Neben Orgelklang tragen auch Gesang und Musik zur Feier des Gottesdienstes bei. Wie überall gab es bei uns in alten Zeiten nur Volksgesang. Wir singen zum Teil jetzt noch Texte und Melodien, die unsere Vorfahren schon vor Jahrhunderten bei religiösen Andachten in der Kirche oder daheim gebrauchten.
Chorgesang kam vermutlich erst auf, als in unserem Dorfe ein eigener Geistlicher wirkte (1693). Die Sänger genossen keine Ausbildung. Sie trugen ihre Melodien nach dem Gehör ohne Noten vor. Es waren einfache liturgische Gesänge, Vespern, Messen u.dgl., die solange geübt wurden, bis sie die Sänger auswendig singen konnten. Selten wurden neue Werke eingelernt, die bekannten wurden viele Jahrzehnte verwendet.
Die Kirchenmusik bestand schon vor 1800. Als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts unsere Musikkapelle entstand, verwendete sie anfangs Blasinstrumente, die Kirchenmusikern gehörten.
Kurat Puecher erwähnt in der Kirchenchronik, daß 1816 Alois Schretter den Mesner- und Organistendienst übernahm. Die Schretter stammten aus Pettnau und waren musikalisch gut begabt. Drei Generationen dieser Sippe wirkten bis 1879 bei uns als Organisten, Lehrer und Mesner. Sicher spielten zu ihrer Zeit die Chormusiker auch Streichinstrumente, denn Peter Paul Schretter (1839-1871) war ein vortrefflicher Geiger. Noten, die sie damals benützten, bestätigen, daß Streicher mitwirkten. Ein anderer Beweis ist eine Weihnachtskantate, die auf dem Chor noch vorhanden ist. Der hervorragende Musiker, Lehrer Dagobert Natter (1866-1869), komponierte sie und verwendete für die Instrumentierung Geige, Viola und Kontrabaß.
Wie überall auf dem Lande konnten unsere Kirchenchorsänger nur einfache Kompositionen meistern; diese hatten zumeist geringen künstlerischen Wert. Darüber gibt das Notenmaterial, das die Sänger bis ca.1910 benützten, Aufschluß. Es sind die Werke der Komponisten Obersteiner, Schöpf, Führer, Niedrist, Kempter, Zangl u.a. Dem Volk gefiel diese Musik mit ihren süßlichen, romantisch anmutenden Melodien. Die kirchlichen Kreise waren darüber weniger begeistert. Ältere Leute schwärmen noch heute von Liedern solcher Art, ,,die gut ins Gehör gehen``. Einige wertvollere Weisen dieser Periode singt der Kirchenchor mitunter heute noch.
Die im cäcilianischen Stil geschriebenen Werke, die im vorigen Jahrhundert aufkamen, fanden bei Volk und Sängern wenig Anklang. Sie wurden als hart und trocken empfunden und in unserer Kirche wenig aufgeführt, eine Ausnahme bildet das heute noch immer gesungene Requiem vom bayrischen Komponisten Kaspar Ett (1788-1847).
Die Chorleiter Johann Steiner, Franz Pisch und nun Hubert Leitner waren bemüht, mit den Sängern kirchenmusikalische Aufführungen zu bieten, die doch eine gewisse künstlerische Güte besitzen.
Im Repertoire unseres Chores finden wir seit ca.60 Jahren Arbeiten von Mitter, Filke, Griesbache, Goller, Pembauer, Koch, Kronsteiner, Bauernfeind, Bruckner, Mozart, Schubert, Haydn u.ä.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1967) brachte auf liturgischem Gebiet eine neue Ordnung, die manche Kirchenchöre in eine Krise stürzte. Guter Wille bei hw.Pfarrer Knabl, Chorleiter Leitner und Sängern und enge Zusammenarbeit zwischen ihnen bewahrte unseren Chor davor. Er zählt heute in der Umgebung zu den leistungsfähigsten Kirchenchören. Er unterstützt den Pfarrer bei seinem Bemühen, den Gottesdienst schön und beeindruckend zu gestalten.
Die neueste Bestrebungen zielen auf eine noch regere Mitwirkung des Volkes bei Andachten hin. Der Chor soll dabei anregend und stützend mithelfen; die Gläubigen sollten nicht nur den ,,Darbietungen`` der Chorsänger lauschen, sondern selbst mehr mitsingen. Das ist auch die Meinung der jüngeren Generation unter den Gläubigen. Es scheint aber, das nötige - fürs Land auch brauchbare - Notengut für eine solche Arbeit zu fehlen.
Um die Jahrhundertwende waren die Mitglieder des alten Männerquartettes (1875-1920) ein solider Grundstock des Chores. Es waren: Josef Schatz (geb.1842, Kohlstatt 36), Bernhard Schnaitter (geb.1854, Kirchgasse 12), Johann Kratzer (geb.1855, Hauptstraße 34) und Heinrich Wanner (geb.1860, Hof 7). Bis anfangs der zwanziger Jahre waren sie noch aktiv beim Kirchenchor tätig.
Ebenso bildete in den zwanziger und dreißiger Jahren ein Männerchor - es war eine Singgruppe der Musikkapelle - einen sicheren Stützpunkt, um den sich die anderen Chormitglieder gruppierten.
Von besonderer Bedeutung für den Chor ist die Familie Schatz (Kohlstatt 32), die Mutter des jetzigen Chorleiters und Organisten. Während ihres 60-jährigen Mitwirkens war und ist sie eine sichere Sopranistin und trotz ihrer ständigen Schmerzen ein verläßliches Mitglied des Chores.
Außer ihr sind Baßsänger Hermann Oberthanner (70 Jahre) und Bariton Franz Pisch (50 Jahre) am längsten aktiv beim Inzinger Kirchenchor tätig.
Der Kirchenchor führt eine eigene Chronik, in der die Mitglieder - auch frühere - vollzählig genannt sind.
In alten Zeiten waren in den Dörfern der Mesner-, Organisten-, Chorleiter- und Schuldienst miteinander verbunden. Vielfach bestand der Brauch, daß diese Ämter lange Zeit hindurch Angehörige der gleichen Sippe ausübten; in unserem Dorfe waren es die Familien Prenseisen und Schretter.
Der um 1630 als Lehrer genannte Andrä Prenseisen dürfte kaum Organist gewesen sein, denn es ist nicht anzunehmen, daß zu seiner Zeit schon eine Orgel in unserer Kirche stand.
1775 ist Ignaz Prenseisen als Mesner in Inzing genannt. Man kann wohl damit rechnen, daß er als Chorleiter tätig war. Mit großer Sicherheit besaß unser Gotteshaus damals eine Orgel.
Alois Schretter: Er stammt aus Pettnau und kam 1814 in unser Dorf. Vermutlich übernahm er zur selben Zeit die Chorleitung. Nach seinem Tod am 26.7.1839 folgte ihm sein Sohn Peter Paul Schretter.
Nach Aussage alter Leute besaß er außergewöhnlich gutes Musiktalent. Er galt als vorzüglicher Organist und guter Violinspieler. Wie Noten beweisen, bestand zu seiner Zeit bereits ein Streichorchester. 1871 starb er wie sein Vater am Annatag.
Nach ihm wirkten in der Zeit von 1871 bis 1874 nur kurz zuerst Kircher, dann Senn und schließlich Franz Kremser.
Von 1874 bis 1879 leitete Peter Paul Schretters Sohn, Lambert Schretter, den Kirchenchor.
1879 übernahm Andrä Nagele das Amt. Er war der erste Organist, der nicht zugleich auch Mesner war. Er galt weitum als geübter Orgelspieler. Heute noch sind auf dem Chor Messen und Lieder, die er komponierte. Sie sind leicht spielbar und so gehalten, daß sie dem Volke gefielen.
Johann Steiner war von 1909 bis 1931 Chorregent. Sein Können und sein Eifer brachten den Chor zu beachtlicher Höhe. Während seiner Tätigkeit bildete er ca.30 Chorsänger aus. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges mußte er einrücken und die Orgel schwieg. Lehrer Rangger aus Zirl half manchmal aus.
1931 trat Franz Pisch an Steiners Stelle. Auch er bildete viele Sänger aus. Von 1934 bis 1946 wurde er dienstlich nach Innsbruck abgeordnet. In dieser Zeit halfen als Orgelspieler aus: Schulleiter i.R.Franz Schreyer, ein Bruder des Pfarrers; Oberlehrer i.R.Anton Brugger; Schulleiter i.R.Josef Heel; Schuldirektor Alfons Lorenz; sogar die Sopranistin, Frau Maria Leitner half aus. 1946 übernahm wieder Pisch das Amt. Er wurde 1957 krank; die Krankheit steigerte sich und zwang ihn 1962 die Chorleiterstelle niederzulegen.
Nun wirkte als Chorregent Meinrad Beiler. Die Orgel spielte seine Frau Annemarie, geb. Puelacher. Schon nach kurzer Zeit mußte er wegen Krankheit 1965 zurücktreten. An seine Stelle trat Hubert Leitner. Seine Verdienste als Chorleiter habe ich bereits erwähnt. Frau Annemarie Beiler wirkt weiterhin als Aushilfsorganistin und Herr Beiler ist als Dirigent tätig.
Seit Chorregent Steiner haben Hermann Oberthanner (Hauptstraße 9) und Paul Schatz (Kohlstatt 36) bis in die sechziger Jahre dirigiert. Hermann und Pisch helfen jetzt noch mitunter als Dirigent aus.
http://www.pisch.at/Ernst/Wissen/Dorfbuch/Dorfbuch.html