Die Muttergotteskapelle an der Landstraße

An Stelle dieser Kapelle, sie wird allgemein Rangger Kapelle genannt, stand früher ein Bildstock. Darüber erzählte mir Anton Schärmer (Hauptstraße 11):

,,Zur Zeit der Franzosenkriege verfolgte ein französischer Soldat einen Inzinger Bauern; er hieß Trenkwalder, vulgo Xander. Trenkwalder konnte sich verstecken und entging so weiteren Nachstellungen. Aus Dankbarkeit errichtete er 1848 die Kapelle. Das Volk nannte sie lange Zeit die Franzosenkapelle.``
Vor der Grundzusammenlegung zweigte bei der Kapelle gegen Süden der Fahrweg nach Ranggen (Rangger Gasse genannt) von der Salzstraße ab; daher die volkstümliche Bezeichnung ,,Rangger Kapelle``.

Die Trenkwalder waren Mitbesitzer eines Doppelhauses. Der untere Teil des Gebäudes (heute Hauptstaße 25, Bp.36) gehörte ihnen und trug den Hausnamen Xander. Die nachfolgenden Inhaber dieses Hausanteiles waren die Mair und führten den Hausnamen ,,beim Gschnöll``. Die Eigentümer des oberen Stockes (heute Hauptstraße 23, Bp.35) hießen Raffl; ihre Nachfolger wurden die Schärmer, die jetzt noch den Hausnamen Raffl führen. Vor einigen Jahren erwarben sie das Haus, Hauptstraße 11, als neue Heimat. Durch Kauf und Erbschaft ist Frau Kämpf, geb. Kratzer (Kohlstatt 8) Eigner der Hausanteile geworden.

Als Josef Mair Inhaber des Trenkwalderischen Besitzes geworden war, fiel ihm auch die Rangger Kapelle zu. Er hatte als geschickter Krippenbergbauer, Schnitzer, Vergolder und Landschaftsmaler zum Thaurer Bildschnitzer Laimgruber, vulgo Mundi, gute Beziehungen.[*] Dieser schnitzte für die Kapelle auf Mairs Wunsch die Statuen des hl.Josef und Joachim. Jahrzehnte schmückten sie mit den beiden Figuren Petrus und Paulus, die nun ihren Platz neben der Orgel gefunden haben, die Rangger Kapelle. Josef und Joachim sind vorläufig im Gemeindehaus Hauptstraße 30 aufbewahrt.

Auf Mairs Wunsch ging die Betreuung der Kapelle auf die Familie Schärmer über (Hauptstraße 11), welche eigentlich der Besitzer des Grundes ist, auf dem die Kapelle steht.

Bis ca.1960 fanden jährlich zwei Bittgänge zu dieser Kapelle statt, am ersten Bittag und am Markustag (25.April). Während jener noch besteht, mußte dieser wegen des starken Straßenverkehrs eingestellt werden.

Das kleine Marienheiligtum besaß auch ein Bild der ,,Schmerzhaften Muttergottes``. Daher kamen am Schmerzensfreitag die Unterdörfler zwischen 1900 und 2100 Uhr in kleineren Gruppen hierher, um den Rosenkranz zu beten. Dieser Brauch besteht heute noch. Die Familie Schärmer schmückte an diesem Tage die Kapelle besonders liebevoll.

Die ,,Oberdörfler`` (Kohlstatt, Mühlweg, Ziegelstraße) und die ,,Außerdörfler`` (Gebiet der Salzstraße) besuchten am Schmerzensfreitag die Totenkapelle im Friedhof, in der eine Statue der Schmerzhaften Muttergottes stand. Wegen Vergrößerung des Friedhofes ließ die Gemeinde 1974 die Kapelle abtragen.

Während des vergangenen Krieges restaurierte Schärmer die Kapelle. Gründliche Instandsetzungsarbeiten ließ die Gemeinde 1969 ausführen. Dabei wurde das feuchte Mauerwerk trocken gelegt. Kunstschlosser Siegfried Flörl aus Hall erneuerte und ergänzte das Eisengitter.[*]

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