Der Innenraum unseres Gotteshauses

Das Kircheninnere ist barock gestaltet; es ist ein bescheidenes Abbild der Wiltener Basilika und der Götzner Pfarrkirche.

Geistlicher Rat Pfarrer Eugen Knabl beschreibt in seiner Broschüre ,,Inzing, Pfarr- und Wallfahrtskirche zum hl.Petrus`` (Seite 6) das Kircheninnere:

Der Gesamteindruck des Kirchenraumes ist vornehme, barocke Freundlichkeit ohne Überladung. Der hallenartige Raum mit ovalem Grundriß ist von drei elliptischen Kuppeln überwölbt, von denen die über dem Chor kleiner ist. Sie ruhen auf vier starken, abgeflachten Gurtbogen. Über der Orgelempore ist die Decke als Tonnengewölbe ausgebildet.

Durch Wandpfeiler und Fenster ist der Raum gegliedert. Ein reich verkröpftes, weit ausladendes, auf jonischem Architrav und Fries aufgebautes Kranzgesimse läuft in 12 Meter Höhe bis zum Hochaltar. Über dem Gesimse überdachen dreieilige Lünettenfenster je zwei Kirchenfenster, und über diesen spannt sich das Fenstergewölbe.[*]

Stuckzier an den Apostelkreuzen, in Rahmen, Fenstern, an Bogen, Grisaillen und um die Fresken verleiht der Kirche Festtagskleid. Arbeit mit Gläubigkeit findet Ausdruck in dem immer reicher werdenden Stuck hin zum Presbyterium.

In gleicher Komposition werden die drei Kuppeln je von einem Freskenbild und in den Gewölbeläufen von vier Grisaillenbildern gefüllt.[*]

Das Kircheninnere (Jänner 2001)

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Die Kuppeln malten Kirchebner aus Götzens. Sie waren Dorf- und Zeitgenossen des Baumeisters und Stukkateurs Franz Singer. Durch seine Vermittlung und durch den guten Ruf, den sie als Maler in unserer engeren Heimat genossen, waren ihnen vermutlich diese Arbeiten übertragen worden.[*]

Die Entwürfe für die gesamten Malerarbeiten stammten wahrscheinlich von Vater Anton Kirchebner. Er gestaltete die Chorkuppel. Das Gemälde zeigt den in einer Engelsglorie zum Himmel schwebenden Christus, der den Aposteln Petrus und Johannes Gewalt gab, den Lahmen zu heilen. Die Begebenheit spielte sich vor der Porta speciosa in Jerusalem ab. Die farbige Gestaltung und Wirkung dieses Bildes ist deutlich besser als die Fresken der anderen Kuppeln.

Auch an der zweiten Kuppel im Kirchenschiff arbeitete er noch mit. Doch da ereilte ihn am 17.August 1779 das Unglück. Er stürzte ca.13 Schuh tief vom Gerüst ab und starb zwei Stunden später. Es war eine traurige Heimkehr, als die beiden Brüder, Franz Xaver und Josef Anton, mit ihrem toten Vater nach Götzens kamen.

In der zweiten Kuppel ist die Verehrung des Gnadenbildes dargestellt. In der Mitte des Gemäldes ist das Gnadenbild aufgebaut; ein Baldachin umhüllt es. Links davon steht Leopold Gaßler mit dem Tränentüchlein in der Hand und rechts die Besessene Ursula Egger. Hinter Gaßler verehren Wallfahrer aus bürgerlichen und adeligen Kreisen das Gnadenbild und rechts von ihm flehen Bauersleute um Hilfe zur Gottesmutter. Die Hauptarbeit an diesem Fresko wird dem älteren Sohne, Franz Xaver, zugesprochen.

Von ganz anderer Art in Ausdruck und farblicher Wirkung ist das dritte Bild, im Volke der ,,Inzinger Roßhimmel`` genannt. Es ist vorwiegend das Werk des Josef Kirchebner. Maria reicht der hl.Klara und dem hl.Dominikus den Rosenkranz. Der für die Christen günstige Ausgang der Schlacht soll nämlich der Fürbitte der seeligsten Jungfrau und eifrigen Rosenkranzgebeten zu verdanken sein.[*]

Die in Grisaillen ausgemalten Zwickel an der Chorkuppel stellen Vorfälle aus dem Leben unseres Heilandes dar: den Sturm auf dem See Genezareth, die Fußwaschung, das Letzte Abendmahl und die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor. Es ist anzunehmen, daß die Bilder von Vater Kirchebner stammen.

Die Grisaillen in den Zwickeln des zweiten Joches zeigen Begebenheiten aus dem Leben Mariens: die Verkündigung, die Geburt Christi, die Beschneidung und die Flucht nach Ägypten.

Die Zwickelbildnisse beim ,,Roßhimmel`` weisen auf Heldinnen des Alten Testaments hin: Judith, Jael, Esther und Rebekka. Diese und die Illustrationen aus dem Leben der Muttergottes dürfte Franz Xaver geschaffen haben.

Die Blätter, Ranken und Ornamente an Wänden, Decke und Bögen und die Umrahmungen der Grisaillen haben wir dem kunstsinnigen Meister Franz Singer zu danken. Er war nicht nur Bauersmann und Baumeister, sondern besaß auch als Stukkateur weitum guten Ruf.

Der Kirchenbau hatte finanziell große Opfer gefordert. Vermutlich erfolgte die Inneneinrichtung zunächst sehr einfach; vielleicht übernahm man manches, besonders Bilder und Geräte, aus der alten Kirche. Sicher übertrugen die Inzinger das Gnadenbild, das sie fast hundert Jahre in der alten Kirche verehrt hatten, nun in das neue Gotteshaus und stellten es auf den Hochaltar.

Auch die Altarblätter der beiden hinteren Seitenaltäre (hl.Antonius und hl.Anna) dürften aus der alten Kirche stammen. Das Lavabo in der Sakristei und etlicher Meßkleider sind sehr alt, und die Priester bedienten sich ihrer wahrscheinlich schon in dem früheren Gotteshaus.

Unser Gnadenbild wird seit 1685 verehrt. Zahlreiche Gebetserhörungen verschafften ihm einen guten Ruf. Dieser steigerte sich noch , als am 15. und 16.August 1814 mehrere Andächtige erklärten, sie hätten gesehen, daß Maria und ihr göttliches Kind Augen und Hände, ja sogar den ganzen Körper bewegen. Die Aussagen wurden protokolliert und im Kirchenarchiv hinterlegt.

Unser Dorf war bis zur Jahrhundertwende ein bekannter und vielbesuchter Wallfahrtsort (Näheres im Kapitel ,,Unser Gnadenbild``).[*]

Anfangs stand der Altar der jetzigen Kirche sehr weit zurück. Bei feierlichen Anlässen hatten die Geistlichen und die Ministranten für die Zeremonien zu wenig Bewegungsfreiheit. Als 1832 die Kirche einen neuen Hochaltar erhielt, konnte dieses Übel behoben werden.[*]

Das erste Hochaltarbild (hl.Petrus) malte, wie bereits erwähnt, Franz Xaver Kirchebner. Auch den 1832 errichteten neuen Altar zierte Kirchebners Bild. Bei der Renovierung 1870/77 wurde es durch ein Gemälde von Franz Hellweger (Der Heiland gibt Petrus die Schlüsselgewalt.) ausgetauscht und ist nicht mehr zu finden.[*]

Das jetzige Hochaltarbild (Kreuzigung Petri) ist das wertvollste. Es stammt von Anton Zoller[*] und trägt die Jahreszahl 1766. Es ist das letzte Ölgemälde des Meisters. Ursprünglich stand es als Hochaltarbild in der anfangs März 1859 abgerissenen Kirche von Telfs. Zur Zeit der Hochblüte nazarenischer Unduldsamkeit wurde es entfernt und blieb lange verschollen. Jahrzehntelang schlummerte es unbeachtet in aufgerolltem Zustand in einem Innsbrucker Depot. Nach gewissenhafter und genauer Restaurierung stellte nun das Landesdenkmalamt das kostbare Bild bei der Renovierung 1959 unserer Kirche als Leihgabe zur Verfügung. Hellwegers Bild wird derzeit hinter dem Hochaltar aufbewahrt.

Nach dem Entwurf müßte unser Hochaltar schöner und reichhaltiger sein.[*] Geldmangel zwang wohl unsere Vorfahren dazu, einfacher und billiger zu bauen. Hatte doch kaum ein Vierteljahrhundert nach dem Kirchenbau eine fürchterliche Mur, am Schutzengelsonntag des Jahres 1807, Kirche und Dorf entsetzlich verheert. Auch die Kriege Napoleons hatten unser Land in schwere wirtschaftliche Not gestürzt. Es ist erstaunlich, wieviel Geld unsere Bewohner 1832 für die Kirchenrenovierung (hauptsächlich Inneneinrichtung) aufbrachten.

Die Heiligen am Hochaltar, 1959 im Auftrag des Landesdenkmalamtes sehr farbenfroh gestaltet, zeigen in Überlebensgröße die Kirchenlehrer Augustinus, Gregor den Großen, Ambrosius und den hl.Hieronymus.

Die ober dem Altarbild stehende Statue ,,der auferstehende Heiland``, flankiert von zwei knieenden Engeln, stammt aus der Zamarskischen Kunstwerkstätte.

Isidor Jäger, ein sehr rühriger Kurat, der in Inzing von 1848 bis 1868 wirkte, war überaus bemüht, den Altar schöner zu schmücken. Ihm sind die Verkleidung des Tabernakels aus vergoldetem Kupfer (ausgeführt von Lippert, Kosten: 4000 Gulden) und der Baldachin (3000 fl) zu verdanken.

Seit ca.1965 steht im vorderen Raum des Presbyteriums der neue Opfertisch. Damit soll das heilige Geschehen bei der Messe dem Volke näher gebracht werden. Der Hochaltar hat eine andere Funktion erhalten. Er ist Stätte und Umrahmung des Sakramentshäuschens (Tabernakel). Schon vor Jahrhunderten war in den alten Kirchen der Altar nicht der Standort für den Tabernakel, sondern dieser befand sich - getrennt vom Altar - an einer anderen Stelle der Kirche.

Die beiden vorderen Seitenaltäre sind links der Kreuzaltar, rechts der Josefsaltar. Nach dem Weiheprotokoll sollte rechts der Kreuzaltar und links der Josefsaltar stehen. In späteren Jahren scheint eine Auswechslung erfolgt zu sein.

Nach Ansicht des Kunstexperten Dr.J.Ringler und Pfarrer Knabl stammt das Bild des Kreuzaltars mit großer Wahrscheinlichkeit von Anton Kirchebner. Die Stadtansicht hat vielleicht sein Sohn Franz Xaver gemalt. Das Bild zählt zu den wertvollsten Altarblättern unserer Kirche.

Seit der Renovierung 1956 zieren Barockstatuendie beiden vorderen Seitenaltäre. Die Figuren kommen aus Zirl. Hw.Pfarrer Knabl schreibt in seiner Broschüre:

Die Figuren lagen dort mit vielen ,,Knochenbrüchen und Amputationen``. Wir kauften sie; den Großteil hat das Bundesdenkmalamt in Wien beglichen, und nach Ergänzung durch die Bildhauer Bachlechner und Viertl von Hall wurden sie von Dialer neu gefaßt.
Die Statuen des Kreuzaltars stellen links den hl.Florian und rechts den hl.Georg dar. Über dem Kreuzbild ist der hl.Ignatius von Leyola abgebildet.

Vor dem Hauptaltar war in der Karwoche das Heilige Grab aufgebaut. Die Kulissen[*] des Grabes sperrten das Presbyterium vom übrigen Kirchenraum ab. Die liturgischen Handlungen der Karwoche spielten sich daher bis in die sechziger Jahre vor dem Kreuzaltar ab.

Der Josefsaltar zeigt das erwähnte Gemälde von Hellweger. Das kleine Bild darüber stellt den Apostel Indiens und Japans, Franz Xaver, dar. Die Altarfiguren sind der hl.Martin und die hl.Margarita.[*]

Bis Anfang der sechziger Jahre war der Josefsaltar alljährlich im Mai mit einer Marienstatue und Blumen geschmückt; er diente als ,,Marienaltar``.

Die Kanzel wurde 1790 gestaltet; näheres ist nicht bekannt.

Die beiden hinteren Seitenaltäre ließ Kurat Puecher zugleich mit dem Hochaltar um 1832 umbauen. Vorher waren sie aus Holz. Der rechte Seitenaltar ist dem hl.Antonius geweiht, der auch auf dem Altarblatt dargestellt ist. Dieses Gemälde sowie das Annabild vom gegenüberliegenden Altar sind Werke des Malers Johann Georg Daniel Graßmayr [*]. Diese beiden Bilder schmückten wahrscheinlich schon die alte Kirche.

Bei der Kirchenerneuerung von 1870-1877 tauschte man beide Bilder gegen größere von Pernlochner aus. Viele Jahre waren sie verloren; bei der letzten Renovierung (1956) konnten sie aus Privatbesitz in Kematen wieder heimkehren und nehmen nun den Platz der ,,Pernlochnerbilder`` ein. Da die Bilder von Graßmayr kleiner sind, schnitzte Öfner im Auftrag des Landesdenkmalamtes passende Rahmen. Beide Bilder sind nun ein köstlicher Schmuck unserer Pfarrkirche.

Auf dem Antoniusaltar stehen zwei Reliquienschreine. Hw.Pfarrer Knabl meint, daß sie vielleicht aus dem Damenstift in Hall stammen könnten und während der Aufklärungszeit bei uns Zuflucht gefunden hätten.

In dem Vertrag vom 24.August 1779 hatten sich die Inzinger verpflichtet, den linken Seitenaltar zu errichten. Sie versprachen, an Stelle der abgebrochenen Sankt Anna Kapelle in der Kirche einen Altar zu Ehren des hl.Joachim und der hlAnna aufzubauen und Messen lesen zu lassen.[*] Auch das Altstetterische Wappen hätte auf dem Altar angebracht werden sollen.

Seit dem 8.Mai 1839 ruht in einem kleinen Schrein auf dem Annaaltar eine wächserne hl.Philomena.

Die beiden Seitenaltäre wurden am 14.Juni 1832 gleichzeitig mit dem Hochaltar geweiht. Vorher waren sie nur altaria portatilia[*].

Seit 1977 besitzt unsere Kirche ein schmiedeisernes Gitter. Nun ist die allen Kirchen eigene Längseinteilung gut sichtbar: Der Raum zwischen Haupteingang und Gitter bildet die Vorhalle, zwischen Gitter und Kommunionbank liegt das Kirchenschiff und dahinter das erhöhte Presbyterium. Doch nicht deshalb ließ der Pfarrer das Gitter errichten. In den letzten Jahren nahmen überall die Kirchendiebstähle immer mehr zu; nur so konnten Figuren, Bilder, Kerzenständer und andere Kirchengeräte geschützt werden. Die Kosten für das Gitter (228330 Schilling) spendeten zum Großteil die Pfarrgläubigen. Der Kunstschlossermeister Wolfgang Gstrein, Buchweg 29, und Malermeister Ewald Mayer, Kohlstatt 38a, der das Fassen (14856 S) besorgte, haben gute Arbeit geleistet. Auch Architekt Ing.Franz Fraidl trug erheblich zum guten Gelingen des Werkes bei.

In der Vorhalle sieht man links die Büste des Fürstbischofs Vinzenz Gasser, ein Werk des heimischen Künstlers Edmund Klotz[*].

Der Gemeinderat Gregor Haslwanter (Hauptstraße 16) regte in der Sitzung am 27.September 1897 an, vom Regierungsbeitrag eine Summe von 50Gulden der Gaßlerschen Familie auszufolgen, damit diese eine Büste des Bischofs besorgen könne. 1903 war sie fertig und sollte feierlich enthüllt werden. Wegen Meinungsverschiedenheiten kam es nicht dazu. Der alte Sonneler (Hauptstraße 34) brachte die Plastik auf einer ,,Radlböga``, mit einem Sack bedeckt, in die Kirche und stellte sie still auf.

An der rechten Wand der Vorhalle befand sich eine Gedenktafel aus Marmor. Sie erinnerte an die Eltern des Fürstbischofs und war ein Werk Josef Gröbers[*]. Sie mußte entfernt werden, als man das Gitter anbrachte.

Bekanntlich war unsere Kirche bis zum Ersten Weltkrieg ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Neben Kerzen und Geld brachten die Wallfahrer auch Votivgaben als Opfer dar. Gegenstände und menschliche Gliedmaßen aus Holz oder Wachs, besonders viele Votivbilder, die trotz ihrer unbeholfenen Malweise doch kleine Volkskunstwerke waren, hingen an den Wänden der Kirche. Sie gaben Zeugnis von vielen Gebetserhörungen.

An dieser Überfülle von Votiven nahmen manche Kirchenbesucher Anstoß. Um 1960 wurden die Opfergaben sortiert; heute hängen nur ein kleiner Teil von ihnen an der hinteren Kirchenmauer. Wir sollten bemüht sein, diesen letzten Rest zu erhalten. In unserer Zeit werden in Kirchen keine Votivgaben mehr aufgehängt. Die ,,Tuifelemaler``, die Votivtafeln und Marterln herstellten, sind beim Aussterben.

http://www.pisch.at/Ernst/Wissen/Dorfbuch/Dorfbuch.html