Sicherungsbauten gegen die Muren

Daß unsere Ahnen stets darauf bedacht waren, Dorf und Fluren vor der Mure zu schützen, geht aus der Inzinger Dorfordnung von 1616 hervor. Darin erließen sie Gebote und Verbote, die auf eine jahrhundertelange Erfahrung und Übung gründeten und die u.a. darauf hinzielten, daß für Schutz- und besonders für Archenbauten stets das notwendige Holz leicht erreichbar zur Verfügung stand.

Es heißt in der ,,Ordnung des Holzschlagens halben in hoch- und panwälden[*] , pergen, Dornach, awen[*] und andern enden: Es soll auch niemant am aussern perg der andern seiten kainen veichtenstamb, die für erhaltung gemaines archens gehait[*] werden, weder zu verprennen noch zu verkaufen nichts zu schlagen, noch töxen ze schnaiten, dergleichen in den pannhölzern kain ranten zu schlagen vergonnt sein, sondern also auf ein gemaine austhailung, was jedem darinn aufzuheben gebürt, warten; wer solliches iberfüer und damit betreten wurde, soll von iedem stamb, er sei klain oder groß, zwai phunt perner pueß zue geben verfallen sein, und darzue solliches verpotens holz zue der gemain hant und gewaltsamb genommen werden.
Auch für die Dornach-Leiten und für Dornach selbst bestanden seit alten Zeiten für das Schlägern von Fichten, Lärchen und Laubholz die gleichen strengen Vorschriften und Strafen. Dieses Holz war ebenfalls zur Bekämpfung von Wassernöten und für Archenbauten vorgesehen.

Eine Vorsichtsmaßnahme war auch das Verbot des Triftens auf dem Enterbach während des Frühjahrs und Sommers.

Nach der Dorfordnung von 1616 durfte jeder 14 Tage vor dem Veitstag (15.Juni) auf dem ,,klampach`` ungehindert Holz heraustreiben; das wurde später abgeändert. Wie aus dem Gemeinderatsprotokoll vom 2.6.1878 hervorgeht, durfte erst nach dem 20.8. getriftet werden, da vorher die Hochwettergefahr größer war und die Bauern ihre Wiesen noch bewässerten.[*] Wer zu anderer Zeit triften wollte, mußte vom Bürgermeister die Erlaubnis einholen. Verstöße gegen diese Anordnung kosteten 10 Gulden Strafe.

In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts tauchte für die Gemeinde ein vielerörtertes Problem auf. Im Spätherbst 1881 begannen in unserer Gegend die Arbeiten für den Bau der Arlbergbahn. In verhältnismäßig kurzer Zeit war die Bahnstrecke fertig; schon in der letzten Juniwoche 1883 verkehrten bei uns die ersten Probezüge und am 1.7.1883 war die offizielle Eröffnung.

Früher ergoß sich der schlammige Murbrei ungehindert durch die Au an mehreren Stellen in den Inn. Jetzt hemmte der 3 bis 4 Meter hohe Bahndamm, der wie eine Staumauer wirkte, ein freies Ablaufen der Murmassen. Wohl gab es drei Durchlässe im Bahnkörper: die Unterführung für den Gaisauweg (4m weit und 3,2m hoch), das Rinnsal für den Enterbach und den ober dem Enterbach liegenden gewölbten Abfluß für Hochwasser (Weite 3m, lichte Höhe 2,15m). Doch sie waren zu schmal und zu niedrig und bildeten bei Muren für unser Dorf eine ständige Sorge und Gefahr.

Der natürlichste Schutz vor Muren für das Dorf war immer schon der Wald. Wildbachverbauungen, wie wir sie heute kennen, gab es erst seit dem vorigen Jahrhundert.

Die furchtbare Überschwemmung im Jahre 1882, die besonders für Süd- und Osttirol schwere Folgen hatte, führte dazu, daß 1884 die Meliorationsgesetze[*] geschaffen wurden. Seit dieser Zeit gibt es das Amt für Wildbachverbauung; nun bestanden für die Verbauung der Wildbäche die notwendigen gesetzlichen Voraussetzung.[*]

Wahrscheinlich erfolgten auch in früheren Jahren bescheidene Verbauungen. Ich benütze für den Text dieses Kapitels nur die im Gemeindeamt aufliegenden Akten und Schriften. Nachforschungen im Landesarchiv würden sicher - allerdings nach zeitraubenden Ermittlungen - mehr und genauere Aufschlüsse über die Verbauungsarbeiten bringen.

Aus einem Schreiben vom 1.12.1871 geht hervor, daß die Gemeinde auf Grund ihres Ansuchens aus den Mitteln des Straßenbaufonds einen jährlichen Pauschalbetrag von 30 Gulden erhielt. Dafür war ihr verbindlich vorgeschrieben, die ,,Bacharchen`` jederzeit gut zu erhalten, das Rinnsal des Baches gegen Ausbrüche zu reinigen. Sie war ferner gezwungen, die Enterbachbrücke der Salzstraße ohne ,,Säumnis`` wieder herzustellen, falls sie durch Elementarereignisse zerstört wurde. Endlich war sie verpflichtet ,,dafür zu haften, daß bei Elementarereignissen keine Bestandteile der Brücke durch den Bach verschwemmt werden oder sonst abhanden kommen``! Und alle diese Verpflichtungen für 30 Gulden!

Seit 1879 führte - mit Unterbrechungen - bei uns die forsttechnische Abteilung für Wildbachverbauung sowohl im Hauptgraben als auch im Bachgebiet die Verhältnisse wesentlich. Nie mehr haben Muren unser Dorf so schrecklich überfallen, wie es die beiden großen Muren im vorigen Jahrhundert taten.

Die Sicherungsarbeiten bestanden im Aufforsten und Verbauen, welche das Hinabgleiten der Lockermassen verhindern oder mindestens erschweren sollte. Ferner errichtete man im Bachgerinne Sperren, welche die Bruchlehnen befestigen sollten.

Das Bachbett liegt im eiszeitlichen Moränenschutt, welcher der Erosion nur geringen Widerstand leistet. Die Wildbachsperren sollten daher auch verhindern, daß sich der Enterbach noch tiefer eingräbt und die Murflut in Zukunft mit noch größerer Schnelligkeit und Wucht ins Tal stürzt.

Eine Regulierung des Baches vom Ursprung bis zur Mündung in einem Zuge, fand nie statt.

Gleich nach der Neunundsiebziger Mure entschloß man sich, den Mittellauf zu regulieren. Von der Landstraße bachaufwärts grub man in einer Länge von 1178 Metern 9084m \ensuremath{³} aus, sonderte die brauchbaren Steine für die Pflasterung aus, benützte das übrige Material zum Andämmen und warf den Rest entlang des Grabens auf einen Haufen und schwemmte die ausgegrabene Erde zur Zeit des Hochwassers im Enterbach zum Inn.

Für diese Leistung (Graben, Werfen, Schwemmen und Andämmen) erhielten die Arbeiter pro m \ensuremath{³} 30 Kreuzer. 7346m \ensuremath{²} Pflaster waren herzustellen; 1m \ensuremath{²} benötigte 1/2m \ensuremath{³} Steine. Ungefähr die Hälfte der erforderlichen Steine konnten aus der Grabung gewonnen werden. Die Gesamtkosten berechnete die Behörde am 26.9.1879 mit 9700Gulden. 1 Maurerschichte war mit 1fl 30kr und 1 Handlangerschichte mit 1fl festgesetzt.

Die Regulierung dieses Bachabschnittes erfolgte 1879 und 1880. Zur Sicherung des Dorfes errichtete man die Schutzarche (angeblich vor 1883). Die örtliche Leitung dieses Baues hatte Johann Draxl, v.Simels Hans (Hauptstraße 21) inne.

Wenn man heute auf dem vor kurzem erbauten Schutzdamm steht, erblickt man unter sich die alte Arche. Sie wirkt lächerlich klein. Doch daß die beiden letzten großen Muren unser Dorf nicht so verheerten, wie die Siebner- und Neunundsiebziger Mure es taten, haben wir ihr, neben den Sicherungsarbeiten im Oberlauf des Hundsbaches und dem davor gepflanzten Schutzwald zu verdanken.

Um den Bahndamm vor Wasser besser schützen zu können, hatte die Bahnverwaltung ober der Bachmündung ein 60 Meter langes Holzgerinne errichten lassen.

Zwischen Bahnlinie und Landstraße verlief das Bachbett, verschieden breit, in vielen Krümmungen mit ungleichmäßig ausgebildetem Gefälle. Bei Hochwasser waren daher häufig Ablagerungen, Stauungen und Austritt des Wassers zur Folge.

Für die Verbauung dieses Bachabschnittes berechnete das Landesbauamt im Dezember 1887 den Kostenvoranschlag mit 5600 fl 55 kr. Darin waren die beiden Posten für Materialbewegung von 3487 m \ensuremath{³} á 50 Kreuzer (Aushub, teilweise Abgrabung des alten Bachdammes, Anschütten und Planieren) und für die Bruchsteinpflasterung mit einer Ausdehnung von 2063,16 m \ensuremath{²} á 1,60 fl (312,6 m lang und 6,60 m breit) am größten.

Am 3.September 1888 erteilte die Baubehörde nach ,,stattgehabten kommissionellen Augenschein`` die Baubewilligung. Die Bauzeit erstreckte sich auf die Jahre 1889 und 1890.

Die am 18.August 1890 erfolgte Abrechnung lautete:



für Grabungen 1743,50 fl
für das Brückensteinpflaster 3301,05 fl
für die Pflasterung der Profile (für 570m \ensuremath{³} gelieferte Bruchsteine zahlte man 1425fl) 556,00 fl
für Grundablöse:  
Anton Rumer, Toblatnerweg 3 504,00 m \ensuremath{²}
Michael Kratzer, Kohlstatt 8 567,75 m \ensuremath{²}
Peter Gaßler 180,00 m \ensuremath{²}
Josef Klotz, Salzstraße 2 252,60 m \ensuremath{²}
Gstrein, Salzstraße 16 38,15 m \ensuremath{²}
insgesamt 1542,50 m \ensuremath{²} á 25 kr 385,63 fl
für Entschädigungen 89,00 fl
für 5 Faßln Zement (1375 kg á 1,5 kr) 20,62 fl
Projektaufnahme 44,64 fl
Gesamtkosten: 6140,43 fl



Gegenüber dem Voranschlag erhöhten sich die tatsächlichen Kosten um ca. 9,5%. Die Auslagen übernahm zu 65% die Gemeinde, zu 30% die k.k.Staatsbahn und zu 5% das k.k.Straßenärar. Die Gemeinde stattete einen Teil ihres Beitrages durch Naturalleistungen ab. Am 3.10.1889 gewährte der Tiroler Landesausschuß der Gemeinde einen Baukostenzuschuß von 1000 Gulden aus dem Getreideaufschlagsfond.

Die am rechten Innufer vorgenommenen Regulierungsarbeiten hatten bewirkt, daß sich die Strömung des Inns mehr gegen die Mitte des Flußbettes richtete; dadurch blieb aber das Enterbachgeschiebe in der Ausmündung liegen und es erfolgte ein Rückstau.

Für die Behebung dieses Übels gab die Obrigkeit am 25.11.1890 die Baubewilligung.

Die Baukosten schätzte die Behörde auf 2813,81 Gulden, welche die Gemeinde, Bahn- und Straßenverwaltung im Verhältnis von 65% : 31% : 4% bestritten. Nach der am 14.6.1892 erfolgten Endabrechnung waren die Auslagen wegen Materialmehraufwand auf 3104,37fl gestiegen.

Wie bereits erwähnt, ließ das Landesbauamt gleich nach der Neunundsiebziger-Mure im Mittellauf des Baches - das ist die Strecke im Inntal ober der Landstraße - Instandsetzungsarbeiten durchführen.

Der Abschnitt befand sich aber sowohl hinsichtlich der Richtung, als auch nach seinem Gefälle in einem unregelmäßigen Zustand, sodaß wiederholt bei Unwettern Kulturgründe übermurt, die Landstraße beschädigt und der Bahndamm bedroht waren. Diese Mängel sollten nun behoben werden.

Ca. 60 Meter oberhalb der Wiresbrücke errichtete man einen Einfangtrichter und anschließend bachabwärts das gemauerte Bachgerinne. Das Bachprofil hatte eine wechselnde Breite von 6,8 auf 4,6 Meter sowie eine Wassertiefe von 1,5 bis 2 Meter. Das Gefälle ermäßigte sich gegen die Straßenbrücke von 11,8 auf 7 Prozent.

Die Baugenehmigung erteilte die Behörde am 28.7.1894. Die Baukosten waren mit 23500 fl veranschlagt, 40% der Summe zahlte der staatliche Meliorationsfond, 40% das Land Tirol und den Rest (4700 fl) mußten die Gemeinde, die Bahn und die Straßenverwaltung nach Aufteilungsschlüssel 80 : 10 : 10 aufbringen.[*]

Dagegen protestierte die Eisenbahndirektion und erklärte, der Bauabschnitt liege vom Bahnkörper weit entfernt und bedeute für die Strecke keine unmittelbare Gefahr; sie fühle sich daher zu einem Beitrag für die Baukosten nicht verpflichtet.

Nach langwierigen Verhandlungen brachte die Gemeinde[*] beim Verwaltungsrerichtshof die Beschwerde ein, nachdem das Ackerbauministerium festgestellt hatte, die Bahn sei zu Beitragszahlungen nicht verpflichtet. Der Verwaltungsgerichtshof entschied in der am 11.6.1896 durchgeführten Verhandlung zugunsten der Gemeinde. Die Bahnverwaltung mußte 10% der Kosten übernehmen.

Die bisher aufgezählten Arbeiten im Mittel- und Unterlauf des Baches sind heute nicht mehr zu sehen. Nach der letzten Mure (1969) schüttete man das Gerinne zu und legte darauf einen Wirtschaftsweg an.

Alle vor der Jahrhundertwende durchgeführten Begradigungen, Ausbesserungen und Neubauten am Bachlauf hatten nur dann Sinn und Zweck, wenn auch im Talinnern Sicherungen erfolgten.

Solche Verbauungsarbeiten im Oberlauf des Baches führte die Wildbachverbauung in vier längeren Perioden durch und zwar von 1897-1912, von 1931-1941 und nun seit 1969/70; diese Arbeit ist noch im Gange.[*]

Vor Arbeitsbeginn der Hauptarbeiten im Jahre 1897 erhob eine Kommission im Oberlauf des Baches und im Talkessel die notwendigen Arbeiten und hielt sie in einem Protokoll fest.

Demnach waren die gegen Ende der achtziger Jahre aus Holz errichteten Sperren zwischen der Klammausmündung und der Mühlleiten reparaturbedürftig und einige mußten wiederhergestellt werden.

Die Terrainrisse am Bach zwischen Kreuzeck und Finstertal, zwischen Kreuzeck und Heinzmündltal sowie zwischen diesem und der Brandbrücke mußten gesichert werden.[*]

Oberhalb und unterhalb der Brandbrücke zeigte der Bach die Neigung, in gefahrbedrohender Weise gegen das rechte Ufer auszubrechen; dem war durch den Bau geeigneter Lenkerwerke vorzubeugen.

Etwas oberhalb der Ausmündung des Hundskehltales waren am linken Bachufer zur Vermeidung von Terrainanrissen Sicherungen vorzunehmen.

Schließlich sollten die Hanganbrüche in den Ursprungsgebieten des Heinzmündltales und des Hundskehltales sowie in der Roten Mur durch Verbauung gefestigt werden.

Die Arbeiten erstreckten sich von 1897 bis 1901.

Am 23.11.1900 teilte die k.k.Wildbachverbauung der Gemeinde mit, daß sich die Gesamtausgaben, einschließlich der im Zuge befindlichen Arbeiten, auf 66000 Kronen belaufen werden. Die Gemeinde konnte ihren 20 prozentigen Anteil durch Naturalleistungen - hauptsächlich durch Lieferung von Rüst-, Bau-, Kohl- und Feuerholz - abstatten. Der Wert dieser Leistungen betrug 1898 rund 4288 K, 1899 rund 3970 K, genau insgesamt 8235,94 Kronen. Den Wert des Holzes, das bis zur Beendigung der Arbeit noch gebraucht wurde, berechnete die Wildbachverbauung mit 1300-1800K. Für das gesamte Verbauungswerk mußte also die Gemeinde 3200 bis 3700 Kronen Bargeld aufbringen.

Nachdem die Arbeit abgeschlossen war, stellte die Kollaudierungskommission fest, daß im Talinneren noch verschiedene Ergänzungsarbeiten zweckmäßig wären und stellte entsprechende Anträge. Mit Schreiben vom 1.6.1901 genehmigte der Tiroler Landesausschuß die vorgeschlagenen Bauten. Doch die Gemeinde konnte die dafür notwendigen Barmittel nicht mehr leisten. Es war daher beabsichtigt, nur soviel zu verbauen, wie die Gemeinde mit Holz abzudecken imstande war.

Daß nach der Neunundsiebziger Mure die öffentlichen Stellen unserem Dorf so wirkungsvoll und verhältnismäßig rasch halfen, war dem Kronenwirt, Josef Klotz zu verdanken. Er war damals Landtagsabgeordneter und seine Vorsprachen hatten bei den maßgebenden Ämtern große Wirkung.

Die forsttechnische Sektion führte von 1897-1904 im Talinneren Konsolidierungsarbeiten durch; sie bepflanzte die Hänge und traf andere Maßnahmen, um das lockere Material auf den stark geneigten Flächen festzuhalten.

Im schneereichen Frühling 1907 erfolgten in einigen noch nicht befestigten Seitenrunsten große Lawinenstürze, die den Boden neuerlich aufrissen. Es waren wieder Verbauungsarbeiten notwendig, die der Landtag 1908 nachträglich genehmigte.

Die Kosten dieser Arbeiten bemaß die Bezirkshauptmannschaft auf 20000 Kronen. Das k.k Ackerbauministerium genehmigte die Arbeiten, die 1908 und 1909 erfolgten. Die Kosten teilten sich Staat, Land und Gemeinde nach dem Schlüssel 50% : 30% : 20%.

Doch mit diesem Betrag ließen sich die vorgesehenen Arbeiten nicht vollständig ausführen; das Ackerbauministerium bewilligte für diese im Jahre 1910 vorgesehenen Ergänzungsarbeiten weitere 4000 Kronen, die ebenfalls nach dem Schlüssel 50% : 30% : 20% aufgebracht wurden.

Die Gemeinde konnte ihre Beträge zum Großteil durch Naturalienleistungen bestreiten, besonders durch Lieferung von Holz. Die Sperren bestanden damals zu Großteil aus Holz; 1908 benötigte man 215,12 fm (Festmeter). 1909 und 1910 hatte die Gemeinde sogar Mehrleistungen von 164,62 K bzw. 14,96 K zu verzeichnen.

Die Befestigungsarbeiten nach der Mure am 10.7.1910 berechnete das Ministerium im voraus mit 11000 K (Aufteilungsplan 50% : 30% : 20%).

Im Zeitraum von 1897 bis 1912 errichtete man, außer den großen Sicherungsarbeiten im Schwemmkegelgebiet, im Enterbach 25 Sperren in Trockenmauerung und 10 Holzsperren; im Hundskehlbach, im Heinzmündltal, im Hierestal in der Kreuzeckmur, in der Auflegmur, in der Hohen und Großen Mur 158 Holzwerke und in den Brüchen sowie im Finstertal 400 m Holzgrundschwellen und 650 Ausbuschungen. Beim Almweg baute die Wildbachverbauung 933 Meter Stützwerke.

Diese Arbeiten hatten im allgemeinen allen Unwettern gut standgehalten. Der Bach blieb bis 1929 ruhig. Doch mußten sich die Männer des Ausschusses in den Jahren nach 1912 - wie aus vielen Niederschriften der Gemeinderatssitzungen hervorgeht - immer wieder mit Wiederherstellungs- oder Neuarbeiten im Gebiet des Enterbaches beschäftigen.

Die Mure des Jahres 1929 hatte an den Hängen im Talinneren und in der ganzen Länge des Bachgerinnes schwere Verwüstungen angerichtet. Es waren wieder vielumfassende Arbeiten nötig.

Nach dem Gemeinderatsprotokoll vom 27.5.1930 sollten die Kosten für die Arbeit im Oberlauf 380000 Schilling betragen. Diese Summe wurde aufgeteilt auf Bund (65%), Land (20%), Gemeinde (10,5% = 39900 S) und Bundesbahn (4,5%). Dabei bestand die Möglichkeit, daß die Gemeinde ihren Anteil auch durch Sachleistungen abstatten konnte; dies geschah besonders durch Holzlieferungen.[*]

Es war geplant, jährlich 25000-30000 Schilling zu verbauen. Man rechnete mit einer Bauzeit von 13 bis 14 Jahren. Damals herrschte die bittere Notzeit mit großer Arbeitslosigkeit. Bürgermeister Kranebitter Josef, Mühlweg 6, betonte bei den Verhandlungen ausdrücklich, daß in erster Linie einheimische Arbeiter zu beschäftigen seien.[*]

Um die Schäden am Unterlauf des Baches beheben zu können, rechnete das Landesbauamt mit einem Betrag von 170000 S; 20% dieser Kosten, also 34000 S mußte die Gemeinde übernehmen. Bei der Notlage, in der sich die Gemeinde befand, war dies sehr schwer. Es bestand nur insoweit eine Erleichterung, daß die Gemeinde durch Naturalleistungen (Arbeits- und Fuhrwerksleistungen, Holzbeistellungen in dem Ausmaß wie früher, war nicht mehr möglich) einen Teil des vorgeschriebenen Beitrages abstatten konnte.[*] Die Tiroler Landesregierung gewährte am 3.4.1930 der Gemeinde zur Entlastung des Beitrages eine Beihilfe von 7000 S.

Die Unwetter im Sommer 1931 und am 28.8.1932 erforderten manche Ausbesserungen. Besonders erneuerungsbedürftig war das Sohlenpflaster im Unterlaufgerinne.

Insgesamt kamen in den Jahren 1931-1940 folgende Arbeiten zur Ausführung: im Enterbachtal großzügige Instandsetzungsarbeiten und an Neubauten 3 Betonsperren, 3 Sperren in ZMMW und 10 betonverkleidete Steinkastensperren. Im Hieres und Heinzmündltal errichtete man 3 Betonsperren und am Almweg 79 m Stützwerk.

Hierfür wurden 155862,05 Schilling und 27273,47 Reichsmark[*] ausgegeben; die Finanzierung teilten der Bund, das Land, die Gemeinde und die Bundesbahn nach dem Schlüssel 65 : 20 : 10,5 : 4,5% auf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Wildbachverbauung 1951 die Arbeiten wieder auf. Sie räumten 1112Meter Bachbett, verkleidete 15 alte Sperren, verbaute Rutschungen im Mühltal, errichtete in der Hohen und Großen Mur 10 Stützmauern (Gesamtlänge 137 Meter) und führte Abböschungen und Begrünungen durch, leistete im Hierestal Instandsetzungsarbeiten und baute schließlich für den Almweg 457 Meter Stützmauern und verbreiterte ihn auf einer Länge von 2690m.

Der Aufwand betrug 2752600 Schilling. Die Aufteilung erfolgte zwischen Bund, Land, Gemeinde und Bundesbahn von 1950 bis 1960 nach dem Verhältnis von 70 : 15 : 10,5 : 4,5% und ab 1961 zwischen dem Bund, dem Land, der Gemeinde, der Landesstraßenverwaltung und der Bundesbahn im Verhältnis von 70 : 15 : 6,8 : 5,3 : 2,9%.

Die Arbeiten nach der Neunundsechziger Mure waren, neben dem Aufräumen des Murgerölls und dem Beheben der Schäden, vor allem auf eine größere Sicherheit für unser Dorf ausgerichtet. Die Werke, die dafür geschaffen wurden, habe ich schon erwähnt.

Die von der Innbauleitung durchgeführten Arbeiten für den Mittel- und Unterlauf leitete ein Inzinger, Ing.Johann Wanner (Mühlweg 21). Daß die Arbeiten so zügig und verläßlich erfolgten, ist ihm zu verdanken.

Vom Mittellauf des Baches bis zur Inzinger Alm sollen etwa 40 Wildbachsperren gebaut werden. Nach einem Bericht des Leiters der Wildbach- und Lawinenverbauung für Tirol, Dipl.Ing.Hanausek, wird jede dieser quer in der Bachrunst stehende Sperren aus armiertem Beton gebaut und 30 bis 50 Meter breit, etwa 7 Meter hoch und im Mittel 2,5 Meter stark sein. Rund 70 Millionen Schilling sollen diese Verbauungen kosten; auch hier ist die Gemeinde mit einem Betrag von 5% beteiligt.

Einige Sperren stehen schon, doch es werden Jahre vergehen, bis die Arbeiten beendet und der Hundstalbach halbwegs gezähmt ist.

Am Vorabend des Fronleichnamstages 1973 (20.Juni) mußte sich das neue Auffangbecken zum erstenmal bewähren. Zwischen Mitter- und Roßkogel war in den späten Abendstunden ein schweres Wetter niedergegangen und Erdreich und Gestein hatten sich gelöst. Der Bach tobte, riß drei Brücken weg, aber sein Geröll und das mitgeschwemmte Holz fing der neue Schutzdamm auf und bannte alle Gefahr für unser Dorf.

Möge Gott die Sicherungsbauten schützen, damit sie auch in Zukunft unsere Heimat vor Verwüstung bewahren.

http://www.pisch.at/Ernst/Wissen/Dorfbuch/Dorfbuch.html