbe Gradationskurve bei
einem Bild im sRGB-Farbraum einen anderen Helligkeitsverlauf
als bei einem Bild im ProPhoto-RGB-Farbraum. Die Mathematik
ist dieselbe, aber die Farben, welche hinter den Zahlenwerten
stecken, sind andere.
Abgespeicherte Photoshop-Aktionen können deshalb je nach
verwendetem Farbraum unterschiedliche Ergebnisse liefern! Der
Vergleich der beiden Bilder auf der folgenden Seite zeigt das.
Photoshop-Aktion bei ProPhoto-RGB
eingesetzt:
Dieselbe Photoshop-Aktion bei sRGB
angewandt:
Ein und dieselbe
Photoshop-Aktion führt beim Einsatz im sRGB-Farbraum dazu,
dass Schatten und der „blaue“ Himmel dunkler erscheinen, als
bei Verwendung im ProPhoto-RGB Farbraum. Der Unterschied ist
zwar subtil, aber auf einem guten Bildschirm dennoch zu
erkennen.
Bei der verwendeten Photoshop-Aktion wurden folgende
Bearbeitungen ausgeführt: Auto-Kontrast, Aufhellung des
gesamten Bildes durch eine nach oben gebogene Gradationskurve
und zuletzt wurde das Bild mittels
Schwarzweiß-Einstellungsebene in ein Monochrom-Bild
umgewandelt. Es empfiehlt sich, selbst Experimente
durchzuführen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln.
3.2 Farbmanagement in der
eigenen Arbeitsumgebung
Dreh- und Angelpunkt
bei der Bildbearbeitung ist immer der Bildschirm, auf dem
Bilddateien dargestellt und für die Präsentation, welche am
Ende des Prozesses steht, aufbereitet wird. Am Bildschirm wird
Gut von Schlecht getrennt, werden Format und Bildausschnitt
gewählt und Farben, sowie Helligkeit und Kontraste beurteilt
und bei Bedarf korrigiert. Wenn man dem, was man bei dieser
Arbeit sieht, nicht trauen kann, ist alles Weitere pures
Glücksspiel und hat nichts mehr mit professioneller
Bildbearbeitung zu tun. Man darf die Arbeit der Anderen erst
dann kritisieren und reklamieren, wenn man die eigene
Arbeitsumgebung nach den Regeln eines korrekten
Farbmanagements unter Kontrolle hat.
Wie unterschiedlich
Fotos auf verschiedenen Bildschirmen aussehen, kann man beim
Besuch eines Elektronik-Händlers im Einkaufszentrum erleben.
So unterschiedlich, wie die Bilder auf den Fernsehgeräten
dargestellt werden, so unterschiedlich können sie auch auf
Computer-Bildschirmen zu sehen sein.
Aus diesem Grund ist
es notwendig, dass der eigene Bildschirm zumindest kalibriert
und zusäztlich möglichst auch profiliert wird.
- Kalibrierung
- Darunter versteht man das
Einstellen eines Gerätes. Das können bei einem Bildschirm
oder Beamer die Helligkeit, Kontrast, Farbsättigung und
Farbtemperatur sein.
- Profilierung
- ist der Vorgang, die Farbwerte
zu messen, welche das Gerät produziert und anhand der
Abweichungen vom Sollwert ein Farbprofil zu erstellen,
welches letztendlich ermöglicht, Farben korrekt
wiederzugeben.
Laptop-Bildschirme
lassen in der Regel, abgesehen von einer
Helligkeitseinstellung, gar keine Kalibrierung zu. Erschwerend
kommt hinzu, dass Laptops oft in unterschiedlichstem
Umgebungslicht betrieben werden - darüber spreche ich etwas
später noch. Trotzdem kann seriöse Bildbearbeitung auch auf
Laptops durchgeführt werden, wenn man eine Profilierung
durchführt und auf das Umgebungslicht achtet.
Bei vielen
Desktop-Bildschirmen lassen sich neben Helligkeit, Kontrast
und Sättigung auch die Farbtemperatur einstellen und damit
auch an die Lichtverhältnisse der Umgebung anpassen. Für
Bildpräsentationen im Internet mag das ausreichen, weil der
größte Teil der Besucher einer Homepage selbst ebenfalls vor
einem Bildschirm sitzt, der einfach nur ist, wie er eben ist
und weder Kalibrierung, geschweige denn eine Profilierung
hinter sich hat. Sobald Bilder gedruckt werden, bin ich aber
der Meinung, dass das Erstellen von Farbprofilen zwingend
nötig ist, um zuverlässig das Ergebnis zu erhalten, was man
sich auch erwartet.
Um ein Farbprofil
für den Monitor zu erstellen, benötigt man ein Colorimeter
(oder Spektrometer). Solche Messgeräte erlauben auch die
Messung der Farbtemperatur des Umgebungslichtes. Die zum
Messgerät zugehörige Software bringt eine Reihe von farbigen
Flächen zur Anzeige, deren Farbwerte bekannt sind. Diese
Farben werden vom Messgerät erfasst und die Software errechnet
anhand der Abweichungen vom Sollwert die erforderlichen
Korrekturwerte. Am Ende wird ein Farbprofil (Monitorprofil)
erstellt und abgespeichert.
Für Scanner und
Kameras können ebenfalls Farbprofile erstellt werden. Für die
Profilierung von Scannern wird üblicherweise eine sogenannte IT8-Farbtafel
gescannt.
Es gibt diese oder ähnliche Farbtafeln in verschiedenen
Ausführungen und Größen. Für Diascanner gibt es sie auch als
Dia. Zusammen mit diesen Farbtafeln wird normalerweise auch
eine Referenzdatei mitgeliefert, welche die exakten Messwerte
der einzelnen Farbfelder listet. Neben der Farbtafel benötigt
man Software, welche die Daten der Referenzdatei mit den
Farbwerten der gescannten Bilddatei vergleicht und aus den
Differenzen ein Farbprofil erstellt. Laut meiner Erfahrung ist
eine Profilierung mit der Software, welche von den Herstellern
der Scanner beigelegt wird, nicht möglich. Eine weit
verbreitete Scanner-Software, welche das Erstellen von
Farbprofilen mittels Farbtafel unterstützt, ist Silver-Fast.
Leider ist der Lizenz-Key bei Silver-Fast nur für eine
Scanner-Type funktionsfähig. Besitzt man einen Diascanner und
einen Flachbett-Scanner, so benötigt man zwei Lizenzen
(zumindest war das noch so, als ich mich vor Jahren
diesbezüglich informiert hatte). Ich besitze bereits seit
vielen Jahren Vuescan. Diese Software unterstützt (fast?) alle
am Markt erhältlichen Scanner und wird laufend um neu auf dem
Markt erscheinende Scanner erweitert. Was die Unterstützung
von Farbprofilen betrifft, hat Vuescan jedoch einen Nachteil.
Es werden nur die von Vuescan selbst erstellten Profile
unterstützt. Diese Profile sind jedoch leider nur simple
Matrix-Profile und keine LUT-Profile. Besitzt man aber ein
Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Photoshop), womit Profile
zugewiesen werden können, dann kann man den Vorteil von
LUT-Profile dennoch nützen. Vuescan erlaubt nämlich das
Abspeichern der RAW-Daten eines Scans - also die Zahlenwerte,
wie sie der Sensor liefert (diese Daten wurden noch nicht in
ein Arbeitsprofil umgewandelt). Öffnet man diese Bilddatei
z.B. in Photoshop, kann man ein zuvor erstelltes
LUT-Farbprofil zuweisen und erhält somit ein korrigiertes
Farbbild. Anschließend muss dieses Bild nur noch in ein
Arbeitsprofil (sRGB, AdobeRGB, etc.) umgewandelt und
gespeichert werden. Dieser Bearbeitungsprozess kann je nach
verwendetem Bildbearbeitungsprogramm sogar automatisiert
werden.
Bei Digitalkameras
muss man bzgl. Farbprofilen unterscheiden: Lässt man die
Kamera schon beim Fotografieren JPEG-Bilddateien erstellen, so
hat man keine Möglichkeit, eine Farbkorrektur mittels
Farbprofil durchzuführen. Die Kamera verwendet zwar intern
sicherlich auch ein Farbprofil, dieses kann aber nicht durch
ein anderes ersetzt werden. Die Kamera wandelt die vom Sensor
gelesenen RAW-Daten unter Anwendung eines intern fix
abgespeicherten Farbprofils direkt um in eine fertige
Bilddatei. Bei manchen Kameras kann man wählen, ob diese
Bilddatei im Farbraum sRGB oder AdobeRGB erstellt werden soll.
Eine ordentlich durchgeführte Farbkorrektur mittels
Geräteprofilen ist in diesem Fall nicht möglich.
Die bessere
Variante ist, dass man die Kamera RAW-Dateien speichern lässt.
RAW-Bilder enthalten die vom Sensor produzierten
Messwerte und haben noch keinerlei Farbkorrekturen
durchlaufen. Alle Bearbeitungs-Schritte, welche für die
Erstellung einer JPEG-Datei nötig sind und sonst von der
Kamera erledigt werden, müssen nun mit einem sogenannten
RAW-Konverter
(z.B. Lightroom, Adobe Camera Raw, Capture One, ...)
durchgeführt werden. Dazu gehört neben der Umwandlung in einen
Arbeitsfarbraum auch der Weißabgleich. Der Vorteil der
Verwendung eines RAW-Konverters ist, dass Weißabgleich und
Farbraum-Umwandlung mit einhergehender Farbkorrektur
nachträglich durchgeführt werden können und nicht schon bei
der Aufnahme festgelegt werden müssen. Es kann der gesamte
Farbraum, den die Kamera imstande ist abzudecken, genützt
werden. RAW-Konverter erlauben auch die Verwendung selbst
erstellter Farbprofile. Zudem hat man eine große Auswahl an
Arbeitsprofilen für die fertig bearbeitete Bilddatei. Es ist
somit möglich, den für den jeweiligen Verwendungszweck idealen
Farbraum zu wählen. Ein Beispiel für die Erstellung eines
Farbprofils wird auf Seite
elsewhere
vorgestellt.
Will man seine
Fotos selbst drucken, so benötigt man auch dafür Farbprofile.
Da die Eigenschaften der Papiersorten sehr unterschiedlich
sein können, ist für jedes Papier ein eigenes Farbprofil
erforderlich. Drucker-Hersteller liefern Farbprofile für
Papiersorten aus dem eigenen Haus oft mit oder stellen sie zum
Download zur Verfügung. Auch Papierhersteller stellen
Farbprofile für häufig verwendete Fotodrucker zur Verfügung.
Allerdings trifft das nicht für alle
Drucker/Papier-Kombinationen zu und zudem sind diese
Farbprofile zwar meist bereits gut brauchbar, aber vielleicht
nicht ausreichend, um auch noch das letzte Quäntchen an
Farbgenauigkeit drucken zu können. Hat man sich in ein
Fotopapier verliebt, wofür kein Farbprofil für den eigenen
Drucker existiert, muss man sich selbst eines erstellen.
Das Aussehen des
Druckes ist stark davon abhängig, welches Papier verwendet
wird - das hatten wir gerade eben angesprochen. Abhängig vom
Papier sind aber auch Einstellungen im Druckertreiber nötig.
Je nach Papiersorte muss dies beim Druck gewählt werden.
Als Beispiel dient
hier ein Epson-Drucker der Type SC-P900. Auf folgende
Einstellungen ist ganz besonders zu achten, wenn man sich
selbst ein Farbprofil erstellen möchte:
- Medium
- Die Einstellung der Papiertype
muss unbedingt mit dem verwendeten Papiertyp übereinstimmen.
Diese Einstellung steuert nämlich die Tintenmenge, welche
aufs Papier aufgetragen wird. Je nach
Oberflächenbeschaffenheit wird mehr oder weniger Tinte
benötigt. Das hat selbstverständlich großen Einfluss auf das
Druckergebnis. Bekannte Papierhersteller wie z.B.
Hahnemühle, Canson, Ilford etc. liefern Informationen dazu,
welcher Medium-Typ bei den diversen Druckerherstellern zu
wählen ist. Falls nicht, muss man selbst den am besten
passenden Typ wählen.
Je nach Wahl des Papiertyps können zusätzliche
Einstellmöglichkeiten erscheinen.
- Qualität
- Auch diese Einstellung hat
Einfluss auf das Druckergebnis.
- Modus
- Egal, wie sich dieser Menüpunkt
auch nennt, es muss dafür gesorgt werden, dass keine
Farbkorrektur erfolgt. Es darf vom Druckertreiber kein
Farbprofil verwendet werden und es sollen keine
Farbkorrekturen durch den Treiber durchgeführt werden. Das
selbst erstellte Farbprofil soll vom Programm womit gedruckt
wird verwendet werden und nicht vom Drucker selbst bzw.
dessen Treiber!
Es ist von großer
Bedeutung, dass beim Druck auf ein bestimmtes Papier immer
exakt dieselben Einstellungen der oben genannten Parameter
verwendet werden wie beim Erstellen des Farbprofils! Manche
Druckertreiber erlauben es, Einstellungen zu speichern - wie
hier zum Beispiel bei diesem Drucker. Man findet den Punkt
hier in der ersten Zeile unter „Einstellung auswählen“ bzw.
„Speichern/Löschen“. Falls das nicht möglich ist, sollte man
sich die Einstellungen notieren, welche bei der Erstellung des
Profils für ein bestimmtes Papier verwendet wurden.
Es existieren
diverse Softwareprodukte, welche den Anwender beim Druck
unterstützen, Druckereinstellungen korrekt und immer gleich
durchzuführen, gedruckte Projekte abzuspeichern etc.
Zum Erstellen eines
Drucker-Farbprofils, benötigt man ein Spektrometer. Ein
Colorimeter, welches für die Bildschirm-Profilierung verwendet
werden kann, ist für die Drucker-Profilierung nicht geeignet.
Zusammen mit dem Messgerät erhält man normalerweise auch die
nötige Software.
Der Ablauf zur
Erstellung eines Druckerprofils ist Folgender:
- Druckereinstellungen je nach
gewähltem Papier durchführen und notieren bzw. abspeichern
(siehe oben)
- Programm für die Erstellung des
Farbprofils starten und die damit erzeugten Farbfelder
drucken
- Mit dem Spektrometer alle Farbfelder
messen
- Das Programm errechnet ein
Farbprofil, welches die Farben korrigiert
- Das Farbprofil unter einem Namen
abspeichern, woraus man auch später wieder erkennen kann,
für welchen Drucker und welches Papier es erstellt wurde
3.3 Arbeitsplatzbeleuchtung
Der Mensch ist
hinsichtlich Farbempfindung ein wahres Wunderwerk der Natur.
Zum Beispiel ist er in der Lage sowohl bei Tages- als auch bei
Kerzenlicht die Farbe eines Blattes Papier zu erkennen. Im
Kerzenlicht würde ein technisches Messgerät ein weißes Blatt
Papier als orange Fläche interpretieren. Bei bewölktem Himmel
würde das Messgerät aber die Farbe Blau anzeigen. Der Mensch
sieht hingegen immer ein weißes Blatt. Da die gesamte Umgebung
in ein getöntes Licht gehüllt ist, stellt sich das menschliche
Auge darauf ein und erkennt die Farbe des Objektes unabhängig
von der Art der Beleuchtung. Gerade die Fähigkeit der
“Adaption” kann jedoch auch zur Fehlerquelle im gesamten
Bearbeitungsprozess eines Fotos werden.
Glühkörper, wie
unsere Sonne, liefern Licht. Ein Körper, welcher gerade heiß
genug ist um selbst zu leuchten, erscheint in dunklem Rot. Je
heißer der Glühkörper, desto mehr verschiebt sich die
Lichtfarbe über Dunkelrot, Hellrot, Orange, Gelb und Weiß bis
hin zu Blau. Man spricht demzufolge auch von der Farbtemperatur
des Lichtes. Niedrige Farbtemperatur entspricht hohem
Rotanteil. Hohe Farbtemperatur enthält mehr Blau.
Paradoxerweise empfindet der Mensch ein Licht mit viel
Rotanteil als warm und Licht mit hohem Blauanteil als kalt.
Das hat jedoch damit zu tun, dass das Licht unter Wolken oder
im Schatten (also Orte, an denen es erfahrungsgemäß kühler ist
als im direkten Sonnenlicht) einen hohen Blauanteil hat. Das
Blau des Himmels rührt aber nicht daher, dass ein Glühkörper
ganz besonders heiß strahlt, sondern weil die dicke
Erdatmosphäre kurzwelliges blaues Licht stärker streut als
langwelliges Rotlicht.
Die Sonne liefert
Licht mit einer Farbtemperatur von etwa 5500 Kelvin.
Halogenlampen besitzen eine Farbtemperatur von etwa 2800K.
Andere Lichtquellen wie zum Beispiel Leuchtstoffröhren,
LED-Lampen oder auch Bildschirme strahlen nicht durch ihre
große Hitze. Aber man vergleicht ihr Farbspektrum mit jener
eines Glühkörpers, welcher ein ähnlich gefärbtes Licht
erzeugen würde und kann auf diese Weise ebenfalls einen
Farbtemperaturwert nennen.
Monitorhersteller
lassen ihre Geräte im Allgemeinen mit einer Farbtemperatur von
etwa 6500K erstrahlen. Diese Farbtemperatur ist technisch
günstig, um ein möglichst helles Bild zu erzeugen. Eine
Farbtemperatur von 6500K entspricht ungefähr dem Licht an
einem bewölkten Tag. Betrachtet man ein Foto auf Papier im
Lichte eines bedeckten Himmels und vergleicht es mit der
Anzeige am Bildschirm, sollten keine größeren Abweichungen
festzustellen sein. Vorausgesetzt, dass das Foto durchgehend
von der Aufnahme bis zum Druck einen Prozess mit korrektem
Farbmanagement durchlaufen hat und der Bildschirm ebenfalls
auf 6500K kalibriert und profiliert wurde! Sitzt man jedoch
abends vor demselben perfekt eingestellten Bildschirm und
betrachtet das Papierbild nochmals im Licht der Halogenlampe,
so werden die Farben ganz massiv voneinander abweichen. Das
Foto, welches am Bildschirm zu sehen ist, wird blaustichig
erscheinen. Würde man versuchen, dem Blaustich
entgegenzuwirken und schickt dieses “korrigierte” Bild dann
ins Fotolabor, wird die Enttäuschung groß sein. Das Papierbild
vom Fotohändler ist nun extrem rotstichig.
Was ich damit
verdeutlichen möchte: Es genügt nicht, den Bildschirm auch
noch so exakt zu kalibrieren und zu profilieren, wenn das
Umgebungslicht im Raum stark von der Farbtemperatur des
Bildschirmes abweicht! Will man fotografierte Objekte (egal ob
Gemälde, eine Blume oder ein Foto aus dem Schuhkarton der
Großeltern) mit der Abbildung am Bildschirm direkt vergleichen
und die Übereinstimmung der Farben beurteilen, müssen
Farbtemperatur des Bildschirms und Farbtemperatur des
Umgebungslichtes möglichst genau übereinstimmen!
Aber das
Umgebungslicht ändert sich ja ständig! Am Morgen scheint das
warme Licht der Morgensonne ins Büro, zu Mittag erhellt der
blaue Himmel den Raum durchs Dachfenster und abends wird die
Tischlampe eingeschaltet. Wie soll man unter solch wechselnden
Bedingungen jemals exakte Farben am Bildschirm ermitteln
können? Profis, welche davon leben, dass ihre Produkte in den
korrekten Farben dargestellt werden, sorgen für das passende
Umgebungslicht. In der Druck-Branche werden Monitore häufig
auf 5000 Kelvin kalibriert, der Raum wird nur schwach mit
Licht derselben Farbtemperatur ausgeleuchtet und zum Vergleich
des fertig gedruckten Bildes befindet sich am Arbeitsplatz
eine Leuchtbox mit kräftigem Licht, welches ebenfalls einer
Farbtemperatur von 5000K entspricht. In diese Box gehaltenes,
unbedrucktes Papier hat dieselbe Helligkeit wie der komplett
weiße Bildschirm. Das wäre die ideale Arbeitsumgebung.
Ein auf 6500K
kalibrierter Bildschirm stimmt zuhause nur dann einigermaßen
mit dem Umgebungslicht überein, wenn das Licht eines bedeckten
Himmels durchs Fenster scheint. Arbeitet man abends bei
Kunstlicht, ist es sehr schwer, die Korrektheit der Farben am
Bildschirm zu beurteilen. Besser dunkelt man den Raum so stark
ab, dass der Bildschirm selbst die vorherrschende Lichtquelle
am Arbeitsplatz ist. Hochwertigere Bildschirme bieten oft auch
die Möglichkeit, eine schwarze Blende anzubringen, um zum
einen seitlich einfallendes Licht zu verhindern, aber auch, um
weniger vom Umgebungslicht beeinflusst zu werden. Dann passt
sich das menschliche Auge an die Farbtemperatur des
Monitorlichtes an und es fällt leichter, stimmige
Farbkorrekturen durchzuführen. Bei zu dunklem Raum läuft man
jedoch Gefahr, Helligkeit und Kontrast falsch einzuschätzen.
Ich verwende am
Abend eine Bildschirmlampe, deren Farbtemperatur geregelt
werden kann. Bildschirme und Lampe sind auf 6500K eingestellt
und die Lampe leuchtet nur sehr dezent - bloß, um die
Arbeitsfläche ein wenig zu beleuchten. Gedruckte Bilder
beurteile ich am liebsten bei Tageslicht am Fenster. Ein
Vergleich direkt neben dem Bildschirm ist in meiner
Arbeitsumgebung nur eingeschränkt möglich, wenn das Tageslicht
gerade zufällig passt bzw. indem ich die Bildschirmlampe (auf
6500K eingestellt) vorübergehend auf maximale Helligkeit
stelle und das Foto direkt darunter halte. Wichtig ist aber
vor allem, dass man sich der Problematik bewusst ist und die
gedruckten Bilder lieber unabhängig vom Bildschirm direkt am
Fenster beurteilt und nicht danach, wie sie am Schreibtisch
neben dem Bildschirm aussehen (ausgenommen, man hat die
idealen Bedingungen einer Druckerei).
Man muss sich auch
immer dessen bewusst sein, dass ein Druck auf Papier niemals
die Brillianz eines Bildes am Monitor erreichen kann. Papier
leuchtet ja nicht selbst, sondern reflektiert nur einen Teil
des einfallenden Lichtes. Schwarz wird nie so schwarz und Weiß
auch nie so weiß sein, wie am Bildschirm. Gute
Bildbearbeitungssoftware wie z.B. Photoshop bietet die
Möglichkeit, das Bildergebnis eines gedruckten Bildes zu
simulieren. Die dafür nötige Funktion wird Softproof
genannt. Auch Lightroom, Capture One und viele andere
professionelle Programme bieten diese Funktion. Benötigt wird
dafür allerdings ein Farbprofil, welches den Drucker in
Kombination mit dem verwendeten Papier und Tinte beschreibt.
Manche Fotolabore liefern solche Profile. Mehr zur Anwendung
etwas später.
Die folgenden
Bilder zeigen den starken Einfluss des Umgebungslichtes auf
die Farbwahrnehmung. Bei diesem Experiment habe ich eine
Farbtafel auf den Monitor eines Laptops gelegt und rechts
daneben ein Foto derselben Farbtafel abgebildet. Der Monitor
dieses Laptops wurde zuvor auf eine Farbtemperatur von 6500K
kalibriert. Bei der ersten Aufnahme erhellte das Licht eines
bewölkten Himmels den Raum, sodass Umgebungslicht und
Farbtemperatur des Monitors weitgehend übereinstimmten.
Nun verdunkelte ich
den Raum und beleuchtete die Farbtafel mit einer Halogenlampe,
welche Licht mit einer Farbtemperatur von 2800K produziert.
Der Monitor zeigt die Abbildung nach wie vor mit einer
Farbtemperatur von 6500K an.
Die Kamera war auf
automatischen Weißabgleich eingestellt und hat wohl
irgendeinen Wert zwischen den Farbtemperaturen der
Halogenlampe und dem Monitor gewählt, wie im linken Bild zu
sehen ist. Rechts habe ich den Weißabgleich der Kameraaufnahme
manuell auf eines der grauen Felder der Farbtafel
durchgeführt. Das führt zwar dazu, dass die Farbtafel nun
einigermaßen korrekte Farben zeigt, aber die Bildschirmanzeige
verschiebt sich dadurch noch stärker ins Blau. Unter solchen
Lichtbedingungen Farbkorrekturen am Laptop durchzuführen, wäre
pures Glücksspiel. Dass das Bild aus dem Fotolabor dann auch
die gewünschten Farben zeigt, halte ich für eher
unwahrscheinlich.
3.4 Farbeinstellungen im
Bildbearbeitungsprogramm
Wir haben uns nun
mit den Grundlagen von Farbräumen und Farbprofilen vertraut
gemacht und den Bildschirm so kalibriert und profiliert, dass
wir mehr oder weniger korrekte Farben und Kontraste sehen.
Wenigstens können wir davon ausgehen, dass die empfundenen
Farben nicht mehr weit vom “wahren” Wert abweichen.
Nun sind noch ein
paar Anpassungen im Bildbearbeitungsprogramm durchzuführen.
Hier soll das am Beispiel von Photoshop gezeigt werden.
Die
Grundeinstellung für das Farbmanagement erfolgt im Menü
“Farbeinstellungen”. Hier wird der Arbeitsfarbraum festgelegt,
welcher standardmäßig während der Bearbeitung und beim
Speichern des Fotos angewandt wird. Ich beschränke mich hier
auf den RGB-Farbraum, da die Ausgabe meiner Fotos immer am
Bildschirm, Tintendrucker oder über das Fotolabor erfolgt und
nicht über eine Druckerei (dann müsste man sich auch mit den
CMYK-Farbräumen beschäftigen). Als Arbeitsfarbraum habe ich Adobe
RGB (1998) konfiguriert. Weitere Einstellungen habe ich
unter “Farbmanagement-Richtlinien” vorgenommen. Ich möchte,
dass ich informiert werde, falls Bilddateien Farbprofildaten
enthalten, welche nicht mit dem eigenen Arbeitsfarbraum
identisch sind. Solche Bilddateien sollen nicht automatisch in
meinen Arbeitsfarbraum konvertiert werden, sondern bevorzugt
beibehalten werden.
Im Bereich
“Konvertierungsoptionen” wähle ich “Relativ farbmetrisch”.
Diese Einstellung bewirkt, dass alle Farben, welche innerhalb
des Farbumfanges meines Arbeitsfarbraumes liegen, unverändert
bleiben. Alle Farben, welche außerhalb des Farbraumes liegen,
werden beschnitten auf den Maximalwert des Arbeitsfarbraumes.
Eine eventuell ebenfalls sinnvolle Einstellung wäre
“Perzeptiv”. Falls in einem Foto Farben vorkommen, welche den
Gamut (Farbumfang) des Arbeitsfarbraumes überschreiten, werden
diese so umgerechnet, dass sie innerhalb des verwendeten
Farbraumes zu liegen kommen. Damit diese Farben aber von
anderen Farben unterschieden werden können, müssen auch jene
Farben “gestaucht” werden, welche sich bereits innerhalb des
Arbeitsfarbraumes befanden. Andere
Konvertierungs-Einstellungen sind in der Fotografie kaum
sinnvoll. Folgende Grafiken zeigen die unterschiedlichen
Methoden “Relativ farbmetrisch” und “Perzeptiv”.
Eine weitere
wertvolle Einstellung kann bei manchen Fotos “Sättigung der
Monitorfarben verringern um: …” sein. Zeigt ein Foto in stark
gesättigten Bereichen keine Strukturen mehr, kann mit dieser
Option festgestellt werden, ob tatsächlich keine Strukturen in
der Bilddatei vorhanden sind, oder ob lediglich der Farbumfang
des Bildschirmes überschritten wird.
Photoshop
ermöglicht eine “Vorschau” auf das endgültige Druckergebnis,
wenn man im Besitz des Farbprofiles des Ausgabegerätes ist.
Manche Fotolabore bieten auf ihren Internetseiten das
Farbprofil des verwendeten Fotoprinters an. Hier im Beispiel
habe ich das Farbprofil eines Druckers bei Verwendung mit
Epson Premium Glossy Photopapier eingestellt. Die
“Renderpriorität” entspricht der vorhin schon besprochenen
Konvertierungsoption in den Farbeinstellungen. Man kann
diesen Wert auch noch im Zuge des Druckens aus Photoshop
heraus verändern. Stellt das Fotolabor ein ICC-Profil ihres
Belichters bzw. Druckers zur Verfügung, kann man dieses Profil
hier eintragen, um eine Vorschau in Photoshop zu simulieren.
Das dafür benötigte
Werkzeug befindet sich in Photoshop unter Ansicht ->
Proof einrichten -> Benutzerdefiniert.
Nachdem man das
Farbprofil des Fotoprinters in der Zeile “Zu simulierendes
Gerät” eingetragen hat, kann durch die Tastenkombination
<Strg>+<Y> zwischen der Ansicht im Arbeitsfarbraum
und dem Farbraum des Ausgabegerätes gewechselt werden. Diese
Funktion ist insbesondere zusammen mit der
“Farbumfang-Warnung” äußerst hilfreich. Die Farbumfang-Warnung
bzw. auch Gamut-Warnung genannt, kann mit den Tasten
<Strg>+<SHIFT>+<Y> ein und ausgeschaltet
werden.
Ich möchte an
dieser Stelle noch etwas genauer auf die verschiedenen
Methoden bei der Transformation von Bildern zwischen
Farbräumen eingehen. Grundsätzlich sollte so wenig wie möglich
zwischen unterschiedlichen Farbräumen gewechselt werden, denn
bei jeder Umwandlung gehen Informationen verloren, da sich ja
die Größen der Farbräume unterscheiden. Normalerweise genügt
es, wenn das RAW-Bild aus der Kamera im RAW-Konverter in einen
Arbeitsfarbraum konvertiert wird. Falls anschließend noch
Veränderungen z.B. in Photoshop erfolgen, sollte man keine
8bit-JPEG Datei, sondern besser eine 16bit TIFF- oder
PSD-Datei erzeugen. Die fertig abgespeicherte Bilddatei wird
dann nur mehr im Zuge der Ausgabe auf ein Gerät - sei es ein
Monitor oder ein Drucker - in dessen Farbraum umgewandelt.
Wie schon erwähnt,
stehen mehrere Möglichkeiten bei den Methoden der Umwandlung
zur Verfügung. “Perzeptiv” sorgt dafür, dass der
Gesamteindruck inklusive Strukturen im Bild möglichst erhalten
bleibt. Bei größeren Abweichung der intensivsten Farben vom
Zielfarbraum, kann jedoch ein insgesamt etwas flaueres Bild
entstehen.
Die Einstellung “
Relativ
Farbmetrisch” verändert jene Farben, welche sich
innerhalb des Zielfarbraumes befinden, nicht. Alle außerhalb
liegenden Farbbereiche erhalten die ähnlichste, noch im
Zielfarbraum darstellbare Farbe. Das kann dazu führen, dass
Bereiche im Bild zu einer komplett gleichfarbigen Fläche
verschmelzen. Dafür bleiben aber sowohl die Sättigung, als
auch die Helligkeit in allen anderen Bereichen erhalten. Ich
bevorzuge meist diese Methode, weil ich schon bei der
Bearbeitung im RAW-Konverter möglichst dafür sorge, dass solch
kritische Bereich gar nicht oder wenn schon, dann nur sehr
kleinflächig auftreten. Denn bei der perzeptiven Umwandlung
kann ein kleiner, kaum sichbarer, aber weit außerhalb des
Zielfarbraumes befindlicher Farbfleck das gesamte Bild
beeinflussen. Welche der beiden Methoden in einem speziellen
Fall aber tatsächlich die bessere ist, probiert man am besten
aus. Es ist nicht leicht vorab eine richtige Entscheidung zu
treffen. Auf Seite
elsewhere
zeige ich ein Beispiel einer Farbraumumwandlung, bei der der
Quellfarbraum den Zielfarbraum bei weitem überschritt. Ich
zeige das nicht, um eine bestimmte, ideale Vorgangsweise
daraus ableiten zu können, sondern ganz im Gegenteil nur als
Anregung, es im konkreten Fall mit beiden Methoden zu
versuchen.
Weiters gibt es
noch die Methode “Absolut Farbmetrisch”. Dabei
passiert eigentlich dasselbe, wie bei “Relativ Farbmetrisch”
(Helligkeit und Sättigung bleiben erhalten, außerhalb des
Zielfarbraumes liegende Farben werden durch die ähnlichste
darstellbare Farbe ersetzt), aber die Farbtemperatur wird
nicht an den neuen Farbraum angepasst. Diese Methode ist
meiner Recherche nach nur für spezielle Situationen in
Druckereien sinnvoll.
Nachfolgende
Abbildung zeigt die beiden in der Fotografie relevanten
Umwandlungsmethoden Perzeptiv und Relativ
Farbmetrisch. Das Ausgangsbild war im
ProPhoto-RGB-Farbraum und enthielt Rottöne, welche teilweise
schon deutlich außerhalb des sRGB-Farbraumes gelegen sind.
Zielfarbraum war ein Druckerprofil, um das endgültige Aussehen
am Papierbild zu simulieren.
An dieser Stelle
möchte ich auch noch auf ein Verhalten von Photoshop
hinweisen, welches mir sehr viel Zeit geraubt hat. Photoshop
bietet zwar beim Umwandeln der Farbprofile immer alle Methoden
an, führt aber je nach Farbprofil anstatt der ausgewählten Perzeptiv-Methode
trotzdem nur die Umwandlung mit der Methode Relativ
Farbmetrisch aus!
Eine perzeptive
Umwandlung ist nämlich nur dann möglich, wenn das
Ziel-Farbprofil eine sogenannte LUT-Tabelle enthält. LUT steht
für Lookup Table und enthält Daten, welche für Farbkorrekturen
benötigt werden, welche nicht durch einfache mathematische
Kurven definiert werden können. ICC-Profile, welche
Arbeitsfarbräume, wie z.B. sRGB, AdobeRGB oder ProPhoto-RGB
beschreiben, enthalten keine LUT, weshalb eine perzeptive
Umwandlung damit nicht möglich ist. Schön wäre, wenn Photoshop
in solchen Fällen die Wahl der Perzeptiv-Methode gar nicht
erst zulassen würde.
Wer dennoch
unbedingt eine perzeptive Umwandlung nach sRGB vornehmen will,
für den stellt das
International Color Consortium (ICC)
ein Profil mit LUT zur Verfügung. Die Linkadresse dafür
lautet:
http://www.color.org/profiles/srgb_appearance.xalter
Man kann die perzeptive Umwandlung in dieses Farbprofil mit
LUT durchführen und anschließend, wenn man möchte, das
Standard-sRGB-Profil einfach zuweisen (oder umwandeln oder
einfach lassen, wie es ist).
3.5 Überschreitung des
Farbraumes
Vor allem bei
kräftigen Farben von Blumen, Textilien oder Kunststoffen kann
der Farbraum des Ausgabegerätes bzw. des
Ziel-Arbeitsfarbraumes rasch überschritten werden. In solchen
Fällen muss man auf irgendeine Weise dafür sorgen, dass sie
innerhalb des Ausgabefarbraumes zu liegen kommen. Anderenfalls
kann es passieren, dass man großflächige Farbkleckse ohne
Struktur im Endergebnis erhält. Die im vorigen Kapitel
gezeigte Blume überschreitet den Farbumfang von sRGB schon und
es ist zu befürchten, dass auch der Farbumfang des
Fotoprinters im Fotolabor überschritten wird. Das können wir
mittels der im vorigen Kapitel bereits angedeuteten
Proof-Einstellung überprüfen.
Alle blau
eingefärbten Flächen kann der Fotoprinter nicht mehr korrekt
darstellen, da dessen Farben außerhalb des Drucker-Farbraumes
liegen.
Mit welcher Farbe
die Farbraumüberschreitung markiert wird, kann in den
Voreinstellungen definiert werden - siehe Abbildung.
Hätte ich das Foto
schon von der Kamera als JPEG-Datei mit dem sRGB-Farbraum
speichern lassen, wäre nichts mehr zu machen, da die
Farbinformationen außerhalb des sRGB-Farbraumes bereits
verloren wären. Ich speichere meine Fotos jedoch mit meiner
digitalen Spiegelreflexkamera prinzipiell im RAW-Format ab.
Dadurch ist sichergestellt, dass die komplette Information
erhalten bleibt und spätere Korrekturen noch möglich sind.
Es gibt mehrere
Lösungsansätze um die Rot-Sättigung zu reduzieren. Man kann
beim Druck “Perzeptiv” einstellen, damit alle Farbwerte in den
Druckerfarbraum “gepresst” werden. Damit erleiden aber unter
Umständen sehr große Farbflächen starke Veränderungen. Es ist
deshalb vielleicht besser, einen Versuch zu wagen, den allzu
weit außerhalb des Zielfarbraumes liegenden Farbbereichen mit
den Mitteln der Bildbearbeitung beizukommen. Wenn der
RAW-Konverter eine sogenannte Proof-Ansicht und
Farbumfang-Warnung zulässt
, kann bereits im RAW-Konverter korrigiert werden, was ich
bevorzuge. Falls der RAW-Konverter dieses Feature aber nicht
bietet, würde ich das Foto mit einer Farbtiefe von 16 Bit je
Farbkanal und einem großen Farbraum (z.B. ProPhoto-RGB) ins
TIFF-Format konvertieren und anschließend die betroffenen
Farbtöne mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeiten.
Ich habe hier in
diesem Fall mit dem Color Editor von Capture One die Farbe
ausgewählt, welche sich außerhalb des Drucker-Farbraumes
befand und deren Helligkeit so lange reduziert, bis die
Gamut-Warnung fast komplett verschwunden ist. Kleinflächige
Farbraumüberschreitungen ließ ich zu, damit der Gesamteindruck
nicht zu flau wird. Anschließend habe ich die Mitteltöne
wieder etwas aufgehellt, damit der Gesamteindruck nicht allzu
dunkel wird. Das Foto ist zwar erkennbar dunkler als zuvor,
zeigt aber in allen Teilen Zeichnung und trotzdem kräftige
Farben. Dieses Bild wäre nun geeignet für den Druck auf dem
Photoprinter ohne Farbabrisse oder Zeichnungsverluste in Kauf
nehmen zu müssen. Ob der eigene Versuch der Farbraumumwandlung
oder die perzeptive Umwandlung ein besseres Ergebnis liefert,
kann man Dank Softproof-Funktion herausfinden
4 Anhang
4.1 Farbmodelle - Farbräume
- Farbprofile
Im Zusammenhang mit
dem Farbmanagement stößt man ständig auf die drei Begriffe
Farbmodell, Farbraum und Farbprofil. Diese werden teils
vermischt oder gleichgestellt, was aber nicht korrekt ist und
dazu führt, dass es den Einstieg in diese Materie erschwert -
zumindest erging es mir so.
- Farbmodelle
- sind mathematische Methoden, um
Farben zu bestimmen und zu spezifizieren.
- Farbräume
- sind eine klar definierte Menge
an Farben. Sie sind eine praktische Anwendung eines
Farbmodells.
- Farbprofile
- sind eine Ansammlung von Werten
und mathematischen Funktionen, welche einen Farbraum exakt
beschreiben und eine Umwandlung in einen anderen Farbraum
ermöglichen.
Die bekanntesten
Farbmodelle sind RGB (additive Farbmischung von Rot,
Grün und Blau), CMYK (subtraktive Farbmischung mit
Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz), LAB (Helligkeit,
Rot-Grün-Achse, Blau-Gelb-Achse) und HSL/HSB/HSV (Farbton,
Farbsättigung und Helligkeit).
Widmen wir uns
zunächst dem RGB-Farbmodell. Es ist das Farbmodell,
womit jeder Fotograf in Berührung kommt. Sowohl der
Kamerasensor als auch das menschliche Auge „funktionieren“
nach diesem Modell. Im menschlichen Auge befinden sich
sogenannte Stäbchen und Zapfen. Während
die Stäbchen nur Helligkeitsunterschiede erkennen können,
dienen die Zapfen dem Farbensehen. Es gibt Zapfen, welche auf
kürzere Wellenlängen (blau), mittlere Wellenlängen (grün) und
lange Wellenlängen (rot) ansprechen. Je nach Lichtfarbe werden
diese Zapfen unterschiedlich stark stimuliert. Das Gehirn
wertet diese Signale aus und erzeugt daraus einen
Farbeindruck. Die Summe aller drei Farbanteile ergibt den
eigentlichen Farbeindruck - man spricht deshalb von Additiver
Farbmischung. Die uns vertrauten Arbeitsfarbräume sRGB,
AdobeRGB, ProPhoto-RGB und viele weitere sind RGB-Farbräume.
Auch die Gerätefarbräume für Kameras, Scanner, Bildschirme und
Projektoren sind üblicherweise RGB-Farbräume.
Druckmaschinen
verwenden das CMYK-Farbmodell. Der Name setzt sich
zusammen aus den englischen Wörtern Cyan, Magenta, Yellow
(Gelb) und Key (damit ist Schwarz gemeint). Anstatt von nur
drei Farben, wie wir es vom RGB-Farbmodell her kennen,
beschreibt CMYK eine bestimmte Farbe mit vier Werten. Zudem
wird im Gegensatz zum RGB-Farbmodell nicht additive
Farbmischung verwendet, sondern Subtraktive Farbmischung.
Jeder, der schon mal mit Wasserfarben gemalt hat, kennt die
subtraktive Farbmischung. Wenn die grüne Farbe im Farbkasten
bereits zur Neige ging, so konnte man sich dadurch behelfen,
die Farben Gelb und Blau zu mischen. Auch beim Druck entsteht
der Farbeindruck dadurch, dass ein Teil des weißen Lichtes,
welches auf ein Blatt Papier fällt, von der aufgetragenen
Farbe „verschluckt“ wird. Wenn wir Rot sehen, dann deshalb,
weil die aufs Papier gedruckte Tinte nur rotes Licht passieren
lässt und alle anderen Farben absorbiert. Vom gesamten weißen
Licht werden somit gewisse Wellenlängen „subtrahiert“ -
deshalb der Name Subtraktive Farbmischung. Auch
Tintendrucker und Laserdrucke zuhause oder im Büro verwenden
Tinten oder Toner mehrerer Farben, um den gewünschten
Farbeindruck mittels subtraktiver Farbmischung zu erzielen.
Dennoch gibt es einen wesentlichen Unterschied zu den großen
Druckmaschinen. Diese müssen nämlich tatsächlich mit den
Farbwerten eines CMYK-Farbraumes versorgt werden. Große
Druckereien fordern oft/meistens, dass Bilddateien bereits im
CMYK-Farbraum geliefert werden. Fotodrucker zuhause oder im
Büro werden mit den wohlbekannten Farben eines
RGB-Arbeitsfarbraumes beschickt. Die Umwandlung vom
RGB-Farbraum in den CMYK-Farbraum, welche nötig ist, um mit
den vielen Farbtinten eine subtraktive Farbmischung zu
realisieren, erledigen Druckertreiber bzw. die
Drucker-Firmware.
Das LAB-Farbmodell
bedient sich, so wie RGB, ebenfalls dreier Zahlenwerte.
Allerdings beschreibt der erste Wert Luminance
nur die Helligkeit und nicht einen bestimmten Farbwert. Die
beiden anderen Werte a und b beschreiben
Farben. Positive Zahlenwerte bei a bedeuten, dass
die Farbe einen gewissen Anteil roter Farbe enthält. Negatives
a steht für Grünanteil. b steht für den
Anteil von Gelb (positiv) oder Blau (negativ). Die Werte von L
reichen von Null (komplett schwarz) bis 100 (maximales Weiß).
Die Werte von a und b reichen von -128 bis
+127, während der Wert Null der beiden neutrales Grau
bedeutet. LAB ist nicht nur eine weitere Methode,
wie Farben beschrieben werden können, sondern auch ein
Farbraum. Der L*a*b*-Farbraum (CIELAB) ist ein
geräteunabhängiger Farbraum und orientiert sich an der
menschlichen Farbwahrnehmung. Damit ist gemeint, dass gleich
große Änderungen der Zahlenwerte auch einer gleich starken
Änderung der menschlichen Farbempfinung entsprechen.
Man findet bei den
gängigen Bildbearbeitungsprogrammen noch weitere Farbmodelle
wie z.B. HSB, HSL oder HSV. Diese Buchstaben stehen für Hue
(Farbton), Saturation (Farbsättigung) und Brightness,
Luminance bzw. Lightness sowie Value,
was jeweils die Helligkeit beschreibt.
Farbprofile etwas
näher betrachtet
Wie bereits
erwähnt, sind Farbprofile eine mathematische Beschreibung
eines Farbraumes. Sie werden üblicherweise in die Bilddatei
eingebettet, damit Farben und Helligkeitswerte aller
Bildpunkte im Verlauf des weiteren Verarbeitungsprozesses
korrekt behandelt werden können. Ist kein Farbprofil in
einer Bilddatei vorhanden, so wird davon ausgegangen, dass
es sich um den sRGB-Arbeitsfarbraum handelt.
Damit eine
Bilddatei bei der Ausgabe auf ein Gerät (Bildschirm,
Projektor, Drucker, Offset-Druckmaschine etc.) korrekt
dargestellt werden kann, sind Farbprofile zwingend
notwendig.
Die Umrechnung
zwischen verschiedenen Farbräumen erfolgt ein wenig
komplexer, als es in meinen bisherigen Erklärungen den
Anschein hatte. Für das notwendige Verständnis, welches zum
Arbeiten mit Farbräumen nötig ist, sind diese Details jedoch
irrelevant.
Grundsätzlich
existieren 2 verschiedene Typen von Profilen.
- Matrix-Profile
- Darin sind die Werte für Weiß-
und Schwarzpunkt, sowie die “Primärvalenzen” für Rot, Grün
und Blau gespeichert. Außerdem noch die Gammakurve. sRGB,
AdobeRGB, ProPhoto-RGB, LStar etc. basieren auf Matrizen.
Für Geräteprofile sind Matrizen nicht geeignet, weil damit
keine fehlerhaften Abweichungen beschrieben werden können.
Auch CMYK-Profile können damit nicht beschrieben werden.
- LUT-Tabellen
- Diese Tabellen enthalten
“Stützstellen” mit exakten Umrechnungswerten. Je mehr
dieser Stützstellen eine Tabelle enthält, desto genauer
ist die Umrechnung. Werte dazwischen werden interpoliert.
Verwendet werden solche Profile für Geräte- und
CMYK-Profile.
Weiters ist in
den Profilen der sogenannte Profile Connection Space
(PCS) hinterlegt. Das ist ein geräteunabhängiger
Farbraum - enweder CIE LAB oder CIE XYZ. CIE XYZ ist ein
Farbraum, welcher aus mathematischer Sicht eine effiziente
Umrechnung zwischen Farbräumen zulässt und findet Anwendung
bei Matrix-Profilen. Nachteil von CIE XYZ ist, dass
Farbabstände in dieser Farbbeschreibung nicht mit dem
menschlichen Empfinden übereinstimmen. CIE LAB wurde auf
Basis des menschlichen Empfindens kreiert und wird für
Umrechnungen von LUT-Profilen verwendet.
Sonstige Daten in
Profilen sind (bzw. können sein) die Größe in Bytes, die
Profil-Klasse (Display, Input, Output, Device Link,
Colorspace), Version und Datum, Hersteller,
Geräteeigenschaften (verwendetes Papier, ...), XYZ/Lab-Werte
der Lichtquelle, Gamma, usw.
Der Gammawert
definiert den Verlauf der Helligkeit innerhalb eines
Farbraumes. Je größer die Zahl für Gamma, desto mehr Werte
stehen für die Beschreibung der dunkleren Bereiche zur
Verfügung. Heutige Profile verwenden bevorzugt einen
Gammawert von 2,2. ProPhoto-RGB verwendet ein Gamma von 1,8.
Die Empfindlichkeit des menschlichen Auges deckt sich aber
leider nicht genau mit dem Verlauf der Gammakurven der
Farbräume. Das führt dazu, dass unnötig viele Zahlenwerte
für Bereiche verwendet werden, welche für das menschliche
Sehempfinden nicht so relevant sind bzw. ohnehin nur
Rauschen beinhalten. Man geht deshalb dazu über, Gammawerte
durch die Helligkeitsverteilung des LAB-Farbraumes zu
ersetzen. LAB ist ja ein Farbraum, welcher auf Basis des
menschlichen Empfindens geschaffen wurde. - Es bleibt
spannend, was in diesem Bereich noch passieren wird. Mehr
Details zu den Gammakurven sind im Kapitel
4.7 zu finden.
Etwas Einblick
ins Innere eines Farbprofils erlaubt das kostenlose Tool
ICC
Profile Inspector. Auch wenn vielleicht nicht alles
verständlich und für die einfache Anwendung von
Farbmanagement auch gar nicht nötig ist, so lohnt es sich
doch, ein wenig darin zu stöbern.
Hier wurde das Arbeitsprofil AdobeRGB
im ICC Profile Inspector geöffnet.
Wir können
erkennen, dass dieses Profil mit einer Größe von nur 560
Bytes (siehe Size) sehr klein ist. Der Farbraum
kann mit nur wenigen Parametern (rechte Fensterhälfte)
beschrieben werden. Interessant ist auch das Feld Device
Class. Arbeitsprofile werden der Profil-Klasse Display
zugeordnet, so wie auch die Geräteprofile für Bildschirme. Color
Space: RGB bestätigt, was wir bereits wissen - bei
AdobeRGB handelt es sich um einen RGB-Farbraum. PCS:
XYZ gibt an, welcher Profile Connection Space
für die Umrechnung in andere Farbprofile benützt wird. In
diesem Fall ist das der Farbraum CIE XYZ. Ein Doppelklick
auf rTRC, gTRC oder bTRC liefert die Gammakurve,
welche den Helligkeitsverlauf im Farbraum beschreibt - hier
zum Beispiel die Kurve für Rot.
Wir erkennen, dass der Gammawert der
Kurve 2,2 beträgt.
Als nächstes
sehen wir uns ein Geräteprofil für einen Bildschirm an. Es
handelt sich dabei um ein sogenanntes Wide-Gamut Gerät,
welches deutlich mehr als den sRGB-Farbraum abdecken kann.
Dieses Farbprofil
ist schon bedeutend größer als die Größe des vorherigen
Arbeitsprofils AdobeRGB. Die Gammakurve folgt auch hier dem
Wert 2,2. Die Werte rXYZ, gXYZ und bXYZ
geben die Koordinaten der sogenannten Primärvalenzen an.
Das sind die Koordinaten im CIE XYZ Farbraum für maximales
Rot, Grün und Blau.
Gut zu erkennen ist, dass sich das
intensivste Grün, welches der Bildschirm darstellen kann,
deutlich außerhalb des sRGB-Farbraumes befindet.
Farbkorrekturen
werden mittels LUT (Lookup Table)
durchgeführt. Da es sich hier um einen Bildschirm handelt,
der diese LUT-Korrekturtabelle in der eigenen Elektronik
abspeichern kann und selbst für die Farbkorrekturen anwendet
(„Hardware kalibrierbar“), findet man in diesem Profil keine
solche Tabelle. Für Bildschirme, welche nicht Hardware
kalibrierbar sind, können LUTs für die Farbkorrektur im
Farbprofil hinterlegt werden. Das macht sich in der Größe
des Farbprofils bemerkbar.
Als nächstes
wenden wir uns einem Eingabe-Profil (input) zu. Es
handelt sich um das Profil eines Flachbett-Scanners.
Zunächst fällt
auf, dass bei PCS diesmal Lab anstatt
XYZ steht. Offenbar wird beim Scanner-Profil ein anderer Profile
Connection Space angewandt. Grund dafür ist, dass
dieses Profil eine LUT enthält und über den CIE LAB-Farbraum
effizienter umgerechnet werden kann, als dies mit dem CIE
XYZ möglich wäre. In der rechten Fensterhälfte findet man
diese LUT-Daten in den Zeilen mit den Nummern 6, 7 und 8.
Ein weiteres Input-Gerät
ist z.B. eine Kamera. Es handelt sich hier um ein
Farbprofil, welches ich speziell für einen Repro-Ständer mit
Kunstlicht-Beleuchtung erstellt hatte.
Die rechte
Fensterhälfte ist recht übersichtlich, enthält aber eine LUT
mit einer Datenmenge von über 1,5 Megabytes. Auch hier wird
als PCS zwecks besserer Effizienz wiederum der Farbraum CIE
LAB verwendet. Ein Doppelklick auf den Eintrag wtpt
zeigt die Koordinaten des Weißpunktes an. Sie stehen für ein
Weiß bei Licht mit einer Farbtemperatur von ungefähr 2700
Kelvin.
Als nächstes
sehen wir uns die Profile von Druckern an. Zunächst das
Profil für den Tintendrucker Epson P900 beim Druck auf das
Fine-Art Papier Canson RAG Photographique.
Die Größe von
über 1 Megabyte und LAB als PCS sind typisch für ein Profil,
welches eine LUT enthält. Unter
Device Class
finden wir
output, was für ein Ausgabeprofil
steht. Auffallend hingegen ist, dass es sich um ein
RGB-Farbprofil handelt, obwohl dieser Drucker 10
verschiedene Tinten mit subtraktiver Farbmischung verwendet.
Aber wie ich bereits im Kapitel
4.1 erwähnt
hatte, erfolgt die Umwandlung in CMYK-Werte bei solchen
Druckern im Allgemeinen im Treiber bzw. im Drucker selbst.
Wenn wir eine der LUT-Tabellen öffnen, so können wir die
Korrekturkurve sehen, welche für korrekte Farbdarstellung
sorgt.
Zuletzt sehen wir
uns noch ein Profil an, welches im Druckgewerbe für
Offset-Druckmaschinen verwendet wird - und zwar ein
CMYK-Farbprofil für „ungestrichenes“ Papier.
Wie erwartet,
steht neben Color Space der Farbraumtyp CMYK.
4.2 Einfluss des Lichtes auf
die Farbe
Das Licht eines
Glühkörpers besteht aus einem kontinuierlichen Farbspektrum.
Die Spektralfarbe mit der maximalen Strahlungsintensität hängt
von der Temperatur des Leuchtkörpers ab. Sonnenlicht besitzt
als Hitzestrahler ebenfalls ein relativ kontinuierliches
Spektrum. Lediglich schmale Farbbereiche des Spektrums
gelangen mit geringerer Intensität auf die Erdoberfläche -
dies ist auf die Absorption durch bestimmte Elemente und
Moleküle in der Sonnen- und Erdatmosphäre zurückzuführen. Auf
der Erde reduzieren vor allem Wasserdampf, Kohlendioxid und
Ozon bestimmte Farbbereiche im Spektrum. Die Farbtemperatur
von Sonnenlicht verändert sich im Verlaufe eines Tages sehr
stark und ist auch abhängig vom Wetter. Bei Sonnenauf- oder
-untergang entspricht die Farbtemperatur in etwa der einer
Glühbirne (~ 2800K) oder sogar noch niedriger. Bei wolkenlosem
Himmel mit sattem Himmelblau beträgt die Farbtemperatur im
Schatten manchmal sogar weit über 15000K.
Glühlampen (dazu
gehören auch Halogenlampen) erzeugen als Wärmestrahler
ebenfalls ein sehr kontinuierliches Spektrum. Aufgrund der
niedrigeren Temperatur im Vergleich zur Mittagssonne jedoch
mit geringerem Blauanteil und dafür aber mit verhältnismäßig
höherem Rotanteil.
Ganz anders verhält
es sich bei den sogenannten Sparlampen (Leuchtstoffröhren) und
LED-Lampen. Diese unterscheiden sich ziemlich deutlich vom
Sonnenlicht. Beim Licht von Computer-Bildschirmen sind
überhaupt nur mehr drei dominante Farben zu sehen - nämlich
Rot, Grün und Blau. Da das menschliche Auge ebenfalls nur 3
Rezeptoren für die Farben Rot, Grün und Blau besitzt und nicht
das gesamte Spektrum für die Bewertung einer Farbe analysiert,
funktioniert der Trick mit den lediglich 3 Farben des
Bildschirmes.
Weil Lichtquellen
einen ganz massiven Einfluss auf die Farbempfindung haben,
wurde ein Maß entwickelt, welches die Güte einer Lichtquelle
beschreibt. Je höher der Wert, desto mehr ähnelt das Licht dem
Sonnenlicht. Ein Wert von 100 wäre perfekt.
Beim Kauf einer
Lampe für Film- und Foto-Beleuchtung sollte man deshalb auf
einen möglichst hohen Farbwiedergabeindex achten.
Viele Hersteller schreiben diesen Wert inzwischen auch schon
auf die Verpackungen. Bezeichnungen dafür sind z.B. Ra
oder CRI. Werte ab 95 sind bereits ziemlich gut.
Ursprünglich hatte man zur Beurteilung 9 Farben definiert,
welche für die Berechnung des Index herangezogen wurden. Im
Verlauf der Entwicklung neuer Leuchtmittel zeigte sich jedoch,
dass immer öfter Farbabweichungen festzustellen waren, obwohl
ein relativ guter Farbwiedergabeindex vorlag. Hersteller haben
ihre Leuchtmittel offenbar ganz gezielt auf die Wiedergabe
dieser 9 Farben hin getrimmt, um hohe Farbwiedergabeindizes
auf ihre Verpackungen drucken zu können. 2012 wurde ein neuer
Index eingeführt, welcher die 24 Farben der Farbtafel zur
Beurteilung der Lichtqualität heranzieht. Der TLCI-2012 Wert
ist aussagekräftiger. TLCI steht für Television Light
Consistency Index.
Die folgenden
Bilder zeigen einige mit einem Spektrometer ermittelten
Messdaten verschiedener Lichtquellen. Dazu angegeben sind auch
Farbtemperatur und TLCI-2012 Index.
Mittagssonne - Farbtemperatur 5548K, TLCI-2012 = 100
Bedeckter Himmel - Farbtemperatur 6479K, TLCI-2012 = 100
Im Schatten bei wolkenlosem Himmel - Farbtemperatur 8476K,
TLCI-2012 = 100
Halogenlampe 300W - Farbtemperatur 2931K, TLCI-2012 = 99,8
Kamera-Blitz - Farbtemperatur 6144K, TLCI-2012 = 99,0
LED-Lampe - Farbtemperatur 2589K, TLCI-2012 = 75,1
Sparlampe (Leuchtstoffröhre) - Farbtemperatur 2709K, TLCI-2012
= 46,6
Weiße Fläche auf Monitor (kalibriert auf 6500K) -
Farbtemperatur 6521K, TLCI-2012 = 36,4
Bei Leuchtquellen
mit hohem Farbwiedergabeindex kann man mittels Weißabgleich
recht gute Ergebnisse erzielen, da größere Farbabweichungen ja
lediglich durch unterschiedliche Farbtemperaturen zustande
kommen.
Problematisch kann
es jedoch sein, wenn zum Beleuchten eines Objektes eine
Lichtquelle verwendet wird, deren Farbwiedergabeindex niedrig
ist. Worin also gewisse Spektralfarben nur schwach ausgeprägt
sind oder gar komplett fehlen. Ein Farbeindruck entsteht ja
dadurch, dass von einem farbigen Objekt gewisse Farben
absorbiert, und andere Farben reflektiert werden. Die Summe
der reflektierten Farben werden von den Rezeptoren des
menschlichen Auges aufgenommen und als Farbe wahrgenommen.
Fehlt eine für den Farbeindruck wichtige Farbe im Lampenlicht,
so verfälscht das die Farbe des Objektes. Solche Farbfehler
können auch mittels Regler für den Weißabgleich nicht
korrigiert werden. In diesen Fällen sind Kameraprofile
erforderlich, welche zu schwach ausgeprägte Farben verstärken,
zu Intinsive schwächen oder sogar Farbtöne ein wenig
verschieben.
Ich zeige nun ein
Beispiel eines Objektes, dessen Farbe sich komplett verändert,
wenn man es einmal im Tageslicht und dann im Kunstlicht
betrachtet. Es handelt sich dabei um einen Edelstein
(Alexandrit). Im Tageslicht erscheint er grün, im Kunstlicht
rötlich.
Solche Einflüsse
des Lichtes können auch bei anderen farbigen Gegenständen
auftreten - zwar nicht so ausgeprägt, aber dennoch erkennbar.
In diesen Fällen hilft weder Weißabgleich noch Farbprofil! Man
könnte zwar mittels Profil die Farbe des Edelsteines
korrigieren, dann würde aber auf andere Gegenstände daneben
dieselbe Korrektur angewendet werden, was zu ungewünschten
Verfälschungen führen würde. Man spricht bei so massiven, von
der Lichtquelle abhängigen Farbänderung von Metamerismus.
Unterschiedliche
Lichtverhältnisse führen zu unterschiedlicher Verteilung der
Spektralfarben. Dies wiederum hat Auswirkung auf das Verhalten
der Kamerasensoren. Zusammenfassend muss man zur Kenntnis
nehmen, dass Kameraprofile genaugenommen immer nur für jene
Lichtverhältnissse exakt passen, wofür das Profil auch
erstellt wurde. Im Fotostudio sind solche Bedingungen relativ
einfach sicherzustellen. Für Fotografien im Freien oder bei
unterschiedlicher Beleuchtung in Gebäuden ist das nicht
machbar. Falls Farbtreue wichtig ist, ist es aus diesem Grund
nicht übertrieben, wenn man immer eine kleine Farbtafel bei
sich hat und noch rasch eine Aufnahme davon macht. Das
vereinfacht das Setzen des Weißabgleiches nachträglich bei der
Bearbeitung und ermöglicht bei Bedarf das Erstellen eines
Kameraprofils exakt für die jeweiligen Verhältnisse.
Apropos
Weißabgleich - die in den verschiedenen RAW-Konvertern
angezeigten Farbtemperaturen beim Weißabgleich sind lediglich
grobe Werte und stimmen zwischen den Programmen nicht überein.
Es ist nicht zielführend, die von einem Spektralmessgerät
ermittelte Farbtemperatur auf z.B. Lightroom oder Capture One
zu übertragen!
4.3 Erstellen eines
Kameraprofils
Ein Kameraprofil
ist eine Art Übersetzungstabelle, womit die Rohdaten des
Kamera-Sensors in die gewünschten Farb- und Helligkeitswerte
eines definierten Farbraumes übersetzt werden können.
Nicht benötigt wird
ein solches Profil, wenn man die Kamera nur JPEG- oder
TIFF-Dateien erzeugen lässt. Denn in diesem Fall übernimmt die
Kamera selbst die Umwandlung in Farb- und Helligkeitswerte.
Auf die in der Kamera selbst fix integrierten Farbprofile kann
man bestenfalls über einige wenige Regler in den Kameramenüs
Einfluss nehmen. Aber man hat keine Möglichkeit, gezielt
irgendwelche Farbabweichungen zu korrigieren. Diese können nur
mehr nachträglich an den von der Kamera erzeugten 8bit
Bilddateien durchgeführt werden.
Leider ist es nicht
möglich, ein und dasselbe Kameraprofil für alle am Markt
verfügbaren RAW-Konverter zu verwenden. So werden für Adobe
Camera Raw und Lightroom sogenannte DNG-Profile benötigt,
während Capture One nur ICC-Profile unterstützt. Es ist auch
nicht möglich, ein für Capture One erstelltes ICC-Profil für
z.Bsp. DxO PhotoLab zu verwenden, weil es Abweichungen in der
Art und Weise gibt, wie die Farbprofile innerhalb des
Umwandlungsprozesses angewendet werden. Manche RAW-Konverter
unterstützen jedoch sowohl DNG-Profile als auch ICC-Profile.
DNG-Profile sind strenger genormt, weshalb sie mit allen
Programmen verwendet werden können, welche DNG-Profile
unterstützen.
Um ein Kameraprofil
zu erstellen, benötigt man eine Farbtafel und Software, welche
das von der Kamera aufgenommene Bild der Farbtafel analysiert
und daraus die Profildatei erzeugt. Es gibt sehr viele
unterschiedliche Farbtafeln am Markt. Die am weitesten
verbreitete und von Programmen am häufigsten unterstützte
Farbtafel ist der colorchecker CLASSIC der Firma x-rite
mit 24 Farbfeldern. Diese Farbtafel ist sehr klein und kann
überallhin bequem mitgenommen werden, um z.Bsp. bei
Außenaufnahmen die Möglichkeit zu haben, farbtreue Bilder zu
erzeugen.
Über die 24 Felder
hinausgehend besitzt der “colorchecker DIGITAL SG”
(ebenfalls von x-rite) auch noch besonders
gesättigte Farben und Farben, welche speziell für korrekte
Hautwiedergabe optimiert sind. Da die Oberfläche dieser
Farbtafel aber nicht matt ist, ist sie für Außenaufnahmen
weniger geeignet. Es ist nämlich sehr schwierig, diese
Farbtafel ohne irgendwelche Spiegelungen aufzunehmen.
Spiegelungen würden ja sowohl Helligkeits-, als auch Farbwerte
verfälschen und zu fehlerhaften Farbprofilen führen.
Ich persönlich
verwende sehr gerne den colorchecker PASSPORT, der
dieselben 24 Farbfelder wie der colorchecker CLASSIC
enthält (und somit kompatibel ist), plus noch zusätzliche
Farbflächen, sowie eine Grautafel welche für den Weißabgleich
in der Kamera verwendet werden kann. Dieser ColorChecker kommt
in Form einer zusammenklappbaren, gut geschützten
Kunststoffhülle und passt bequem in jede Foto- oder sogar
Hemdtasche.
Zum Erstellen eines
DNG-Profils, gibt es von der Firma x-rite ein kostenloses
Programm namens
ColorChecker Camera Calibration,
welches den
colorchecker CLASSIC (oder
PASSPORT)
unterstützt (
x-rite
Color Checker Camera Calibration). ColorChecker Camera
Calibration kann auch als Plugin direkt aus Lightroom
gestartet werden.
Kostenlose
Programme zum Erstellen von ICC-Profilen sind z.B. Argyll oder
LPROF. Ich verwende allerdings das kostenpflichtige Programm Lumariver
Profile Designer. Damit können sowohl DNG-Profile als
auch ICC-Profile für diverse RAW-Konverterprogramme erstellt,
individuell angepasst und alle vorgenommenen Einstellungen bei
Bedarf inklusive Bilddatei als Projekt abgespeichert werden,
um später eventuelle Anpassungen und Korrekturen zu
ermöglichen. Ich habe damit DNG-Profile für Lightroom,
ICC-Profile für Capture One, sowie ICC-Profile für Scanner
generiert, welche zusammen mit Photoshop für Scans mit
korrekten Farben sorgen.
Für
Reproduktionsfotografie werden Kameraprofile mit linearer
Gradationskurve benötigt. Es kommt dabei ja meist nicht darauf
an, ein künstlerisches Bild zu erzeugen, sondern ein Bild,
welches dem Original so nah wie möglich kommt. Das ist bei den
Standardprofilen nicht der Fall. Diese haben immer eine mehr
oder weniger kräftige S-Kurve, um den Kontrast zu verbessern.
Reproduktionsprofile enthalten üblicherweise eine
dreidimensionale LUT, welche es ermöglicht, Farbwerte auch in
Abhängigkeit von der Helligkeit zu korrigieren. Bei
Standardprofilen kommen üblicherweise nur zweidimensionale
LUTs zum Einsatz. Das ist auch sinnvoll so, denn das Mehr an
Aufwand und Datenmenge einer 3D-LUT liefert ohnehin nur dann
die exakt korrekten Farbwerte, wenn auch die Lichtverhältnisse
und Aufnahmeparameter (Blende, Zeit, ISO) exakt dieselben
sind, womit das Profil erstellt wurde - also unter
Laborbedingungen. Zudem ist zu beachten, dass Programme
existieren, welche mit 3D-LUTs nicht umgehen können. Eventuell
ein zusätzlicher Grund für die Alltags-Fotografie, einfache
Kameraprofile zu verwenden.
Als Beispiel einer
praktischen Anwendung zeige ich nun die Erstellung eines
Kameraprofils für eine Aufnahme aus dem Botanischen Garten.
Die völlig unbearbeitete Aufnahme ist nicht nur etwas zu
dunkel, sondern auch blaustichig.
In der Aufnahme
selbst existiert keine Fläche, womit ein Weißabgleich möglich
wäre. Aus diesem Grund hatte ich zusätzlich am selben Ort eine
Aufnahme von meinem colorchecker PASSPORT gemacht.
Dieses Bild diente mir in Lightroom als Referenz für einen
passenden Weißabgleich, den ich auf die Aufnahme mit den
Blüten übertrug. Zusätzlich wurde das Bild in Lightroom
aufgehellt:
Allerdings hatte
ich sowohl die Farbe des grünen Laubes, als auch die der
Blütenblätter anders in Erinnerung. Aus diesem Grund machte
ich mir die Aufnahme der colorchecker Farbtafel zunutze, um
ein Kameraprofil für exakt diese Aufnahme zu erstellen. Zu
diesem Zweck exportierte ich die RAW-Aufnahme des
colorcheckers als DNG-Datei, startete das Programm colorchecker
Camera Calibration und zog die DNG-Datei per Maus auf
dessen Oberfläche. Das Programm erkannte selbst, wo sich die
benötigten 24 Farbfelder befinden und zeigte die Messfelder
an. Man hätte die Möglichkeit, den Rahmen für die Messbereiche
selbst exakt zu justieren, was aber nicht nötig war. Durch
Klick auf „Profil erstellen“ wurde ein Kameraprofil mit dem
von mir gewählten Namen erstellt.
Nun wechselte ich
wiederum zu Lightroom, um das eben erstellte Profil zu
importieren.
Damit das
importierte Profil zur Auswahl sichtbar wurde, musste ich
Lightroom beenden und neu starten. Anschließend konnte ich das
Profil in der Liste finden und aktivieren.
Das Ergebnis
entspricht damit nun auch dem Farbton, welchen ich in
Erinnerung hatte - zum Vergleich noch einmal das
Erscheinungsbild mit dem Standard-Profil von Lightroom und dem
von mir erstellten Profil.
Selbstverständlich
könnte man diese Farbanpassungen auch ohne eigens
angefertigtem Kameraprofil durchführen. Aber mit dieser
Methode fühle ich mich sicherer, naturgetreue Farben
abzuliefern.
4.4 Unterstützt mein
Programm Farbmanagement?
Der gesamte Aufwand
eines Farbmanagements nützt nur dann, wenn alle im Workflow
beteiligten Programme Farbmanagement unterstützen. Manchmal
stellt sich die Frage, ob ein gewisses Programm in der Lage
ist, die Farbrauminformationen in einer Bilddatei korrekt zu
verarbeiten. Selbst kann man das relativ einfach testen: Man
sucht sich ein buntes Bild, welches im sRGB-Farbraum
gespeichert wurde und erzeugt eine Variante mit eingebettetem
ProPhoto-RGB-Farbprofil. Nun vergleicht man diese beiden
Bilder in dem Programm, welches man testen will. Wird
Farbmanagement nicht unterstützt, ist ein deutlicher
Unterschied zu sehen. Sehen die Bilder gleich aus, so wird
Farbmanagement unterstützt.
Mehr Spaß macht es
allerdings mit einem Foto, welches komplett falsche Farben
anzeigt, falls Farbmanagement nicht unterstützt wird. Solch
krasse Tests findet man manchmal auf Internetseiten, um seinen
Browser zu testen. Früher gab es nur ganz wenige Browser, die
Farbmanagement unterstützten. Dazu gehörten Safari von Apple
und später dann auch für Windows-Benutzer Firefox. Firefox
jedoch nur, wenn man das sehr versteckte Feature gefunden und
entsprechend konfiguriert hatte. Mittlerweile wächst die Zahl
der Programme, welche mit Farbmanagement umgehen können.
Folgendes Testbild
würde sich dafür eignen - ich habe es mit einem
“Falschfarbenprofil” umgewandelt:
Durch Mausklick auf
den Link wird das Bild im Standard-Webbrowser angezeigt. Mit
Rechtsklick im Browser kann die Bilddatei lokal abgespeichert
und zum Testen genützt werden. Nur, wenn ein Programm das in
die Bilddatei eingebettete Farbprofil korrekt interpretieren
kann, sehen die Farben „normal“ aus. Anderenfalls werden die
Farben falsch dargestellt - u.a. mit grünem Himmel.
Die falsche
Darstellung sieht dann folgendermaßen aus:
Ein Programm,
welches (zumindest zum Zeitpunkt Juni 2024) kein
Farbmanagement unterstützt, ist das Windows Malwerkzeug
“Paint”.
Mit den folgenden
beiden Darstellungen können Sie ihr Programm testen, welches
Sie für die Anzeige von PDF-Dateien verwenden. Links ist
abgebildet, wie es aussehen soll. Rechts befindet sich das
Bild, welches nur bei korrekter Behandlung des eingebetteten
Farbprofils richtig aussieht. Sehen beide Bilder gleich aus,
dann besitzen Sie ein Programm, welches Farbprofile korrekt
behandelt.
Sehe ich diese
PDF-Datei mit Acrobat-Reader auf meinem PC an, sind beide
Bilder identisch. Am Smartphone oder Tablet wird das rechte
Bild allerdings auch mit Acrobat Reader in falschen Farben
angezeigt. Es scheint so, als hätte man bei der Acrobat-Reader
Version für Android auf Farbmanagement verzichtet, weil
Android selbst ja auch kein Farbmanagement unterstützt
(zumindest ist das aktuell noch der Fall). Besitzt man ein
iPad, so werden die Farben mit Acrobat Reader jedoch korrekt
angezeigt.
Beim
Experimentieren mit diesen Bildern wird man auf unerwartete
Kuriositäten stoßen. Der Browser Google Chrome unterstützt
Farbmanagement, wie man beim Klick auf den Link oberhalb
dieser Fotos feststellen kann. Wird Acrobat-Reader innerhalb
eines Google-Chrome-Fensters gestartet, funktioniert
Farbmanagement aber nicht! Dasselbe Experiment mit der
aktuellen Version von Windows Edge-Browser unterstützt
Farbmanagement sowohl bei der Ansicht der JPEG-Datei, als auch
mit Acrobat Reader.
Das war aber erst
die eine Hälfte, welche für ein durchgängiges Farbmanagement
nötig ist. Mit Hilfe der Test-Bildatei kann festgestellt
werden, ob ein Programm das eingebettete Farbprofil in einer
Bilddatei berücksichtigt oder nicht. Wie aber sieht es mit der
Berücksichtigung eines Monitor-Profils aus? Nur wenn bei der
Ausgabe auf einen Bildschirm dessen Farbprofil berücksichtigt
wird, werden Farben exakt dargestellt.
Bei bereits gut
kalibrierten Bildschirmen ist der Unterschied oft nur subtil,
ob dessen Farbprofil auch zum Einsatz kam oder ignoriert
wurde. Aus diesem Grund fällt es oft lange Zeit oder gar nicht
auf, wenn das nicht passiert.
Da ich kein
Apple-User bin, kann ich nicht aus eigener Erfahrung sprechen,
aber nach meinen Recherchen, dürften Mac-User gegenüber
Windows-Usern bzgl. Farbmanagement klar im Vorteil sein.
Windows besitzt
zwar eine sogenannte Farbverwaltung, worin Druckern und
Bildschirmen ein Farbprofil zugeordnet werden kann. Das ist
aber leider nicht viel mehr als nur ein definierter Ort, um
Programmierern eine zentrale Stelle zur Verfügung zu stellen,
wo nachgeschlagen werden kann, welches Profil verwendet werden
soll. Leider wird das bei weitem nicht von allen Programmen
genützt.
Um testen zu
können, welche Programme bzw. Windows-Komponenten
Bildschirmprofile wirklich benützen, habe ich meinem ersten
Bildschirm (ich verwende zwei Bildschirme) ein Farbprofil
zugewiesen, welches komplett falsche Farben darstellt. Dadurch
ist sofort erkennbar, ob das Profil zum Einsatz kommt oder
nicht.
Ein Beispiel für
eine vollkommen korrekte Anwendung der Bildschirmprofile ist
hier zu sehen:
Ich verwende
bevorzugt Capture One als RAW-Konverter. Das Bild, welches
bearbeitet werden soll, lasse ich mir am linken (zweiten)
Bildschirm groß anzeigen. Rechts befinden sich die von mir
individuell angeordneten Werkzeuge, sowie der Dateibrowser.
Beim rechten Bildschirm habe ich das Falschfarbenprofil im
Einsatz. Man sieht es an den falschen, grellen Farben der
Bildvorschau. Die Vorschau links ist unverfälscht - es wird
hier also ein anderes Farbprofil (das des zweiten Monitors)
verwendet. Ziehe ich die große Vorschau vom linken auf den
rechten Bildschirm, so verändert sich die Anzeige sofort
ebenfalls in die grellen Farben. Daran erkenne ich, dass das
Farbprofil „greift“.
Sehen wir uns an,
was Windows-Komponenten mit dem Falschfarbenprofil anstellen:
Sofort fällt das
Bild rechts oben auf. Es wurde von Irfan View mit aktiviertem
Farbmanagement-Plugin dargestellt. Das Bildschirmprofil
wurde offensichtlich eingesetzt. Aber der Rest am Bildschirm
sieht aus, wie gewohnt. Sowohl der Windows Dateiexplorer, als
auch der Windows Media Player ignorieren das Bildschirmprofil.
Auch der Desktop erscheint in unverfälschten Farben. Die
Schlussfolgerung daraus:
Nicht einmal Windows selbst nützt die Einstellungen der
Windows-Farbverwaltung! Weder die Desktop-Darstellung, noch
der Datei-Explorer, auch nicht der Media-Player, sowie Windows
Fotoanzeige oder Microsoft Edge Browser kümmern sich um ein
Bildschirmprofil (Stand Juli 2024, Windows 10)! Auch eine
große Anzahl sonstiger Programme berücksichtig zwar in
Bilddateien eingebettete Farbprofile, aber wenn es um die
Bildschirmausgabe geht, erfolgt kein Farbmanagement. Dazu
gehören laut meinen Tests (Stand Juli 2024 mit Windows 10)
z.B. Adobe Acrobat Reader, VLC Media Player, Quick Time
Player, Google Chrome, Firefox, Libre Office, Aquasoft Stages,
Photomatix, Magix deluxe Premium, Pano2VR, Sony Imaging Edge,
Helicon Focus. Bildschirmprofile berücksichtigt werden von
Adobe Photoshop, Adobe Bridge, Adobe Lightroom, Affinity Photo
2, Affinity Publisher 2, Capture One, PTGui, DXO Nik
Collection, Programme von Topaz-Labs (nur einzelne davon
getestet), Irfan View (nur mit aktiviertem
Farbmanagement-Plugin), Epson Print Layout und sicherlich
viele weitere. Den einzigen kostenlosen Videoplayer mit
korrekter Farbverwaltung, welchen ich finden konnte, war
MPC-BE.
Kurioses hatte ich
bei Lightroom festgestellt. Ich nehme aber an, dass es sich
nur um einen Bug in der aktuellen Version (V13.3) handelt und
rasch wieder behoben sein wird. Eventuell tritt dieses
Verhalten auch nur in einer Arbeitsumgebung mit zwei
Bildschirmen auf.
Wie erkennbar ist,
erscheinen die Vorschaubilder alle in den Farben, wie sie
aufgrund der Anwendung des Falschfarbenprofils aussehen
sollen. Kurioserweise wird aber gerade für die große
Darstellung, welche man zum Bearbeiten der Bilddatei
verwendet, kein Bildschirmprofil angewandt! Testweise habe ich
das Fenster nun auf meinen zweiten Bildschirm verschoben und
sieh da - alle Vorschaubilder unten sehen normal aus, wie
man’s sich erwartet (beim zweiten Bildschirm ist ja das
„richtige“ Profil und kein Falschfarbenprofil eingetragen). Aber
die Vorschau links oben erscheint noch in den falschen Farben.
Offenbar hat Adobe hier einige Fehler zu beheben!
Bei Verwendung von
mehr als nur einem Bildschirm (oder zusätzlich angeschlossenem
Beamer) scheinen Programme generell vermehrt Probleme zu
haben. Ich musste feststellen, dass manche Programme zwar beim
Start das zum aktuellen Bildschirm passende Farbprofil
anwenden, dies aber nicht mehr korrigieren, wenn das
Programmfenster auf einen anderen Bildschirm verschoben wird.
Andere Programme reagieren gleich, man kann die Verwendung des
korrekten Profils aber dadurch bewirken, indem man das Symbol
Maximieren im Fenster rechts oben betätigt. Manche
Programme scheinen das Profil des Hauptbildschirmes zu
verwenden, egal auf welchem Bildschirm es gestartet wird.
Wiederum andere Programme verlangen, dass man ein
Bildschirmprofil in die Programmeigenschaften fix einträgt.
Das ist zwar einerseits nicht sehr schön, weil dann immer nur
dieses eine Profil eingesetzt wird, egal auf welchem
Bildschirm es betrieben wird, andererseits weiß man aber
genau, was Sache ist und kann sich dementsprechend verhalten.
Es ist also Vorsicht geboten, wenn man Bilddateien bearbeitet
und Farben garantiert korrekt beurteilen muss. Um ganz sicher
zu sein, sollte man immer wieder mal einen Test durchführen.
Es könnte ja auch sein, dass ein Update eine für
Farbmanagement nötige Konfiguration im jeweiligen Programm
verändert hat. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Update
(egal ob Windows- oder Programmupdate) das Verhalten plötzlich
verändert.
Firefox-Browser - Konfiguration für Farbmanagement
Von den drei Browsern Microsoft Edge, Google Chrom und Firefox
ist letzterer der einzige Browser, der vollständiges
Farbmanagement unterstützt. Dies allerdings nicht in der
Standardeinstellung, sondern man muss nachhelfen.
Dazu öffnet man Firefox und trägt anstatt eines üblichen
Internet-Links about:config ein. Es erscheint dann eine
Warnung, welche man quittiert. Um die nötigen
Konfigurations-Parameter rasch finden zu können, gibt man im
Suchfeld color_ ein. Zwei Konfigurationsänderungen sind
zumindest nötig, um Farbmanagement zu aktivieren.
gfx.color_management.mode…1
Das bewirkt, dass in Bilddateien eingebettete Farbprofile
berücksichtigt werden. Anderenfalls werden alle Bilddateien
behandelt, als ob es sich um Bilder im sRGB-Farbraum handeln
würde.
gfx.color_management.display_profile…Profilename
Hier ist der Name des Bildschirmprofils inklusive
kompletter Pfadangabe einzutragen.
Firefox ist also eines jener Programme, welche nur ein fix
eingetragenes Bildschirmprofil anwenden. Wird Firefox auf
einem anderen Bildschirm gestartet oder dorthin verschoben,
wird ein falsches Profil benützt. Nach der
Konfigurationsänderung muss Firefox beendet und neu gestartet
werden. Diese Lösung finde ich zwar nicht elegant (verglichen
mit dem Verhalten von Photoshop z.B.), ist aber einfach,
zuverlässig und robust gelöst. Wichtig ist, dass man weiß,
dass Firefox nur auf jenem Bildschirm korrekte Farben zeigt,
dessen Farbprofil eingetragen wurde. Wird ein neues Profil
erstellt, sollte dies auch wieder in der Firefox-Konfiguration
aktualisiert werden.
4.5 Exakte Farbwiedergabe
durch Weißabgleich?
Falls Sie bis
hierher alles gelesen haben, werden die folgenden Zeilen kaum
Neues bereithalten. Sollten Sie jedoch direkt zu diesem
Kapitel gesprungen sein, weil Sie dieses Thema speziell
interessiert, lesen Sie weiter.
Angenommen, man ist
im Besitz eines Kameraprofils, welches speziell für
naturgetreue Farbwiedergabe im Fotolabor erstellt wurde. Das
Profil sei so perfekt, dass keine Abweichungen vom
Original-Kunstwerk feststellbar sind. Kann man mit diesem
Profil auch bei anderem Licht exakte Farben wiedergeben?
Die Antwort heißt:
NEIN
Für nicht allzu
hohe Ansprüche mag dies durchaus genügen und bei sehr vielen
Fotos werden im Zuge der Nachbearbeitung Kontrast und
Sättigung ohnehin noch verändert - meist intensiviert.
Sollen Helligkeit,
Farbton und Farbsättigung aber möglichst exakt mit dem
Originalobjekt übereinstimmen, muss ein Kameraprofil für die
jeweils verwendete Lichtsituation erstellt werden.
Im Beispiel habe
ich eine Farbtafel fotografiert. Das Kameraprofil war
optimiert für Tageslicht (obere Hälfte der Farbquadrate).
Anschließend habe ich dieselbe Farbtafel bei Kunstlicht
fotografiert (untere Quadrathälfte). In beiden Fällen habe ich
die erforderliche Belichtung mit dem Belichtungsmesser exakt
gemessen und an der Kamera eingestellt. Mit im Bild (hier
abgeschnitten) befand sich eine hellgraue Fläche für den
Weißabgleich im RAW-Konverter. Bei den grauen Flächen sind
auch tatsächlich so gut wie keine Unterschiede feststellbar -
sowohl Weißabgleich, als auch Helligkeit stimmen praktisch
überein.
Bei den Farbflächen
hingegen sind je nach Farbton mehr oder weniger kräftige
Abweichungen erkennbar. Für die Repro-Fotografie mit sehr
hohen Ansprüchen ist also ein passendes Kameraprofil
unerlässlich.
4.6 Warum ist der Druck zu
dunkel?
Ein sehr häufig
beobachtetes Phänomen ist, dass der Druck eines Fotos auf
Papier viel dunkler erscheint, als man es von der Bearbeitung
am Monitor in Erinnerung hat bzw. sieht das gedruckte Foto
auch im direkten Vergleich neben dem Bildschirm dunkler aus.
Was ist passiert?
Man hatte doch mit großer Sorgfalt sowohl den Monitor, als
auch den Drucker kalibriert und Farbprofile erstellt.
Papier leuchtet
nicht von selbst, wie das beim Monitor der Fall ist. Das
Aussehen eines Papierbildes hängt also alleine vom
Umgebungslicht ab, welches beim Betrachten zur Verfügung
steht. In schwachem Licht, sieht der perfekteste Druck zu
dunkel aus. Die Bildschirm-Arbeitsumgebung befindet sich in
der Regel in gedämpftem Licht und ist deshalb nicht
vergleichbar mit dem Licht, in dem Fotos präsentiert werden.
Ein Druck muss deshalb in kräftigerem Licht beurteilt werden.
Bei Bildschirmen
können die Unterschiede zwischen hellsten und dunkelsten
Stellen problemlos Kontrastverhältnisse von 1000:1
übersteigen. Aber selbst sehr gute Drucke schaffen kaum mehr
als 350:1. Es ist somit unmöglich, auf Papier dasselbe
Kontrasterlebnis zu erzeugen, wie dies am Bildschirm der Fall
ist.
Um dennoch schon
bei der Bearbeitung am Bildschirm abschätzen zu können, wie
der fertige Druck aussehen wird, sind folgende Maßnahmen
erforderlich:
- Allfällig vorhandene
Bildschirmeinstellungen, welche besonders hohe
Kontrastverhältnisse ermöglichen, deaktivieren (die
Kalibrierung und Profilierung muss selbstverständlich auch
mit dieser Einstellung durchgeführt werden)
- Reduktion der Bildschirmhelligkeit
auf eher niedrige Werte, sodass die weißen Bildschirmflächen
eher dem unbedruckten Papier entsprechen
- Kontrolle mit Hilfe der Softproof-Funktion
des jeweiligen Bildbearbeitungsprogrammes.
4.7 Was sind Gammakurven?
Der Begriff Gamma
und Gammakurve taucht im Zusammenhang mit
Farbprofilen immer wieder auf. Aber was genau sind Gammakurven
überhaupt? Um das zu verstehen, muss man in die erste Hälfte
des 20. Jahrhunderts zurückblicken - lange bevor noch über
eine digitale Fotografie nachgedacht wurde. Es begann mit der
Darstellung von Bildern mittels Kathodenstrahlröhren - also
das, womit die ersten Fernsehgeräte betrieben wurden. Diese
Technologie überlebte bis ins erste Jahrzehnt unseres
Jahrhunderts, als dann die Digitalisierung so weit
fortgeschritten war, dass auch die Fotografie davon
profitieren konnte.
Viele werden sich
noch an die dicken Fernsehgeräte und Computer-Monitore
erinnern, welche die Fläche eines halben Schreibtisches
einnahmen. Bei dieser Technologie wurden Elektronen, welche am
hinteren Ende mittels Hitze freigesetzt wurden, durch
Hochspannung von mehreren tausend Volt beschleunigt, um dann
auf der großen Fläche des Bildschirmes aufzuschlagen. Dort
befand sich eine Schicht eines Materials, welches beim
Einschlag dieser Elektronen Licht aussandte. Gelenkt wurden
die Elektronen mittels Magnetfelder. Je stärker die Elektronen
beschleunigt wurden (also je höher die Spannung), desto heller
war das Leuchten.
Allerdings war
diese Abhängigkeit der Helligkeit von der angelegten Spannung
nicht linear. So leuchtete der angestrahlte Punkt bei der
Hälfte der maximalen Spannung nicht mit halber Helligkeit,
sondern lediglich mit ca. 18% der maximal möglichen
Helligkeit. Stellt man die gemessenen Eingangsspannungen und
die dazugehörigen Helligkeitswerte in einer Grafik dar,
entsteht eine Kurve.
Obige Abbildung
zeigt diese Kurve ganz unten (blau). Mathematisch entspricht
dies einer Potenzfunktion mit dem Exponenten 2.5 - also
Ein lineares
Verhalten würde der grünen Linie entsprechen. Um ein lineares
Verhalten zu erreichen, müsste man die Eingangsspannung bei
geringen Helligkeiten deutlich verstärken, bei den Lichtern
hingegen relativ zurücknehmen. Die Korrekturkurve lässt sich
mathematisch durch folgende Formel beschreiben:
.
Eine vollständige
Korrektur hätte man mit einem Gammawert von 2.5 erreicht (rote
Kurve in der Darstellung). Es zeigte sich jedoch, dass ein
exakt lineares Verhalten zu etwas flauen Bildern führte. Dies
wurde noch verstärkt dadurch, dass man beim Fernsehen ja nicht
in total abgedunkelten Räumen sitzt, sondern ein wenig Licht
vorherrscht. Letztendlich entschied man sich für ein Gamma von
2.2 (gelbe Kurve). Die daraus resultierende Korrekturkurve
entspricht der orangen Linie knapp unterhalb der grünen,
linearen Gerade im Bild.
Das heißt, die
Gammakurve diente dazu, um das ungünstige Helligkeitsverhalten
der Bildschirmröhre zu kompensieren.
Was hat das alles
aber mit der heutigen Zeit noch zu tun? Moderne
Flachbildschirme verwenden keine Kathodenstrahlröhren mehr und
das Verhalten ist beinahe linear. Warum verzichtet man nicht
auf all die krummen Linien?
Der Hauptgrund
dafür hat erneut wenig mit der Digitalisierung zu tun (kommt
uns letztendlich aber dabei zugute). Man wollte
Rückwärtskompatibilität schaffen, um neue Technologien nahtlos
zusammen mit der Fülle an vorhandenem Alten einsetzen zu
können.
Warum hilft es
letztendlich in der digitalen Welt der Bilder? Dazu muss ich
etwas weiter ausholen und über die Physiologie des
menschlichen Auges sprechen. Der Mensch ist in der Lage, kaum
vorstellbare Kontrastverhältnisse zu bewältigen. Er kann in
beinahe stockdunklen Räumen (nach einer gewissen
Gewöhnungsphase) noch schemenhafte Strukturen erkennen.
Andererseits ist er aber auch bei vollem Sonnenschein zur
Mittagszeit in der Lage, Details an weiß gestrichenen
Hauswänden zu erkennen. Dabei handelt es sich um
Kontrastverhältnisse jenseits von 1:100 Millionen!
Absolut gesehen,
kann der Mensch bei dunklen Objekten feinere Abstufungen
erkennen, als bei sehr hellen. Grob über den Daumen geschätzt,
erkennt man Helligkeitsunterschiede von 1% gerade noch. Bei
wenig Licht ist ein Prozent nur sehr wenig. Auf der
sonnenbeschienenen Schneepiste ist ein Unterschied von 1%
relativ viel. Wir erkennen also, dass sich auch die
menschliche Wahrnehmung nicht linear verhält. Das ist auch gut
so - wir wären sonst entweder in der Dunkelheit total verloren
oder würden bei Sonnenschein unmittelbar erblinden.
Das hat nun aber
Auswirkungen in der digitalen Welt. Wie wir gelernt haben,
gibt es in einer digitalen Bilddarstellung von nur 8 Bit (wie
vom JPEG-Bildformat unterstützt) lediglich 256
Helligkeitswerte. Um mit dieser vergleichsweise sehr geringen
Anzahl große Kontrastverhältnisse abdecken zu können, muss man
sehr sparsam haushalten. Dies gelingt am besten, indem man die
Helligkeitswerte ebenfalls NICHT linear verteilt, sondern
einer Potenzialkurve folgen lässt. Und somit landen wir
wiederum bei der altbekannten Gammakurve.
In allen üblichen
Arbeitsfarbräumen werden die Zahlenwerte der Farben nicht
linear aufgeteilt, sondern sie folgen einer Gammakurve. Im
ProPhoto-RGB-Farbraum erfolgt die Verteilung entlang der Kurve
mit einem Gamma von 1.8. AdobeRGB verwendet ein Gamma von 2.2.
Der sRGB-Farbraum folgt grundsätzlich ebenfalls einem Gamma
von 2.2, jedoch nicht über den gesamten Helligkeitsverlauf.
Das menschliche Auge ist zwar für Helligkeitsunterschiede bei
dunklen Objekten sensibler, andererseits liefern Filme und
digitale Lichtsensoren in diesem Bereich mehr Rauschen als
echte Information. Aus diesem Grund hatte man sich dafür
entschieden, im untersten Bereich einem etwa linearen Verlauf
zu folgen und erst bei etwas mehr Licht ein Gamma von 2.2
anzuwenden. Man kann den unterschiedlichen Verlauf der
Gammakurven sichtbar machen, indem man dem Bild mit
Grauwerteverlauf die Farbprofile Adobe-RGB, sRGB und
ProPhoto-RGB zuweist. Wichtig! Zuweisen und nicht Umwandeln!
Nach Zuweisung des sRGB-Farbraumes erscheinen die dunkelsten
Felder heller als beim AdobeRGB-Farbraum.
Obige Abbildung
zeigt drei mal Grauabstufungen mit exakt denselben RGB-Werten.
Oben wurde der AdobeRGB-Farbraum zugewiesen, in der Mitte sRGB
und unten der ProPhoto-RGB-Farbraum. Zumindest beim zweiten
und dritten Feld von rechts ist ein Unterschied zwischen sRGB
und AdobeRGB zu erkennen. Hier zeigt sich, dass sRGB für die
dunkelsten Regionen weniger Helligkeitswerte zur Verfügung
stellt, als AdobeRGB. ProPhoto stellt noch weniger Werte für
den dunklen Bereich zur Verfügung. Die Helligkeit steigt
aufgrund des Gammawertes von 1,8 anstatt 2,2 rascher an als
bei sRGB und AdobeRGB. Dies ist auch eine Erklärung dafür,
dass sich eine Veränderung der Gradationskurve im
ProPhoto-Farbraum anders auswirkt, als bei den anderen beiden
Farbräumen. Ein Beispiel war im Kapitel
3.1 zu sehen.
Sollte dieser
Unterschied zwischen AdobeRGB und sRGB hier in der PDF-Datei
nicht zu erkennen sein, sollte man dieses Experiment in
Photoshop bzw. dem jeweils bevorzugten Bearbeitungsprogramm
nachvollziehen. Denn ist auch da kein Unterschied zu sehen,
dürfte der Monitor sehr wahrscheinlich nicht korrekt
kalibriert sein.
Unter folgenden
Links können Bilddateien mit Grauabstufungen heruntergeladen
werden:
4.8 Farbraumumwandlung -
Perzeptiv oder Relativ Farbmetrisch?
Spätestens, wenn es
darum geht, ein Bild selbst auszudrucken oder zu prüfen, wie
ein Druck aus dem Labor in etwa aussehen wird, wird man mit
der Farbraumumwandlung konfrontiert. Dabei steht man vor der
Wahl: Perzeptiv oder Relativ Farbmetrisch?
Sind die
Unterschiede zwischen Quell- und Zielfarbraum nur sehr gering,
wird auch wenig Unterschied zwischen den beiden Methoden zu
sehen sein. Sind die Unterschiede ziemlich groß, ist die Wahl
von perzeptiv die bequemere. Es werden dabei zwar
viele Farbbereiche verändert, jedoch bleibt der Gesamteindruck
relativ stimmig - so zumindest die Theorie (mehr dazu etwas
später). Mit der Wahl relativ farbmetrisch läuft man
leicht Gefahr, bei größeren Farbflächen jegliche Struktur zu
eliminieren. Möchte man die Farben unter eigener Kontrolle
passend in den Zielfarbraum wandeln, dann macht man
letztendlich das, was perzeptiv versucht, zu
automatisieren.
Ich persönlich
verwende meist relativ farbmetrisch und versuche,
Farbraumüberschreitungen durch sachte Helligkeitsänderungen
und/oder Reduzierung der Farbsättigung in bestimmten Bereichen
zu beseitigen - die meisten Farben der Natur lassen sich auf
diese Weise ziemlich gut zähmen. Ob man dabei aufhellen oder
abdunkeln muss, muss man ausprobieren. Drucker haben oft
Probleme mit satten dunklen Farben, während Bildschirme eher
zu helle, gesättigte Farben nicht mehr darstellen können. Es
genügt auch manchmal eine sanft dosierte Änderung des
Weißabgleiches, ohne das Bild nachteilig zu beeinflussen.
Besonders muss man bei alldem darauf achten, dass keine harten
Abrisse bei sanften Verläufen entstehen.
Für Umwandlungen
von einem Farbraum in einen deutlich kleineren Farbraum, würde
ich es immer sowohl perzeptiv, als auch relativ farbmetrisch
versuchen. Das folgende, sehr unrealistische Extrembeispiel
soll nur eines zeigen - nämlich, dass nicht eindeutig
vorhersagbar ist, wie das Ergebnis mit der einen oder anderen
Methode aussehen wird und welche Variante die bessere ist. Ich
habe testweise ein Bild mit Farbverläufen auf beide Arten in
ein anderes Farbprofil umgewandelt. Als Quelle hatte ich
dieser Bilddatei den ProPhoto-RGB-Farbraum zugewiesen, sodass
darin Farben mit extremer Sättigung enthalten waren, welche
kein Bildschirm oder Drucker je darstellen könnte. Um sich
hier dennoch eine Vorstellung davon machen zu können, zeige
ich dieses Farbbild hier im sRGB-Farbraum:
Als Zielfarbraum
für dieses Testszenario habe ich den eines Tintendruckers
gewählt. Als Farbprofil verwendete ich das vom Hersteller
mitgelieferte Farbprofil für Ultra Glossy Photopapier.
Nun war ich gespannt, ob und wie sehr sich die beiden Methoden
perzeptiv und relativ farbmetrisch
voneinander unterscheiden werden.
Hier die beiden
Umwandlungen - oben perzeptiv, unten relativ farbmetrisch:
Es sind bei beiden
Methoden Bereiche zu finden, wo ganz deutliche Abrisse im
Farbverlauf entstanden sind. Was bei der perzeptiven
Umwandlung auffällt: dunkle Blautöne wurden bis ins Schwarz
verdrängt, vermutlich, um weit außerhalb liegende Blautöne im
darstellbaren Bereich unterzubringen. Kurioserweise sind hier
stärkere Abrisse zu sehen, als bei der relativ farbmetrischen
Methode. Dafür verläuft der Übergang von gelb zu rot hier
etwas sanfter. Unterm Strich: es sieht beides katastrophal aus
und hat zum Original bloß noch eine Ähnlichkeit, aber nicht
mehr.
Dass sich das
Erstellen eines eigenen Druckerprofils lohnen kann, zeigt
folgende Abbildung. Wohlgemerkt: Die beiden oben gezeigten
Umwandlungen vom riesigen ProPhoto-RGB-Farbraum in den
Druckerfarbraum wurden mithilfe des vom Hersteller
bereitgestellten Profils durchgeführt. Das unten gezeigte
Ergebnis einer perzeptiven Umwandlung vom ProPhoto-RGB- in den
Drucker/Papier-Farbraum wurde mit einem von mir selbst
erzeugten Profil erstellt. Man kann klar erkennen, dass die
Verläufe in fast allen Bereichen viel sanfter erfolgen, als
dies bei Verwendung des Hersteller-Profils der Fall war. Zudem
sieht es dem Ausgangsbild ähnlicher als die beiden vorherigen
Umwandlungsergebnisse, bei den blauen Farbtönen besteht aber
noch Verbesserungspotential. Die höhere Qualität des selbst
erstellten Profils ist auch bei den Druckergebnissen je nach
Motiv mehr oder weniger deutlich zu erkennen.
Um dieses
„Experiment“ selbst nachvollziehen zu können, hier die
erforderlichen Schritte:
- timage -s -x -r 300 -t
farbspektrum.tif
Damit wird eine 16bit TIFF-Bilddatei in einer Auflösung von
300DPI mit dem dargestellten Farbspektrum erstellt.
Stattdessen könnte man sich auch eines der vielen im
Internet verfügbaren Testbilder herunterladen.
- Öffnen der TIFF-Bilddatei in
Photoshop (oder einem ähnlichen Bildbearbeitungsprogramm).
Da die Bilddatei kein eingebettetes RGB-Profil besitzt,
fragt Photoshop, was man tun möchte. An dieser Stelle weist
man mittels „Profil zuweisen:“ den ProPhoto-RGB-Farbraum zu.
Es wird nun ein Farbspektrum angezeigt, welches die
Darstellungsfähigkeiten des Monitors garantiert übersteigt.
- Nun kann man dieses Farbspektrum in
einen anderen Farbraum umwandeln. In Photoshop geschieht das
über den Menüpunkt Bearbeiten -> In Profil umwandeln
...
Bei Quellfarbraum müsste ProPhoto-RGB erscheinen.
Als Zielfarbraum wählt man ein Profil, welches man testen
möchte. In meinem Fall habe ich das von mir selbst erstellte
Farbprofil gewählt, welches den Farbraum von meinem
Tintendrucker auf Baryta-Fotopapier beschreibt. Bei Priorität
wählt man die gewünschte Konvertierungsmethode -
üblicherweise Perzeptiv oder Relativ
farbmetrisch.
- Da es sein kann, dass der gewählte
Zielfarbraum größer ist, als der des verwendeten Monitors,
wird nun das sRGB-Profil (bei Verwendung eines Wide-Gamut
Monitors kann man auch AdobeRGB wählen) zugewiesen(!).
Die nun dargestellten Farben stimmen zwar nicht mehr mit den
wahren Farben überein, aber man kann dennoch recht gut
beurteilen, ob das Farbprofil schöne, sanfte oder aber
abrupte Verläufe produziert, welche ein Bild u.U. ruinieren
können.