Vom Vereinswesen in der Krippenbewegung

Der gegen Ende des 18.Jahrhunderts einsetzende Materialismus verdrängte immer mehr das Interesse für die Weihnachtskrippe. Zunächst verschwand das Verständnis fürs Krippele in den bürgerlichen Familien und in den höheren Schichten der Intelligenz in der Stadt, nach und nach aber auch bei der Landbevölkerung. Die Krippe war höchstens noch gut als weihnachtliches Spiel für die Kinder. Ein Mann, der als Fortschrittlich gelten wollte, gab sich nicht mit ihr ab. Viele Krippen wurden verkauft oder verstaubten als kindischer Plunder in Abstellräumen. Im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts war die Weihnachtskrippe kaum noch Landesbrauch. Nur in unserem Dorfe, in Zirl, Thaur, Götzens und im Wipptal und Stubaital hatten sich die Menschen ihre Liebe und Freude zur Krippe noch erhalten.

Von diesen Orten aus gingen eine neue Bewegung durch das ganze Land. Am 3.Februar 1909 fanden sich beim Hirschenwirt in Innsbruck Krippenfreunde zusammen und gründeten unter der Leitung des Wiltener Chorherrn Chrysostomus Mößl, Pfarrer in Hötting, den Verein der Krippenfreunde. Auch unser Bernhard Schnaitter war maßgeblich an der Gründung dieses Vereines beteiligt.

Diesem Verband ist es zu danken, daß die Krippe in unserem Lande wieder Ansehen genießt und in den Familien liebevolle Aufnahme findet. Derzeit (1967) sind in Tirol 1196 wirklich aktiv tätige Mitglieder und es gibt in Tirol 27 Ortsgruppen, mehrere aufblühende Stützpunkte und zahlreiche Einzelmitglieder.

Die ersten Mitglieder dieses Vereines aus Inzing waren Josef Schatz (Mitgliedsnummer 91) und Bernhard Schnaitter (Nr.96). Josef Schatz, ein besonders eifriges Mitglied unserer Ortsgruppe, war seiner Gestalt und Gesinnung nach ein ganzer Krippeler von altem Schrot und Korn. Bernhard Schnaitter war Ersatzmann im 1.Ausschuß des Vereines der Krippenfreunde und gleichzeitig Ortsmandatar in Inzing. Die Ortsmandatare wurden bald Krippenpfleger genannt und hatten ungefähr dieselben Aufgaben zu erfüllen, die heute der Obmann und sein Ausschuß zu bewältigen haben.

Ein Jahr später, Dezember 1910, hatte Schnaitter bereits eine starke Ortsgruppe aufgebaut, die der Landesgruppe Tirol angehörte. Sie umfaßte außer ihm und Josef Schatz folgende Mitglieder: Daniel Vent, Ziegelstraße 11; Josef Lederle, Prantlweg 1; Vinzenz Klotz, Salzstraße 2; Kleißl Anna, Krämerin; Johann Kratzer, Hauptstraße 34; Josef Mair, Hauptstraße 25; Karolina Markt, Salzstraße 6; Nagele Josef, Kirchgasse 10; Anton Rumer, Toblatnerweg 3; Peter Paul Schärmer, Bahnstraße 7; Vinzenz Schärmer, Hauptstraße 23; Alois und Anna Schlierenzauer, Hauptstraße 1; Vinzenz Spiegl, Privat; Johann Steiner, Kirchgasse 1; Josef Walch, Hauptstraße 4; Peter Walch, Hube 11; Josefa Wanner, Hauptstraße 22; Heinrich Wanner, Hof 7; Cooperator Paul Federspiel. Sie wurden beim Landesverband unter den Mitgliedsnummern 173 bis 193 geführt. Bis Herbst 1911 kamen noch Ludwig Draxl, Vinzenz Markt, Hermann Walch und Josef Bair hinzu und die Inzinger Ortsgruppe zählte 24 Mitglieder.

Viele Jahre änderte sich die Zahl der Mitglieder nicht wesentlich. Sie ging wohl während des Ersten Weltkrieges etwas zurück, erreichte aber in den Zwanzigerjahren wieder ihren alten Stand. Auch im Zweiten Weltkrieg gab es einen Mitgliederschwund. 1946 waren noch 11 Mitglieder, doch dann erhielt der Verein wieder kräftigen Zuwachs. In den vergangenen Jahren betrug die Mitgliederzahl: 1956: 20, 1959: 33, 1960: 34, 1967: 38.

Als Krippenpfleger wirkten in unserem Dorfe folgende:

Bernhard Schnaitter (Kirchgasse 12)
1909-1923
Paul Schatz (Kohlstatt 36)
1924-1945
Paul Walch (Hauptstraße 4)
1946-1950
Seit 1950 ist Franz Hirschberger (Salzstraße 2) Obmann der Inzinger Ortsgruppe. Derzeit gehören dem Auschuß an der Obmann, Karl Oberthanner als Obmannstellvertreter, Hubert Schatz als Kassier.

Die Ortsgruppe hat die Aufgabe, den Krippengedanken zu vertreten, die Freude zum ,,Krippeleschauen`` zu steigern und bei unseren Ortsbewohnern das Verlangen zu wecken, eine eigene Krippe zu besitzen. Seit jeher war der Verein bemüht, diesen Auftrag zu erfüllen, freilich nicht immer mit gleichem Geschick und gleicher Tatkraft, auch nicht immer mit dem wünschenswerten Erfolg.

In Vereinsversammlungen ist man bestrebt, echten Krippengeist zu fördern und zu pflegen und krippentechnische Aufklärungen zu geben. In letzter Zeit fanden solche Zusammenkünfte fast jährlich um die Weihnachtszeit abwechselnd in den Gasthöfen Krone, Lamm oder Traube statt. Dabei spricht immer ein prominenter Krippenfreund besinnliche Worte und Kirchenchor, Katholische Jugend, ein Bläserquartett oder der Männerchor umrahmen die Zusammenkünfte musikalisch. Ein Adventspiel, bei dem oft Mitglieder der Familie Schatz mitwirken, trägt zur weihnachtlichen Einstimmung bei. Den Abschluß bildet immer der Krippelehoangert, an dem sich auch die meist zahlreich anwesenden Gäste der umliegenden Gemeinden rege beteiligen. An allen Tischen bewegen sich die Gespräche um die Gestaltung der Krippe. In den letzten Jahren belebten mitunter auch Lichtbilder den Ablauf der Krippenfreundetagung.

Besonders besorgt ist die Ortsgruppe darum, daß zahlreiche Krippen schön aufgestellt werden, damit den ,,Krippeleschauern`` Gediegenes geboten wird. Die Zahl der Krippenbesucher in der Nachkriegszeit ist sehr unterschiedlich. Es gab Jahre mit hoher Besucherzahl und Jahre, in denen sich nur wenige bei den Krippen einfanden. Im großen und ganzen kamen vor dem Kriege mehr Krippenbesucher in unser Dorf als heute.

Die Verbreitung des Krippengedankens bei der Jugend liegt dem Verein besonders am Herzen. 1956 wurden unter Anleitung von Herrn Siegmund Seitz aus Innsbruck in der Schule Krippen gebaut, die dann in einer Ausstellung gezeigt wurden. Sie brachten der Schuljugend von den Krippenfreunden große Anerkennung ein. Manche der damals hergestellten Krippen erfreuen heute noch die ganze Familie, wenn sie sich zur Weihnachtszeit um die Krippe versammelt.

Die Hauptaufgabe des Vereines, die Krippen zu vermehren, ist sicher gelungen. Es gibt heute in unserem Dorfe mehr Krippen als in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Die Zahl der Krippen dürfen wir nicht nach den ausgestellten Krippen bemessen. Nicht jeder stellt seine Krippe zur Schau. Mancher hält sie lieber in der beschaulichen Stille seiner Stube verborgen.

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