Verlässt man Lima abends mit dem Bus Richtung Norden, so erreicht man in den frühen Morgenstunden Huaraz (3050 m Seehöhe). Huaraz ist die Haupstadt der Provinz Ancash.
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Eine der wichtigsten Kulturen dieser Hochgebirgsgegend ist die der
Chavin. Die Tempelanlage von Chavin de Huantar ist eine der
ältesten archäologischen Stätten einer einflussreichen
Kultur Amerikas. Die Chavin-Kultur hatte ihre Blütezeit 1300 bis
400 v. Chr.
Der Callejon der Huaylas, so
wird dieses Tal genannt, ist leider auch häufig ein Ort
tragischer Naturkatastrophen. Die wohl schlimmste Katastrophe des 20.
Jahrhunderts in dieser Gegend war im Jahre 1970, als ein Erdbeben der
Stärke 7,7 (Richterskala) die ganze Region verwüstete. In
der Hauptstadt Huaraz kamen 30000 Einwohner ums Leben. 80 % der Stadt
waren zerstört.
Das Dorf Yungay und fast alle seine Einwohner wurden unter
einer gewaltigen Lawine aus Schnee, Stein und Eis begraben, als sich
ein Teil des Huascarán-Massivs löste und ins Tal stürzte.
Heute lassen nur mehr 4 Palmen, welche einst die Plaza de Armas
schmückten und eine Christus-Statue an diese Katastrophe
erinnern.
Huaraz ist Ausgangspunkt für viele Expeditionen auf die höchsten
Berge des Kontinents. Die Peruaner selbst nennen die Region häufig
die 'Schweiz Perus' (und das, obwohl die europäischen Berge wie
Zwerge neben den Riesen der Anden erscheinen würden).
Ein schöner Ausflug zum Gletscher des Pasto Ruri führt am
See Patococha vorbei. Cocha bedeutet in der Sprache
Quetchua soviel wie 'See'.
Wer großes Glück - oder viel mehr Zeit als ich - hat, kann
die gigantischen Blütenstände der Puya raimondii
bewundern. Aber auch ohne Blüte ist die größte aller
Bromelien beeindruckend. In ihrem etwa 100-jährigem Leben blüht
sie nur einmal und bringt es auf eine Höhe von bis zu 8 Metern.
Am Fuße des Pasto Ruri angelangt, in einer Höhe von
5000 Metern wird man durch die Kulisse der Sechstausender belohnt.
Ich hatte des Glück, dass ich bei der Zubereitung der für die Hochgebirgsbewohner typischen Speise dabeisein durfte: Die Pachamanca. Das Wort 'pacha' bedeutet 'Erde'. Die Speise wird praktisch in der Erde gedünstet.
Zunächst wird ein Loch ausgehoben, mit flachen gereinigten
Steinen ausgekleidet und auch darüber aus gereinigten Steinen
ein Gewölbe gebildet. (Wir hatten es uns einfacher gemacht,
indem wir die Steine auf zufällig vorhandenen Baustahl gelegt
hatten.) Unterhalb der Steine wird nun ein Feuer entfacht um die
Steine aufzuheizen. Wenn die Steine schon leicht glühen werden
diese beiseitegelegt. Nun muss es rasch gehen:
Die Reste des Feuers werden entfernt und die Steine noch etwas
gesäubert. Darauf werden Kartoffeln, Yucca, Camote, Bohnen,
Fleischstücke etc. gelegt. Immer wieder werden ein paar der
zuvor erhitzten Steine dazwischen gelegt.
Obenauf wird noch ein Topf mit Frischkäse gestellt.
Zuletzt wird der mit den glühend heißen Steinen gemischte
'Lebensmittelhügel' durch ein sauberes Tuch zugedeckt und mit
Erde abgedichtet. Jetzt heißt es warten - ca. eine Stunde lang,
während der man sich bei Bier von den Strapazen erholen kann.
Zuletzt wird die Erde wieder vorsichtig, sodass Fleisch und Gemüse
nicht verschmutzen, beiseitegeschaufelt und das 'Gedünstete'
serviert. Ich war sehr beeindruckt mit welcher Begeisterung selbst
die kleinen Kinder dabei waren. Es war ein regelrechtes Familienfest.
Last modified: Sun Jun 29 16:36:09 CEST 2001