Renovierungen

Aus den bisherigen Ausführungen ist zu entnehmen, daß öfters Kirchenerneuerungsarbeiten vorkamen. Zum Teil zwangen Schäden durch Wetterunbilden dazu, noch mehr aber solche, die durch Muren entstanden waren.

Rund zweieinhalb Jahrzehnte nach der Kirchenweihe unseres heutigen Gotteshauses warf am Schutzengelsonntag des Jahres 1807 eine Mure Felstrümmer, Holz, Geröll und Schlamm ins Kircheninnere. Der untere Teil der Mauern, der Boden, die Bänke und Altäre erlitten schweren Schaden.[*] Deshalb erfolgte 1832 unter Kurat Puecher eine Renovierung. Auf die damals erfolgten Arbeiten habe ich bereits hingewiesen.

Die für 1880 geplante Säcularfeier (hundertjähriger Bestand unserer Pfarrkirche) war wohl der Hauptgrund für eine neuerliche Renovierung. Dem Franziskanerpater Bertr Schöpf, einem Bruder des Inzinger Kuraten Johann Schöpf, übergab man die Leitung. Die Arbeiten begannen 1870 und waren im großen und ganzen 1877 abgechlossen.

Dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechend, wurde die Kirche im Nazarenerstil umgestaltet, eine Kunstrichtung deren Formgebung und Technik unserem Geschmack nicht entspricht. Wir empfinden diese Renovierung als mißlungenes Werk.

Schöpf restaurierte gründlich. Er ließ Bilder und Statuen entfernen und ersetzte sie durch solche, die dem neuen Stil entsprachen. Alle Altäre, die Kanzel, die Beichtstühle und Statuen wurden neu gefaßt. Durch den vorherrschenden graubraunen, fast erdfarbenen Farbton bekam unsere Kirche ein eintöniges und bedrückendes Aussehen. Das glänzend dekorierte Mauerwerk und der neue Fußboden aus grauen und weißen Platten konnten den fahlen Eindruck nicht bessern.

Noch schlimmer wurde es, als 1884 die Kirche Fenster mit bunter ornamentaler Malerei erhielt[*]; an Regentagen herrschte fast Düsternis im Inneren.

Seit die Fenster bei der letzten Renovierung durch andere mit Sechseckverbleiung ausgetauscht wurden, strömt nun wieder Licht und Freude in unser Gotteshaus, und der Sonnenschein läßt die bunten Farben und Vergoldungen aufleuchten.

Die Fenster für das Presbyterium kosteten 8400 Schilling. Für die Fenster des übrigen Kirchenraumes bezahlte das Landesdenkmalamt 27000 Schilling.

Zwei Jahre nach dem Abschluß der 1870 begonnenen Erneuerungsarbeiten demolierte die Neunundsiebziger Mure abermals den Kirchenraum. Die Säkularfeier unterblieb.

Unter Pfarrer Josef Waibl wurden 1902 der Sockel und die marmorimitierten Lisenen[*], mit Ausnahme jener vor der Sakristei, erneuert. Diese Arbeit dürfte Fürstbischof Vinzenz Gasser angeregt haben, der mit seinem Neffen Josef Klotz guten Kontakt hatte. Der Brixner Dom zeigt gleichfalls solche marmorne (allerdings echt) Wandpfeiler. Das ließ in beiden vielleicht den Gedanken aufkeimen, unser Gotteshaus auf diese Weise zu schmücken.

Die Arbeiten vollführten zwei Maler aus dem Außerfern. Die Arbeitsart, durch Färbeln und Abschleifen fast echten Marmor vorzutäuschen, hielten sie geheim. Diese Kosten trug Kronenwirt Josef Klotz.

1949 begann der Reigen der Außenrenovierungen an unserer Kirche. Die erste Arbeit nahm die Firma Zambelli aus St.Valentin in Oberösterreich vor und kostete rund 35000 Schilling. Bald waren die Farben verwaschen und von der Erneuerung blieb nicht mehr viel übrig.

Im Rahmen dieser Arbeiten erhielt der Turmknopf durch frische Vergoldung und Renovierung gleichfalls ein neues Kleid. Während der Besatzungszeit, im Mai 1945, diente die Turmkugel den amerikanischen Soldaten als Zielscheibe, wenn sie zu ihrer Unterhaltung mit Gewehren schossen. Der Knopf wies mehrere solche Einschüsse auf.

Bei der Renovierung (1949) untersuchten Pfarrer Schreyer und Bürgermeister Mariner den Inhalt der Kugel. Sie enthielt neben den Skapulieren noch drei Schriftstücke, die sich auf die Kirche bezogen. Vor der neuerlichen Befestigung des Knopfes, die am Rosenkranzsonntag 1949 erfolgte, fügte ich zu den bereits vorhandenen Schriften noch zwei hinzu. Sie berichten über die Kriegsjahre (1939-1945), über die Besatzung unseres Dorfes durch die Amerikaner und Franzosen und über die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser schrecklichen Zeit.

Im Pfarrbrief für die Fastenzeit 1979 schrieb unser Pfarrer, daß die Turmkugel - es sei deutlich sichtbar - wieder Einschläge mit großen Löchern aufweise und einer Ausbesserung bedürfe. Die Entstehung dieser Beschädigung ist unerklärlich.

Schon am 16.Mai 1818 hatte man die Kugel, welche die schlanke Turmspitze seit Bestehen des Turmes krönt, herabgenommen und den Mangel behoben.

1958 erhielt unser Kirchturm, der nun fast ein Vierteljahrtausend alt ist, als Geburtstagsgeschenk um 26290 Schilling eine neue elektrische Uhr. Die Wiener Firma Emil Schauer lieferte sie.

Zwei Jahre später besserte Meister Josef Ponsdorfer aus Dölsach (Osttirol) das Turmdach gründlich aus. Die ausgefransten Ränder der Schindeln wurden abgeschnitten und gestrichen. Nach Aussage eines Fachmannes wären heute schon wieder viele Schindeln auszuwechseln. Ponsdorfer kündete es seinerzeit an; unterdessen sind fast zwanzig Jahre nach der Reparatur vergangen.[*]

Bald nach seinem Amtsantritt im Jahre 1953 war Pfarrer Eugen Knabl unermüdlich bemüht, unser Gotteshaus wieder zu der schönen und eindrucksvollen Weihestätte zu gestalten, wie sie unsere Vorfahren vor 200 Jahren geschaffen hatten. Dies ist ihm auch vollkommen gelungen; freilich kostete es ihm viel Mühe, große Sorgen, mitunter Ärger und viel, viel Geld! Aber sein Optimismus, seine Energie und sein Vertrauen überwanden alle Hindernisse.

Noch vor den eben erwähnten Turmarbeiten begann die Innenrenovierung unserer Kirche. Kleine, aber merkliche Erdbeben hatten im Laufe von fast zweihundert Jahren das Mauerwerk doch erheblich erschüttert, und durch das Absinken der Kirche gegen den Haupteingang hin waren die Kuppeln und Bögen beunruhigende Spalten entstanden.

Nach entsprechenden Vorarbeiten besserten die Maler zunächst die Risse aus und reinigten die Mauern. Dann entfernten sie mühsam die dunkle Übermalung von den Altären, Beichtstühlen und Figuren; so bekam unsere Kirche unter Meister Dialers kundiger Hand wieder ihren alten Glanz.

Bei den Malerarbeiten an der Kuppel ereignete sich wie im Jahre 1779 ein schwerer Arbeitsunfall. Hans, Malerlehrling aus Brixlegg, legte von der Arbeitsbühne unter der Presbyteriumskuppel ein Brett auf das Kreuz an der Spitze des Hochaltars. Als er das Brett betrat, kippte es und Hans stürzte. Er schlug zunächst auf das Kranzgesimse auf und fiel dann auf den Steinboden der Kirche. 14 Tage lag er bewußtlos mit Schädelbasisbruch im Krankenhaus. Sechs Wochen nach dem Unfall besuchte er unseren Pfarrer; dabei berichtete er von einem kleinen Wunder. Vor dem Unglück litt er an Kopfschmerzen, jetzt aber war er davon vollständig geheilt.

A.Spiss setzte die Stukkaturen instand und erneuerte sie zum Teil. Diese Gipsarbeiten kosteten 25910 Schilling.

Ich wies bereits darauf hin, daß die Bilder und Statuen ausgetauscht wurden[*] und unser Gotteshaus so um viele Kostbarkeiten bereichert werden konnte. Unsere Kirche erhielt wieder ihr barockes Aussehen, die ihr die nazarenischen Umgestaltung genommen hatte. Am 9.November 1956 betrugen die Gesamtkosten der Innenrestauration 330000 Schilling.

Gegen Ende der sechziger Jahre ließ der Pfarrer das Gestühl für die Kinder durch neue Bänke ersetzen, die den anderen in der Größe angepaßt waren. Bodenteppiche, Erneuerung der zerschlissenen Kirchenfahnen und andere Kleinigkeiten, die dennoch viel Geld erforderten, trugen zur gefälligen Innengestaltung des Kirchenraumes viel bei.

Um 1966/67 mauerte H.Karl Oberthanner (Riedweg 12) die Seitentüre in der Südmauer zu und gestaltete den Platz zu einer aparten Mauernische. Darin steht das Taufbecken und in kleinen Vitrinen sind die zum Taufen notwenigen Geräte verwahrt. Die Mauervertiefung wirkt gefälliger als die alte klobige Holztüre; niemand brauchte sie.

Die Außenrenovierungen waren ein schweres Sorgenkind für Pfarrer Knabl und bereiteten ihm viel Ärger. Die Malereien an den Außenmauern der Kirche, die Zambelli 1949 ausgeführt hatte, waren sehr verwittert und mußten dringend erneuert werden.

Zunächst bearbeitete ein Malermeister aus Hall in Tirol (Wilhelm Ghetta) die Westseite. Nach kurzer Zeit war von der Auffrischung nicht mehr viel zu sehen.

Die Wetterschäden an der Nord- und Südseite der Kirche behob (1972/73) Maler Pizzinini. Unwetter haben auf der Südseite die Farben stellenweise schon wieder sehr verwaschen und die Nordmauer ist unter der Dachrinne in Mitleidenschaft gezogen.

1974 erhielten Turm und die Ostseite von Malermeister Ewald Mayer (Kohlstatt 36a) ein neues Gewand. Am 5.Juni, am Vorabend der Firmung, waren die Arbeiten am Turm beendet. Die Kosten für das Rüsten betrugen (Fa.Gsteu, Innsbruck, 230 Arbeitsstunden) 43000 Schilling, die Malerarbeiten für den Turm (laut Rechnung vom 12.6.1974) 32000 und für die Ostseite (Rechnung vom 2.10.1974) 38000 Schilling.

Im nächsten Jahre (1975) frischte Malermeister Mayer die Westseite unseres Gotteshauses auf. Seine Rechnung vom 2.6.1975 lautete auf 63000 Schilling. Es scheint, daß seine Neuinstandsetzungen am dauerhaftesten sind; darüber freuen wir uns alle, am meisten unser Geistl.Rat Pfarrer Knabl.[*]

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