Die Vornamen unserer Dorfbewohner

In den ältesten Zeiten führten die Menschen nur einen Namen. Der Kern im Gemeinschaftsleben unserer Ahnen war die Sippe. Alle Angehörigen dieser Sippe besiedelten miteinander ein Dorf. Sie hielten sich von den Bewohnern der Nachbardörfer, in denen andere Sippen wohnten, getrennt. Diese Gepflogenheit bestand noch in den ersten Jahrhunderten, nachdem sich die Bayern bei uns niedergelassen hatten, also bis etwa 1000 n.Chr. Es genügte demnach ein Rufname, bzw. ein Taufname nach der Einführung des Christentums, um die einzelnen Mitglieder der Dorfgemeinschaft auseinanderhalten zu können.

Bevor das Christentum tieferen Einfluß auf unsere Vorfahren gewann, führten sie germanische Namen. In den weit zurückliegenden Zeiten bedeuteten sie Segenswünsche der Eltern für ihr Kind. Mit den Rufnamen, deren Sinn heute vielfach nicht mehr verständlich ist, gaben die Eltern ihren Nachkommen gleichsam ein Ziel fürs Leben. Der junge Mensch sollte bestrebt sein, dieses Ziel zu erreichen. So bedeuteten zum Beispiel Edmund Schützer des heimischen Herdes; Gerhard: der Gerstarke; Helga: die Hehre, die Heilige; Frieda: die mildherzige Beschützerin, usw. Erst in christlicher Zeit wurden Taufnamen gebräuchlich, die hauptsächlich römischen, griechischen oder hebräischen Ursprungs waren.

Um 800 n.Chr. hatten die Frauen unseres Landes wohlklingende Namen, wie Leobwina, Glismot, Trudhilt, Waltraut, Werimburg, Gotaswind und Bilihilt. Die Männer nannten sich Reginolf, Petto, Ratpod, Wolprecht, Meginrat, Willahart u.a. Eine Urkunde des Wiltener Klosters aus dem Jahre 926 unterschrieben: Hunold, Lanzo, Ruodprecht, Heinrich, Graman, Gerhoh, Niger, Engildeo, Reginheri, Notart und Sigilant.

In der folgenden Zeit tauchen immer häufiger Namen auf, die uns auch heute noch geläufig sind, so gab es im 13.Jahrhundert Albert, Gottfried, Heinrich, Hermann, Konrad, Kuno u.a.

Auf Urkunden, die über Inzing handeln, finden wir im 14.Jahrhundert folgende Vornamen: Alheit, Arnold, Albrecht, Christan, Dietrich, Friedrich, Fritz, Hans, Heinrich[*], Konrad, Kunz, Mechtild[*], Tolde und Wölfl.

Im 15.Jahrhundert scheint auf Inzinger Urkunden der Name Hans am häufigsten auf. Oft genannt sind auch Erhart, Heinrich, Heinz, Jakob, Jörg, Konrad, Lienhart, Oswald, Paul, Peter, Ulrich, Asem. Seltener vertreten sind Albrecht, Abros, Anna, August, Balthauser, Blasi, Christian, Chunrad, Elbl, Elsbeth, Fridl, Hermann, Josef, Kaspar, Klaus, Kunz, Lenz, Mang, Markus, Markwart, Martin, Michael, Michl, Nikel, Perchtold, Pertl, Sigmund, Stefan, Thomann, Urban, Viktor, Walthest, Wernherr und Wolfgang.

Auch im 16.Jahrhundert zeigen Inzinger Niederschriften die selben Vornamen, dazu noch Adam, Albein, Andrä, Bartlmä, Bernhart, Franz, Gall, Georg, Lamprecht, Mathias, Nikolaus, Rup, Ruprecht, Sebastian, Simon, Ursula, Valentin und Veit.

Im Theresianischen Steuerkataster von 1775, in dem alle Grundbesitzer angeführt sind, kommen folgende Vornamen vor: Johannes (22)[*], Peter (15), Anton (12), Georg (10), Joseph (9), Jakob (8), Franz (8), Anna (8), Andrä (6), Thomas (6), Maria (5), Mathäus (4), Simon (4), Lorenz (4), Paul (4), Mathias (4), Martin (3), Michael (3), Claudia (3), Ignaz (3), Blasi, Gabriel, Bartlmä, Dionisy, Nikolaus, Balthasar, Sebastian, Stefan, Katharina und Ursula je 2. Nur einmal genannt sind Christian, Balthauser, Joachim, Leonhard, Kassian, Adam, Amandus, Bonifaz, Veith, Rosina, Eva, Barbara, Elisabeth und Wulburga.

Ein von Josef Schatz verfaßtes Verzeichnis der Bewohner nach dem Stand vom 31.Dezember 1900 gibt uns Aufschluß über die Vornamen des 19.Jahrhunderts. Unser Dorf hatte damals 899 Einwohner. 469 Personen, also mehr als die Hälfte, hießen Maria. Josef 102, Johann 63, Anna 58, Peter 38, Alois 35, Anton 30 oder Heinrich 30. Die folgenden Namen scheinen seltener, doch mindestens zehnmal oder öfters auf: Franz 26, Aloisia und Josefa 18, Kreszenz 17, Antonia, Julie und Katharina 14, Karl 13, Karolina und Rosa 11, Hermann, Magdalena und Vinzenz 10. Diese 21 angeführten Vornamen verteilen sich auf 655 Personen, das sind fast 3/4 der Bevölkerung. Einige von Schatz verzeichneten Taufnamen werden heute nicht mehr oder doch nur sehr selten gebraucht, so Afra, Angelus, Armella, Balbina, Benedikta, Daniel, Dismas, Dominika, Emilie, Engelbert, Filomena, Gabriel, Genofeva, Ignaz, Isidor, Julius, Kamillus, Kaspar, Koletta, Melania, Philippa, Roman, Serafina, Simon, Valentin, Vinzenza, Walburga und Wendelin.

Männliche Vornamen laut Schülerverzeichnis



  Gruppe
Name I II III
Josef 23 42 49
Johann 16 33 35
Walter 14 6  
Franz 12 20 19
Peter Paul 11 7 12
Karl 10 14 12
Hermann 8 17 11
Friedrich 7 4 3
Erwin 7 1 3
Alfred 7 1 1
Günter 7    
Werner 7    
Helmut 63    
Georg 6 2 3
Ewald 6 1  
Dietmar 6    
Karlheinz 6    
Manfred 6    
Nikolaus, Klaus 6    
Anton 5 14 15
Alois 5 5 9
Herbert 5 4  
Robert 5 2 1



  Gruppe
Name I II III
Gerhard 5 2  
Kurt 5    
Oswald 5    
Rudolf 4 7 4
Otto 4 6 4
Ernst 4    
Reinhard 4    
Heinrich 3 14 14
Hubert 3 3  
Erich 3 2 2
Bruno 2 9  
Paul 2 9  
Wilhelm 2 4 4
Thomas 2 2 2
Adolf 2 2 1
Raimund 2 2  
Meinrad 2 1 2
Ludwig 1 4 6
Albert 1 3 5
Stefan 1 2 1
August 1 3  
Michael 1 1 3
       


Weibliche Vornamen laut Schülerverzeichnis



  Gruppe
Name I II III
Maria 13 40 53
Margarethe, Margret 11 14 2
Annemarie 11 2  
Waltraud 11 2  
Helga 9 2  
Christine 9    
Rosa 7 10 10
Brigitte 7    
Anna 6 35 37
Marianna 6 5 3
Frieda 5 11 1
Herta 5 7  
Gertrud 5 2  
Gertraud 5 1  
Elisabeth 4 8 4
Johanna 4 4 9
Erika 4 1  
Lydia 4    
Gerda 4    
Aloisia 3 9 11
Hilda 3 8 5
Stefanie 3 4 7
Christiane 3 4  
Edith 3 3  
Angelika 3 1  



  Gruppe
Name I II III
Margit 3 1  
Renate 3 1  
Ida 2 11 5
Paula 2 10 8
Helene 2 4  
Katharina 2 3 6
Barbara 2 3 3
Franziska 2   3
Josefine, Josefa 1 8 5
Martha 1 8  
Irma 1 6 2
Agnes 1 4 5
Erna 1 4  
Hermine 1 2 1
Antonia   6 16
Berta   6 3
Theresia   4 5
Julie   3 5
Karolina   3 4
Emma   3 3
Sophia   3 2
Amalia   2 2
Hedwig   1 6
Friederike   1 3
Notburga   1 3


Nach dem Ersten Weltkrieg und noch mehr nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Auswahl der Vornamen viel reichhaltiger geworden. Für die Tabellen der Vornamen auf den Seiten [*] und [*] bildeten ab Schuljahr 1902/03 die Schülerverzeichnisse unserer Volksschule in Abständen von acht Jahren (es bestand achtjährige Schulpflicht) die Grundlage. Die Schuljahre 1950/51, 1958/59 und 1966/67 wurden zur GruppeI, die Jahre 1926/27, 1934/35 und 1942/43 zur GruppeII und 1902/03, 1910/11 und 1918/19 zur GruppeIII zusammengefaßt. Es sind nur Namen angeführt, die insgesamt viermal oder öfters vorkamen.[*]

Wie seit altersher heißen immer noch viele Kinder Josef, Johann und Maria. Die Namen Anna, Aloisia, Paula, Josefine, Antonia, Anton, Heinrich werden immer seltener verwendet. Heute unterliegt die Namensgebung vielfach der Mode. Zum Teil werden alte Namen wieder verwendet, so Andrea, Angelika, Claudia, Gertraud, Waltraud, Klaus usw. oder es werden Namen gegeben, die bisher in Tirol nicht gebräuchlich waren, wie Helga, Ingrid, Lydia, Silvia, Evelyn, Karin, Anitta, Günter, Dietmar, Werner, Karlheinz und Manfred.

http://www.pisch.at/Ernst/Wissen/Dorfbuch/Dorfbuch.html