Vom Mesner

Das ehrwürdige Amt des Mesners reicht ins Altertum zurück. In den ältesten Zeiten mußten Geistliche mit niederen Weihen (Ostarier) den Dienst des Mesners ausüben. Später stellte die Kirchenvorstehung auch Laien als Kirchendiener an, die im Laufe der Zeit Mesner[*] hießen.

Die Mesner genossen in ihrer Gemeinde ein gewisses Ansehen. Ihre Bestellung war vielfach von altem Herkommen bestimmt. Oft war es Folgerecht der Pfarrer, der ihn mit diesem Amt beauftragte. Doch viele Gemeinden Tirols bestellten in selbstherrlichem Gebaren den Mesner oder sicherten sich zumindestens ein weitgehendes Mitbestimmungsrecht bei der Berufung zu.

Später war das Mesneramt oft mit dem Dienst eines Schulmeisters und Organisten verbunden. Das war auch in unserem Dorfe so.

1630 lebte in Inzing ein Andrä Prenseisen als Lehrer. Ob er auch Mesner war? 1775 ist in einem Kataster ein Ignaz Prenseisen als ,,Mössner`` für Inzing geführt. Ob er auch Lehrer war? Es ist anzunehmen. Den Dienst als Mesner, Lehrer und Organist übte damals meist die gleiche Person aus; oft kam sie durch Generationen hindurch aus der gleichen Sippe. Vielleicht traf das auch bei der Familie Prenseisen zu?

Seit Beginn des 19.Jahrhunderts wirkten in Inzing nachweislich immer Lehrer als Organisten und Mesner. Erst als 1879 Andreas Nagele nach Inzing kam, wurden der Lehrerdienst und das Mesneramt voneinander getrennt.

Vorher standen dem Mesner die sogenannten Mesnergüter und zwar sowohl das Haus, als auch die Grundstücke seit ,,unvordenklichen`` Zeiten zu unentgeltlicher Nutznießung zur Verfügung.[*] Das mußte wegen der Trennung vom Organistendienst und Mesnerdienst geändert werden. Nach längerem Hin und Her vereinbarten Pfarrer Waibl und die Gemeinde in einem Übereinkommen am 29.9.1908, daß die Nutzung des Mesnerbaues (Kirchgasse 10)[*] dem jeweiligen Lehrer und Organisten zustehe, die Grundstücke aber von der Gemeinde zur eigenen Benützung bzw. Verpachtung übernommen werden. Die Gemeinde verpflichtete sich dem Mesner jährlich einen Betrag von 260 Kronen zahlbar am 1.Jänner eines jeden Jahres, im vorhinein zu geben. Mit diesem Betrag war auch die Vergütung für Wetterläuten und Reinigung der Kirchenwäsche abgegolten.

Der Finanzprokurator verlangte als Sicherstellung des Mesnergehaltes die Verpfändung von entsprechenden Grundstücken. Das Sicherungspfand für die jährliche Zahlung von 260 Kronen wurde mit mindestens 6700 Kronen berechnet.

Alle von der Gemeinde als Pfand angebotenen Gründe (z.Bsp. Moltroan, Dorfmeisterwiese,...) lehnte die Finanzprokuratur immer wieder als nicht ausreichend ab. Viele Jahre - noch 1920 - dauerten die Verhandlungen.

Doch die vielen verdrießlichen Bemühungen, Enttäuschungen und Schreibereien waren vergeblich; sie haben für unsere Zeit keine Bedeutung. Die Gemeinde zahlt keinen Mesnerlohn. Sie überweist dem Pfarramt jährlich einen Zuschuß von 12000 Schilling.[*]

Das Mesnergut besteht nicht mehr. Durch Tausch, Zusammenlegung von Gründen u.ä. zerfiel der Besitz.

Soweit ich feststellen konnte, waren folgende Mesner bei uns tätig:

Ignaz Prenseisen um1775; Die Sippe war schon 1630 hier ansässig und lebte nach der Jahrhundertwende (1907) noch im Dorfe. Vermutlich waren auch andere Angehörige dieser Sippe Mesner.

Josef Saurer Anfang des 19.Jahrhunderts bis 1814. Saurer wirkte als Lehrer in unserer Gemeinde. Er veranstaltete täglich abends in seiner Stube Gebetsandachten mit anschließender Predigt. Da er auch prophezeite liefen ihm manche Inzinger zu und nahmen an seinen Andachten teil. Kurat Puecher war machtlos. Als aber die Prophezeiungen nicht eintrafen, verliefen sich seine Anhänger. Verschiedene Umstände ließen immer deutlicher erkennen, daß er an religiösem Wahnsinn litt. 1834 starb er in der Irrenanstalt.

Alois Schretter
1814 bis 26.Juli 1839 (Kirchgasse 10). Er und seine Nachfolger waren auch Organisten und Schulmeister.
Peter Paul Schretter
1839-1871
Kircher,
 
Senn
und
Franz Kremser
wirkten zwischen 1871 bis 1874
Lambert Schretter
1874-1879; er war der letzte Mesner, der zugleich den Organisten und Schuldienst ausübte. Nach Lambert Schretter dienten
Josef Schnaitter
(Kirchgasse 12; gest. 1885) und dessen Sohn
Bernhard Schnaitter
als Mesner.
Vinzenz Walch
(Kohlstatt 21, geb. 1841) 1895 im Gemeinderatsprotokoll als Mesner vermerkt und laut Protokoll noch am 13.Oktober 1910.
Franz Kern
wird am 24.8.1911 erwähnt.
Leo Walch
1913 führt die Niederschrift der Gemeinderatssitzung Leo Walch, Sohn des Vinzenz Walch, als Mesner an. Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) rückte er früh zum Militär ein und kam als letzter Heimkehrer (gleichzeitig mit Karl Deutschmann, Salzstraße 7) am 15.August 1920 nachhause. Während er als Soldat von seiner Heimat abwesend war, versahen seine Angehörigen den Dienst. Im Zweiten Weltkrieg vertrat Leo Walch den zum Heer eingezogenen Johann Wolf. In der Zwischenkriegszeit (1920-1939) waren außer Walch ab 1923
Robert Schnaitter
(Hauptstraße 1) und ab 10.November 1928
Johann Wolf
als Mesner tätig. Wolf, der auch als Gelegenheitsarbeiter, zeitweise als Totengräber, Nachtwächter und zuletzt als Briefträger arbeitete, war bis zu seinem tödlichen Unfall (am 5.10.1971, beim Obstpflücken) ein beliebter Mesner. Für seine vierzigjährige, aufopferungsvolle Arbeit erhielt er 1969 von Bischof Rusch eine Ehrenurkunde. Seit dem Tode Wolfs konnte der Pfarrer keinen geeigneten Mesner finden.
Johann Leitner
(Rauthweg) steht ihm als Hilfsmesner bei, soweit es sein Dienst in Innsbruck zuläßt; seine Mithilfe beschränkt sich auf Sonn- und Feiertage.

http://www.pisch.at/Ernst/Wissen/Dorfbuch/Dorfbuch.html